Der 1. FC Köln wartet weiter auf den ersten Saisonsieg, in Bremen zeigten sich erneut die Schwächen des Kaders.
Kommentar zum 1. FC KölnDie Krise weckt böse Erinnerungen
Ein Punkt nach fünf Spieltagen, schlechter ist der 1. FC Köln zuletzt 2017 gestartet, als erst im sechsten Spiel ein Punktgewinn gelang. Damals fiel alles auseinander. Die Kölner verloren im September ihren Topspieler Hector durch eine Verletzung, im Oktober den Sportchef und im Dezember ihren Rekordtrainer. Das alles in der Hektik einer Spielzeit, die der FC erstmals seit 25 Jahren im europäischen Wettbewerb verbrachte. Was über Jahre so stabil ausgesehen hatte, kollabierte in Rekordzeit.
Von einer derartigen Kernschmelze scheint der FC in diesen Tagen noch ein gutes Stück entfernt. Doch sollte klar sein: Eine Niederlage gegen den formstarken VfB Stuttgart am kommenden Samstag bedeutete die Einstellung des Negativrekords.
Es sieht also schlecht aus, bald vielleicht schon historisch schlecht. Christian Keller äußerte sich in Bremen nach einer längeren Phase der Sprachlosigkeit deutlich. Der Sportchef ist in einer Branche der Überempfindlichen ein Mann der klaren Worte. Dass er die Probleme klar ansprach, spricht für seinen Führungswillen. Seine Diagnose gibt allerdings Anlass zur Sorge: Als es in der zweiten Halbzeit schwierig wurde, habe niemand mehr den Ball haben wollen, stellte Keller fest – und sprach von „vermeintlichen“ Leistungsträgern. Das geht ziemlich weit, allerdings ist der Anlass zu drastischen Beschreibungen angesichts der Lage gekommen.
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Die Leerstellen im Kölner Kader sind noch nicht neu besetzt
Fraglich ist, wo Keller mit seiner Fehlersuche beginnen sollte. Seine Aufgabe dieses Sommers war, die zentralen Abgänge aufzufangen: Ersatz musste her für Jonas Hector und Ellyes Skhiri. Beide standen zwar nicht dafür, in der Kabine das große Wort zu führen. Doch hatten sie die Fähigkeit, auf dem Rasen ihren Kollegen ein steter Anspielpartner zu sein. Skhiri und Hector verarbeiteten auch unter Druck noch das krummste Zuspiel.
Diese Anker fehlen der Mannschaft nun. Florian Kainz tat sich am Samstag noch hervor; der Kapitän probierte auf neuer Position alles. Doch konnte er die Fehlstellen nicht füllen. Der FC hat jede Stabilität verloren, starke Phasen gehen zu schnell vorüber, um Siege zu landen.
Steffen Baumgart wird nun das Gute an den bisherigen Auftritten betonen müssen, ohne das Schlechte kleinzureden. Zwar ist die Lage noch nicht so chaotisch wie 2017. Doch viel Zeit bleibt nicht für die Wende.