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Kommentar zum Umgang mit WehrleDer Stil der FC-Führung ist unwürdig

Lesezeit 3 Minuten
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Präsident Werner Wolf (links) und Geschäftsführer Alexander Wehrle

Köln – Der letzte Satz in der Pressemitteilung des 1. FC Köln zu den Veränderungen auf der Geschäftsführer-Ebene lässt tief blicken. In einem Halbsatz, der zugleich der Schlusssatz und mehr ein nachgeschobener Gedanke war, kommunizierte der Klub mal so eben, dass Geschäftsführer Alexander Wehrle, der seit geraumer Zeit operativ wichtigste Mann beim FC, seinen Vertrag nicht verlängern und somit den Verein verlassen wird. Keine weiteren Erklärungen. Keine Ausführungen, ob der Klub noch um Wehrle kämpfen will, der von seinem Ex-Verein VfB Stuttgart umworben wird.

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Wie es auch immer dazu gekommen sein mag, dieser Stil ist unwürdig und überhaupt nicht von Offenheit geprägt. Und er zeigt auf, dass man sich offenbar nicht mehr viel zu sagen hat. Obwohl Wehrle noch einen Vertrag bis 2023 hat, wird er den FC sicherlich rasch verlassen – eine Einigkeit des FC mit dem VfB Stuttgart vorausgesetzt. Wenn es dem Vorstand wichtig gewesen wäre, mit Wehrle auch in die Zukunft zu gehen, dann hätte er dem DFL-Präsidiumsmitglied nicht nur die Vertragsverlängerung über ein Jahr angeboten, den Wehrle in seiner Situation nicht als Vertrauensbeweis und Wertschätzung seiner bisher neunjährigen Arbeit im Klub ansehen konnte und deshalb auch nicht annahm. Kein Geheimnis ist, dass sich Wehrle hingegen eine langfristige Zukunft beim FC unter gewissen Umständen vorstellen konnte.

Vorstand baut den 1. FC Köln weiter um

Der Vorstand entschied sich anders – was sein gutes Recht ist. Und baut den Verein weiter um. Christian Keller wird neuer Sportchef, mit Philipp Türoff holte der FC einen neuen kaufmännischen Geschäftsführer, der eine beeindruckende Vita aufweist. Zwei vielversprechende, noch recht junge Geschäftsführer, die allerdings noch keine Bundesliga-, geschweige denn DFL-Erfahrung haben (können) und sicher auch noch nicht mit den besonderen Verhältnissen rund um den Klub und dieser besonderen Stadt vertraut sind.

Das hingegen ist Alexander Wehrle, der sicher nicht immer alles richtig machte, aber neben seinen fachlichen und kommunikativen Fähigkeiten und seinem Netzwerk auch Leidenschaft für den FC zeigte und so zu einem Gesicht des Vereins wurde. Nebenbei war es vor allem Wehrle, der den 2017 für 30 Millionen Euro nach China gewechselten Anthony Modeste zum Nulltarif nach Köln zurückholte und dafür erst einmal heftig kritisiert, ja sogar angefeindet wurde. Heute liegt Köln Torjäger Modeste zu Füßen. Für Wehrle einen adäquaten Nachfolger zu finden, dürfte alles andere als eine leichte Aufgabe werden – auch wenn natürlich nicht gleich das Chaos ausbrechen wird.

Eine Frage des Stils

Trainer Steffen Baumgart wollte um Wehrle kämpfen. Es scheint ein aussichtsloser Kampf. Wieder verlässt einer den FC, der laut des Coaches entscheidend war, dass er nach Köln wechselte. Baumgart wirkt alles andere als begeistert. Sportchef Horst Heldt wurde einen Tag nach der erfolgreichen Relegation gegen Kiel von seinen Aufgaben entbunden. Für diese Entscheidung gab es berechtigte Argumente. Doch es geht um den Stil, den die Führung nicht nur bei Heldt, sondern auch im Umgang mit Rettungstrainer Friedhelm Funkel und jetzt mit Wehrle vermissen lässt. Dabei hieß das Wahlkampfmotto des Vorstands 2019 doch: „Gemeinsam gewinnen wir alle.“