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Neuer Trainer des 1. FC KölnSteffen Baumgart will begeistern

Lesezeit 4 Minuten
Baumgart_Stadion

Steffen Baumgart am Rhein-Energie-Stadion 

Köln – Steffen Baumgart erscheint fünf Minuten zu früh zu seiner Antritts-Pressekonferenz als Trainer des 1. FC Köln im Rhein-Energie-Stadion, er ist bereit: „Ich bin sehr aufgeregt“, gesteht er, „aber ich glaube, das ist normal. Ich freue mich auf die Aufgabe und auf das, was kommt.“ Der 49-Jährige scheint insgesamt ein gutes Zeitmanagement zu haben, er ist sogar schon dazu gekommen, sich mit einer Kappe des 1. FC Köln ausstatten zu lassen, ohne die man ihn selten bei der Arbeit sehen wird. Sogar die Details stimmen: Auf der Kopfbedeckung prangt die 72, Baumgarts Geburtsjahr. Die Zahl begleitet den ehemaligen Stürmer durchs Leben, auch seine Mitgliedsnummern bei Herzensklub Union Berlin und dem SC Paderborn sind die 72. Damit es in Köln so weit kommt, wird wohl einiges geschehen müssen. Einerseits ist Baumgart keiner, der eine Mitgliedschaft mal eben so eingeht. Andererseits wird auch der 1. FC Köln ein paar Erfolge und viel Wohlverhalten im Sinne des Vereins abwarten, bevor er dem gebürtigen Rostocker eine zweistellige Mitgliedsnummer andient.

Die Größe des Vereins

115 000 Mitglieder hat der 1. FC Köln, ein gutes Maß für die Größe des Klubs. Baumgart beurteilt allerdings zunächst, was er sieht im Konferenzsaal des Kölner Stadions: „Wie groß der Klub ist, sehen wir ja schon hier. In Paderborn war der Raum etwas kleiner, die Gruppe der Journalisten übersichtlicher. Auch das ist ein Ausdruck von Größe.“

Seit einigen Wochen steht fest, dass er den 1. FC Köln zur neuen Saison übernehmen wird. Als sich Baumgart für Köln entschied, war nicht klar, in welcher Liga er sein Amt antreten würde. Doch das war nachrangig, Baumgart hat schon andere Konstellationen erlebt. Als er im April 2017 den SC Paderborn in der Dritten Liga übernahm, holte er zwar in den verbleibenden fünf Spielen noch elf Punkte, konnte den sportlichen Abstieg in die Regionalliga jedoch nicht mehr verhindern. Dennoch zahlte sich der Endspurt aus, denn Baumgart hatte den SCP in die Lage gebracht, als Nachrücker in der Liga zu bleiben, weil Zweitliga-Absteiger 1860 München keine Lizenz erhielt. Nach dem Klassenerhalt am Grünen Tisch führte Baumgart die Paderborner zum direkten Aufstieg in die Zweite Liga, ein Jahr später vollendete er den Durchmarsch in die Bundesliga. In Köln steigt er ein paar Stockwerke höher ein als damals in Paderborn, dennoch sieht er viel Luft nach oben. Der Reiz liege darin, „etwas zu entwickeln. Wir wollen sportlichen Erfolg, dem Verein ein Gesicht geben, für etwas stehen. Dann werden wir sehen, ob der Verein wieder zu der Größe findet, die er haben sollte.“

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Die Saisonziele will Baumgart zunächst mit der Mannschaft besprechen, aber er lässt durchschimmern, dass er mehr will als den bloßen Existenzkampf. „Wir reden immer vom Klassenerhalt, aber wer mich kennt, der weiß, dass ich schon ein bisschen mehr möchte“, sagt er. Baumgart ist geprägt von der Zeit unter Trainer Frank Pagelsdorf bei Hansa Rostock. Der gab einst in der Zweiten Liga den Aufstieg als alleiniges Saisonziel aus, obwohl alle glaubten, gegen den Abstieg spielen zu müssen. Als der Aufstieg tatsächlich gelungen war, forderte Pagelsdorf für das Folgejahr das internationale Geschäft – Hansa wurde Sechster. Baumgart mag es, sich große Ziele zu setzen.

Und er mag Angriffsfußball. Paderborn erzielte unter seiner Leitung einmal 90 Saisontore, auch in Köln will er offensiv spielen lassen. „Wenn man die Stimmung in diesem Stadion sieht: Wir wollen versuchen, hier Tore zu schießen – auch auf die Gefahr hin, dass es hinten mal eins mehr gibt.“

„Es hat direkt gefunkt“

Er will die Wucht des Vereins nutzbar machen. „Du musst hier niemanden für den Klub begeistern. Die Ränge hier sind immer voll dabei, aber das muss auf dem Platz auch zu sehen sein. Das muss ich tragen und Leistung bringen. Wir dürfen nicht nur darüber reden, will toll der Klub ist. Wir müssen es auf dem Platz zeigen. Diese Stimmung verdient es, den entsprechenden Fußball zu zeigen. Es gibt Stadien, die für etwas stehen. Dieses Stadion soll für schönen Fußball stehen.“

Jörg Jakobs sitzt an Baumgarts Seite und scheint zufrieden. „Bei mir hat es direkt gefunkt“, berichtet er von den ersten Gesprächen mit dem neuen Mann, „das habe ich direkt weitergegeben, weil ich der Überzeugung bin, dass Steffens Ansatz mit seiner fordernden Art und der klaren Ansprache die entscheidenden Prozentpunkte rauskitzeln kann. Das wird uns helfen, Ziele zu erreichen. Wir haben sehr viel Qualität im Kader. Was Steffen ausstrahlt, wird uns weiterbringen.“