Beim 0:0 gegen den Champions-League-Aspiranten war Köln dem Sieg näher als Union. Beide Trainer zeigten sich zufrieden mit dem Resultat.
Nach 0:0 bei Union BerlinBaumgart sieht FC auf dem richtigen Weg und bereit für Bochum
Die Partie am Samstag an der Alten Försterei zu Berlin-Köpenick war auf vielen Ebenen eine besonders ausgeglichene. Über dem Samstagnachmittag prangte das Resultat von 0:0, und nach dem Schlusspfiff willigten beide Trainer gern ein. Vor allem Steffen Baumgart. „Wenn wir auf den Statistikbogen schauen, sehen wir, dass es ein ausgeglichenes Spiel war. Beide Mannschaften wollten den Sieg“, kommentierte Steffen Baumgart nach dem Punktgewinn in seiner Wahlheimat. Der Kölner Trainer lebt unweit des Stadions und blieb auch für den Rest des Wochenendes in Berlin.
Gegen eine Mannschaft, die um die Champions League spielt und auf dem Weg ins Achtelfinale der Europa League unlängst Ajax Amsterdam aus dem Weg räumte, schien ein 0:0 wie das perfekte Resultat. Doch waren die Kölner nicht vollends zufrieden. Denn der FC verzeichnete ein klares Chancen-Übergewicht. „Aus meiner Sicht hatten wir die besseren Torchancen, wo Union einen guten Torwart hatte. Trotzdem bin ich zufrieden mit dem Punkt“, sagte Baumgart.
„1. FC Köln war ein bisschen gefährlicher“
Steffen Baumgart hat einst zwei Jahre bei Union gespielt, zweimal war er in diesen Zeiten „Unioner des Jahres“, viel mehr geht nicht. Der gebürtige Rostocker mag Union, umso mehr hätte ihm ein Sieg in der alten Heimat bedeutet bei einem Verein, der seit mehr als einem Jahr kein Spiel mehr im eigenen Stadion verloren hat. „Ich hätte mich gefreut“, sagte der 51-Jährige, und sein Kollege Urs Fischer unterstützte den Eindruck, dass Köln dem Sieg näher gewesen war als die Heim-Elf. „Köln war ein bisschen gefährlicher. Ich muss aber sagen, dass wir in der zweiten Hälfte um ein Gegentor gebettelt haben. Wir haben schon unseren Teil dazu beigetragen, dass Köln gefährlich war. Wir können uns bei unserem Torwart bedanken. Das Spiel mit dem Ball war sicherlich ungenügend“, befand der Schweizer.
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Deutliche Worte waren das, und Fischer erlebt bei allem Erfolg derzeit tatsächlich eine kleine Delle in der Bundesliga. Drei Spiele ist Union nun ohne Sieg und Tor, im Kampf um die Meisterschaft, in den Union zuletzt durchaus geraten war, ist das etwas wenig. Die Eisernen haben den direkten Kontakt zur Spitze verloren. Und am Samstag gegen Köln sahen sie nicht wie eine Mannschaft aus, die im eigenen Stadion praktisch unschlagbar ist. Auch im Angriff blieben die Gastgeber Vieles schuldig. „Es wäre ein bisschen einfach, alles auf das fehlende Spielglück zu beziehen. Man braucht die Präzision, speziell auf den letzten 30 Metern“, sagte Fischer.
Auch der 1. FC Köln wartet seit drei Spielen auf ein Tor, der letzte Sieg datiert wie bei den Berlinern vom 20. Spieltag. Baumgart hatte dennoch überwiegend Lob übrig für seine Mannschaft, die in der vergangenen Trainingswoche intensiv an ihren offensiven Abläufen gearbeitet hatte. „Die Abläufe waren vorher auch nicht so schlecht. Es haben wieder ein paar Zentimeter gefehlt. Die Torschüsse waren aber gut. Ich habe viel von dem gesehen, was ich einfordere. Deswegen kommen wir der Sache immer näher“, beschrieb Baumgart.
Steffen Baumgart kann gut mit dem Punkt für den 1. FC Köln leben
Zehn Schüsse verzeichneten die Statistiker für die Kölner; Hector, Kainz, Martel und Tigges zwangen Frederik Rönnow im Tor der Berliner zu Paraden, der Däne war der beste Mann auf dem Platz. Baumgart konnte gut damit leben. Der Abstand seiner Mannschaft auf die Abstiegsplätze bleibt stabil, spielerisch wirkte Köln am Samstag im Fluss, was Hoffnung macht für die wichtige Partie am Freitagabend (20.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion gegen den hoch abstiegsgefährdeten VfL Bochum. Köln zeigte sich am Samstag in der speziellen Atmosphäre der Alten Försterei gefestigt. „Die Spieler sind bei sich geblieben. Das ist das Schöne bei den Jungs: dass sie immer an sich glauben.“
Baumgart dokumentierte seine Zufriedenheit auch, indem er auf seine gewohnten Wechsel verzichtete. Üblicherweise tauscht der Trainer von der 60. Minute, am Samstag ging Florian Kainz in der 84. Minute als erster Kölner vom Platz, weil beim Österreicher ein wenig die Kräfte schwanden. Sargis Adamyan und Tim Lemperle kamen noch kurz vor dem Schlusspfiff, um den Rhythmus der Berliner Schlussoffensive zu brechen. „Die Mannschaft hat gut funktioniert. Die Jungs sahen frisch aus, sind marschiert. Die Daten waren weiter vernünftig. Es gab keinen Grund, zu wechseln“, erläuterte Baumgart.
Ein weiteres Detail, das die Mannschaften einte, war der Platz. Der Rasen an der Alten Försterei war erst am Donnerstag verlegt worden und angesichts der trockenen Kälte in Berlin offenbar schlicht zu leicht, um satt im Stadion zu liegen. Entsprechend stumpf war der Untergrund. „Der Rasen war für alle gleich stumpf. Es haben sich alle ganz gut darauf eingestellt“, sagte Baumgart, und Gastgeber Fischer schloss: „Es war für beide nicht einfach. Gut war das sicherlich nicht heute.“