Nie stand der 1. FC Köln nach einem 19. Spieltag schlechter da, doch die Relegation ist nach dem Punkt in Wolfsburg weiter möglich.
Kommentar zum 1. FC KölnAnflüge von Tragik, doch die Hoffnung lebt
Vor zwölf Jahren stand der 1. FC Köln nach dem 19. Spieltag mit 21 Punkten scheinbar komfortabel auf Rang 14. Vier Jahre später war Köln zum gleichen Saison-Zeitpunkt mit zwölf Punkten fast hoffnungsloser Letzter. Am Ende beider Spielzeiten stand der Abstieg. 2012 mit wütendem Platzsturm und der Wand aus schwarzem Rauch. 2018 begleitet von Tränen, Trotz und Treueschwüren.
Noch ist nicht abzusehen, wie Verein und Umfeld reagierten, stünde im Mai 2024 tatsächlich der nächste Abstieg. Klar ist: nie war der FC nach einem 19. Bundesliga-Spieltag schlechter als in diesem Jahr. Die Fallhöhe wäre enorm, wenngleich nicht so groß wie 2018, als man von Platz 5 kam. Derart plötzlich traf den Klub damals der Zusammenbruch, dass die Verantwortlichen hinterher von einem Unfall sprachen, womit sie allerdings den falschen Eindruck erwecken wollten, Opfer äußerer Umstände geworden zu sein. In Wahrheit waren Trainer und Sportchef in stillen Streit verfallen, ohne dass es die Klubführung bemerkt hatte. Ein klares Führungsversagen.
Der Klub gefährdet im Versuch der langfristigen Rettung kurzfristig die Existenz
In diesem Jahr besteht die Tragik allenfalls darin, dass der Klub seine Existenz gefährdet, indem er sich mit hehren Mitteln zu retten versucht. Man muss nicht allzu viel falsch machen, um mit einem der kleinsten Etats der Liga eine der erfolglosesten Mannschaften zusammenzustellen. Tatsächlich waren die jüngsten Management-Entscheidungen von guter Qualität: Die Kölner haben rechtzeitig einen neuen Trainer verpflichtet, der fußballerische Anpassungen vorgenommen hat, die vernünftig erscheinen und Wirkung entfalten. Doch stößt der Kader an seine Grenzen. Kein Geld schießt eben auch keine Tore. Das ist kein Unfall. Die Ursachen liegen in den Fehlern der Vergangenheit und dem Umgang damit.
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Der FC hat sein Geld investiert, als noch welches da war. Doch die Fehlerquote war zu hoch, dann kam die Pandemie, während derer die Kölner begannen, von geliehenem Geld zu leben. Ein solches Vorgehen steuert unausweichlich auf den Punkt zu, an dem ein Strategiewechsel hermuss. Das haben die Verantwortlichen erkannt und sich nach Rücksprache mit ihren Mitgliedern dazu entschlossen, den Verein zu sanieren, und zwar aus eigener Kraft.
Steffen Baumgart forderte die Bosse zuletzt auf, Geld „zu besorgen“, und tatsächlich befreit sich derzeit zum Beispiel Werder Bremen durch regionale Partnerschaften aus der größten Not. Der FC will es anders schaffen, und nichts ist falsch daran. Wenn es funktioniert.
Wer schlechte Karten hat, muss besser spielen. Doch die Kölner waren dazu erst gar nicht in der Lage, denn durch den falschen Umgang mit dem Fifa-Urteil im Fall Potocnik waren sie in ihren Sommertransfers eingeschränkt und in diesem Winter vollends handlungsunfähig. Und das in einer Phase, in der die Konkurrenz kurzfristig ihre Möglichkeiten derart vergrößert, dass die Kölner mit ihrer langfristig angelegten Strategie den Anschluss verlieren könnten. Und zwar endgültig.
Die Mannschaft wirkt stabil, die Jugend verbreitet Frische
Doch die Mannschaft wirkt stabil genug, um eine Wende einleiten zu können. Das Auftreten von Max Finkgräfe sorgt für Hoffnung, sogar Faride Alidou scheint ein Faktor werden zu können. Der FC hat sich unter Timo Schultz stabilisiert, der Kader wirkt erfrischt.
Ein Klassenerhalt gegen den Trend zu Wachstum um jeden Preis ist sportlich weiter möglich und wäre angesichts des hohen Kölner Sanierungstempos ein gutes Signal. Jedoch längst eine Sensation.