AboAbonnieren

Kommentar

Zum Karriereende von Jonas Hector
„Eine Vereinsikone, die man eigentlich nicht ersetzen kann“

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Jonas Hector mit Steffen Baumgart

Jonas Hector (links) beendet im Sommer seine Karriere.

Jonas Hector beendet im Sommer seine Karriere. Damit verlässt den FC eine Vereinsikone, die man eigentlich nicht ersetzen kann. Ein Kommentar.

Nach dem 3:1-Sieg seines 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim genoss Jonas Hector noch die Feierlichkeiten vor dem mit rund 8000 Fans prall gefüllten Gästeblock, bis er dann mit seiner Mannschaft in Richtung Kabine schritt und dort verschwand.

Es dauerte lange, bis überhaupt ein Spieler des 1. FC Köln im Anschluss in der Mixed Zone auftauchte, dem Bereich, in dem die Spieler sich gegenüber den Medien zum Spiel äußern. Ungewöhnlich lange. Stattdessen waren unüberhörbar Applaus und Sprechchöre aus der Gästekabine zu hören. Sie galten Jonas Hector.

Karriereende von Jonas Hector: Elfmeter gegen Italien als Karrierehöhepunkt

Eine große Karriere neigt sich dem Ende entgegen: Nach dem Saisonende wird der Kapitän des 1. FC Köln seine Laufbahn beenden und seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel hängen. Sollte er noch in den restlichen fünf Partien spielen (und davon ist auszugehen), hätte er dann 347 Partien (23) Tore für den FC absolviert. Im Profifußball lief der gebürtige Saarländer für keinen anderen Verein auf, der „Effzeh“ war und ist sein geliebter Klub, den er trotz lukrativer Angebote nie verließ. Dazu kommen 43 Länderspiele (drei Tore). Der Höhepunkt im DFB-Trikot war sicherlich Hectors Teilnahme an der EM 2016 in Frankreich, als er im Viertelfinale gegen Italien den entscheidenden Elfmeter verwandelte.

Seit Monaten geisterte das Gerücht von Hectors Karriereende durch Köln, jetzt ist es traurige Gewissheit. Denn so werden sicherlich viele Fans des 1. FC Köln, aber auch die Mannschaft und Verantwortlichen des Klubs empfinden. Viele hatten noch versucht, Hector umzustimmen, Trainer Steffen Baumgart legte sich besonders ins Zeug. Doch Hector blieb bei seinem Entschluss, den er dem Coach und Sportchef Christian Keller bereits vorab, der Mannschaft aber erst unmittelbar nach dem Sieg in Sinsheim mitgeteilt hatte.

Warum dieser Zeitpunkt fünf Spieltage vor Saisonende? Ganz sicher spielte eine Rolle, dass der FC nach dem Sieg mit nunmehr 35 Punkten so gut wie gerettet ist und auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen wird. Ein Sieg, der ausgerechnet in Hoffenheim gelang, bei einem Gegner, bei dem der FC in den vergangenen Jahren stets untergegangenen war.

Jonas Hector: Unbestrittener Anführer des 1. FC Köln

Hector wird am 27. Mai 33 Jahre alt. Er war und ist keiner, der sein Inneres nach Außen kehrt. Der Mann aus dem beschaulichen Auersmacher ist einer der wenigen Profifußballer, der nicht in den sozialen Netzwerken aktiv ist. Und der trotz seiner Stellung als Kapitän dieses wuchtigen Traditionsklubs nur äußerst selten Interviews gab, zuletzt in Köln gar nicht mehr. Doch in der Kabine, da hat und hatte sein Wort immer ganz großes Gewicht. Er ist der Anführer des 1. FC Köln.

Hector, so beschreiben ihn Weggefährten, ist zudem ein sehr familiärer Mensch. 2018 heiratete er seine langjährige Freundin Anika, Anfang 2021 wurden sie Eltern eines Sohnes. Hector musste aber auch private Schicksalsschläge verkraften. Jonas Hector liebt ganz sicher den Fußball, den 1. FC Köln, die Kameradschaft. Doch Teile des schnelllebigen, permanent aufgeregten Business sind ihm auch zuwider. Das Leben bietet so viel mehr, das weiß der schlaue Profi, der BWL studierte, ganz sicher. Er wird Pläne für die kommenden Jahre haben.

Unbestritten hat der Linksverteidiger, der auch im Mittelfeld so stark auftrumpfen kann, noch die Klasse, um weitere Spielzeiten in der Bundesliga zu bestreiten. Doch er wollte selbstbestimmt seine Karriere beenden. Und zwar dann, wann ihm es passt. Und nicht dann, wenn er vielleicht nicht mehr auf der Höhe seines Schaffens ist. Der 1. FC Köln verliert einen leidenschaftlichen Kämpfer, einen bescheidenen Helden, einen großen Spieler, nach dem Weggang von Lukas Podolski ganz sicherlich den größten der vergangenen Jahre. Und dazu eine Vereinsikone. Eine, die man eigentlich nicht ersetzen kann.