Köln – Florian Kainz griff sich starr vor Schreck an den Kopf, als Daniel Schlager das Elfmeterschießen für beendet erklärte. Der Österreicher wollte protestieren. Doch der Schiedsrichter hatte die einzig korrekte Entscheidung getroffen. Es war vorbei: Kainz hatte bei seinem Versuch vom Punkt zwar ins Tor getroffen, sich aber den Ball zuvor selbst ans Standbein geschossen, weil er ausgerutscht war.
Zwei Ballkontakte sind beim Elfmeter nicht erlaubt, daher annullierte Schlager den Treffer, und weil der HSV zuvor vier von fünf Versuchen versenkt hatte, der FC dagegen nur drei, war die Partie vorbei und der 1. FC Köln einmal mehr im Achtelfinale des DFB-Pokals gescheitert. Am Ende stand ein 4:5 (0:0, 1:1, 3:4) nach Elfmeterschießen. „Ich bin weggerutscht. Für mich persönlich ist das eine schwierige Geschichte. Ich werde damit umgehen können“, sagte Kainz.
In der letzten Minute der Verlängerung hatte Anthony Modeste noch per Strafstoß zum 1:1 ausgeglichen, nachdem Glatzel für den HSV in der 92. Minute die Führung erzielt hatte. Doch im Elfmeterschießen hatte die Kölner das Glück verlassen. „Wir hatten die Chancen, auch im Elfmeterschießen hatten wir noch die Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen. Es war ein ausgeglichenes Spiel“, sagte Kapitän Jonas Hector.
Viel zu wenig war beim Bundesligisten zusammengelaufen. Im Vergleich zum 0:4 gegen die Bayern am Samstag rotierte Baumgart auf gleich sechs Positionen: Statt Schmitz, Özcan, Schaub, Duda, Kainz und Modeste begannen Ehizibue, Jannes Horn, Thielmann, Ljubicic, Schindler und Andersson. Der Kölner Trainer blieb sich damit treu: Zum Zweitrundenspiel in Stuttgart (2:0) Ende Oktober hatte er acht Veränderungen vorgenommen – um mit dem zweimaligen Torschützen Anthony Modeste den Sieg einzuwechseln. Dieser Plan ging am Dienstag zwar im Ansatz auf, im Ergebnis allerdings nicht. Stattdessen musste sich Baumgart hinterher fragen lassen, warum er gegen die Bayern zwar mit seiner bewährten Taktik angetreten war und eine 0:4-Niederlage in Kauf genommen hatte, dann aber seiner Mannschaft mit zahlreichen Wechseln den Rhythmus genommen hatte. „Es war ein intensives Spiel. Wir sind auch nach dem Rückstand drangeblieben und haben uns das Elfmeterschießen verdient. Wegen zwei Kontakten im Elfmeterschießen auszuscheiden, habe ich auch noch nicht erlebt“, kommentierte Baumgart.
Überlegener Beginn der Kölner
Köln hatte die Partie überlegen begonnen. Der HSV offenbarte größte Schwierigkeiten mit dem Kölner Pressing, technisch fehlte den Gästen die Qualität, sich vom Druck des FC zu befreien. In der achten Spielminute erreichte Andersson einen Eckball, den Mark Uth mit viel Schnitt vor das Hamburger Tor gedreht hatte, doch parierte Heuer Fernandes stark. Gut zehn Minuten später war Andersson erneut im Fokus, als er im Strafraum Ehizibues flache Hereingabe ohne ersichtlichen Grund verpasste. Es war die erste von mehreren sehr unglücklichen Aktionen des Schweden.
In der 22. Minute allerdings traf Andersson eine gute Entscheidung, als er auf Uth passte, der sich den Ball aber auf den falschen Fuß legte und noch an Schonlau scheiterte, der für seinen geschlagenen Keeper rettete. Nach einer halben Stunde musste Köln führen, allerdings wurde auch der HSV kurz vor der Pause noch einmal gefährlich, als Außenverteidiger Moritz Heyer einen Alleingang bis in den Kölner Strafraum trug und satt den Pfosten traf. Den Abpraller schoss Kittel am Tor vorbei, ein Schreckmoment für die Kölner.
Thielmann zu unplatziert, Andersson jämmerlich
Nach der Pause hätte der FC eine Vorentscheidung herbeiführen können, doch erst schloss Thielmann viel zu unplatziert ab. Dann bot Andersson freistehend einen jämmerlichen Kopfball. Es war insgesamt ein zerfahrenes Spiel. Der FC brachte kaum eine Aktion sauber zu Ende, stattdessen gestattete Baumgarts Elf dem Gegner einen Eckball nach dem anderen und ließ immer wieder Lücken. In der 83. Minute traf Heyer zum zweiten Mal an diesem Abend den Pfosten, dann ging es in die Verlängerung – das 0:0 war ein passendes Resultat nach 90 Minuten fußballerischer Dürre.
Mit dem schönsten Angriff des Tages gingen die Gäste in Führung. Nach einem langen Ball auf die linke Seite kam Sonny Kittel an den Ball, düpierte den eingewechselten Schmitz und flankte in den Kölner Fünfmeterraum, wo Hübers unter dem Ball durchsprang und Glatzel das Tor ermöglichte (92.).
Noch einmal hoffte Köln, als Modeste in Kainz’ Flanke von links tauchte, Schonlau nach ihm Griff und so für einen Strafstoß sorgte, den der Franzose selbst verwandelte. Die Tür stand noch einmal offen für die Kölner, doch gelang es ihnen nicht mehr, hindurchzugehen.