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Kommentar zum FC-TrikotHaben wir wirklich keine anderen Probleme?

Lesezeit 2 Minuten
FC-Fans Stadion

FC-Fans im RheinEnergie-Stadion (Archivbild)

  1. Der FC läuft mit einem neuen Auswärtstrikot auf. Darauf unter anderem zu sehen: die Ditib-Moschee in Ehrenfeld.
  2. Drei... zwei... eins: Aufschrei. Reflexartig geht der Proteststurm los.
  3. Unser Autor fragt sich: Geht es nicht eine Nummer kleiner? Ein Kommentar

Das Echo war gewaltig und laut, als bekannt wurde, dass die Spieler des 1. FC Köln in der neuen Saison in Trikots mit der Kölner Skyline auflaufen, auf der neben dem Dom auch die Moschee in Ehrenfeld zu sehen ist. Schnell gab es dafür insbesondere von Rechtsaußen einen Proteststurm und Beschwerden bis hin zur Kündigung der Mitgliedschaft. Mit dem musste man wohl rechnen. Aber auch unabhängig von dieser Gruppe wurde dem FC von einigen gleich Ahnungslosigkeit unterstellt oder – schlimmer noch – Armseligkeit und Anbiederung vorgeworfen.

Da fragt man sich: Geht es nicht eine Nummer kleiner? Haben wir derzeit wirklich keine anderen Probleme? Halten wir fest: Der FC präsentiert wohlgemerkt ein Auswärtstrikot, auf dem auch eine kleine Silhouette der neuen Moschee zu sehen ist. Natürlich, sie ist das Projekt und Aushängeschild der umstrittenen Ditib, die unter der Kontrolle der staatlichen türkischen Religionsbehörde steht und als verlängerter Arm Ankaras gilt.

Der FC zeigt seit Jahren klare Kante

Die Auswahl ist vielleicht nicht besonders geschickt, aber dem FC prompt zu unterstellen, dass er sich schlichtweg falsch positioniert oder sogar den Schulterschluss mit Erdogan probt, ist absurd. Dem 1. FC Köln kann man sicherlich einiges vorwerfen, aber bei gesellschaftlichen Themen zeigt er seit Jahren klare Kante: Der Verein steht für eine offene, multikulturelle Gesellschaft und gegen Rassismus und Ausgrenzung in jeglicher Form. Diese Moschee steht vielleicht nicht symbolisch für die türkische Community in Köln, aber man darf dem FC dennoch sehr wohl abnehmen, dass er so alle Fans ehren und einbinden wollte – ganz gleich, an wen sie glauben, woher sie kommen, wie sie leben, was sie haben und wen sie lieben.

Schlimm ist nicht die kleine Silhouette der Moschee, sondern der Empörungs-Reflex, der bei einigen sofort eintritt und offenbar im Zeitgeist liegt.

Unstrittig bleibt indes, dass der Dom das weltbekannte und geliebte Wahrzeichen Kölns und das Symbol für die christliche Kirche ist. Mit dessen Bau wurde 1248 begonnen. Übrigens zu einer Zeit, als die Kreuzzüge Leid und Schrecken brachten.