Das 0:2 bei Union Berlin nach überlegener erster Halbzeit könnte beim 1. FC Köln nun zu Konsequenzen führen.
Niederlage bei Union BerlinKölner Krise nimmt dramatische Züge an
Als es vorbei war, hatte sich das untere Tabellendrittel neu sortiert: Union Berlin stand nach dem 2:0 (0:0)-Heimsieg über den 1. FC Köln auf Rettungsrang 15 und damit dort, wo Köln zu Beginn des Spieltages hingewollt hatte. Doch nach der Niederlage in Köpenick überwintert die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart nun auf dem direkten Abstiegsplatz 17, drei Punkte hinter Union und in einer tiefen Krise. Zehn Punkte und zehn Tore nach 16 Spielen – das ist auch die Bilanz eines Absteigers.
Nach ordentlich geführter, aber offensiv deutlich zu schwacher erster Halbzeit trafen Benedict Hollerbach (55.) und David Fofana (78.) für die ebenfalls schwer kriselnden Hauptstädter. Köln geht damit schweren Zeiten entgegen. „Es ist extrem schwierig, vor allem wenn man die erste Halbzeit sieht. Wir hatten es unter Kontrolle. Dann haben die Unioner unsere Fehler gnadenlos ausgenutzt. Nach dem 0:1 war es schwierig, zurückzukommen. Bitter“, sagte FC-Keeper Marvin Schwäbe, auch im Stadion an der Alten Försterei stärkster Kölner.
Steffen Baumgart droht nun die Ablösung, sein Nachfolger hätte eine Winterpause lang Zeit, die Mannschaft auf das Heimspiel gegen Aufsteiger Heidenheim vorzubereiten. „Wir waren aus meiner Sicht über weite Strecken die bessere Mannschaft, haben es aber nicht geschafft, das 1:0 zu machen. Fußball ist ein Ergebnissport und das Ergebnis fällt für uns heute sehr enttäuschend aus“, sagte der Trainer. Marvin Schwäbe stützte Baumgart: „Wir stehen voll und ganz hinter dem Trainer und wissen, was wir an ihm haben. Wir wissen, dass wir immer einen guten Plan an die Hand bekommen. An ihm liegt es nicht.“
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„Ich gehe davon aus, dass meine Jungs die Worte des Trainers annehmen und die Stimmung des Stadions aufnehmen“, sagte Steffen Baumgart vor dem Anpfiff: „Gas geben, Spaß haben“, empfahl der frühere Union-Stürmer seiner Mannschaft.
Viel Stimmung war allerdings zunächst nicht an der Alten Försterei. Die Fans des mithilfe klug eingesetzten Investorenkapitals bis in die Champions League vorgestoßenen Klubs setzten die Unterstützung ihrer Mannschaft für zwölf Minuten aus, um gegen die Entscheidung der DFL zu protestieren, mit Investoren zu verhandeln. Die Stille im Stadion trug zu einem guten Start der Gäste bei. Köln hatte viel Ballbesitz, eine hervorragende Passquote und zeigte sich gut strukturiert. Das lag auch daran, dass die Unioner Spieler den Boykott ihrer Fans über die 13. Minute hinaus fortsetzten und sogar noch verschärften, indem sie sich der Partie vollends verweigerten.
Der FC blieb trotz lebendiger Spielführung einmal mehr bemerkenswert harmlos. Die Gäste waren beim Champions-League-Teilnehmer zwar die klar bessere Mannschaft. Doch wenig Zwingendes sprang heraus. Zwei Minuten vor der Pause waren die Berliner dann doch auf die Qualität ihres so formstarken Torhüters angewiesen, als Frederik Rönnow nacheinander gegen Carstensen und Thielmann parierte. Zur Halbzeit blieb auf Kölner Seite vor allem die Erkenntnis, einen lausigen Auftritt der Unioner nicht ausgenutzt zu haben.
Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Kölner die Mannschaft im Ballbesitz, doch wussten sie nichts anzufangen mit den gewaltigen Räumen, die Union ihnen bot. Stattdessen machten die Eisernen aus dem Nichts das 1:0. Kevin Volland düpierte Kölns Abwehrchef Timo Hübers und brachte den Ball ins Zentrum zu Hollerbach, der Martel auf dem falschen Fuß erwischte und aus spitzem Winkel mit links und vollem Risiko abschloss. Zwei feine Einzelleistungen der Berliner, zwei schwache Kölner Zweikämpfe – schon war es passiert. Union führte durch den Spieler, der im Sommer beinahe aus Wiesbaden ans Geißbockheim gewechselt wäre und seinen Treffer feierte wie Cristiano Ronaldo, was etwas unangenehm war.
Schwäbe überragt, doch Fofana gelingt das 2:0 für Union
Es wurde schlimmer. In den Minuten nach der Berliner Führung musste Marvin Schwäbe gleich mehrfach stark parieren, Juranovic und Kral verpassten die frühe Entscheidung. Die folgte in der 78. Minute durch David Fofana, dem ebenfalls aus spitzem Winkel per Gewaltschuss das 2:0 gelang. Es war mit dem 26. Torschuss der Saison der erste Treffer des Ivorers.
Köln rannte weiter an, doch der Befund blieb: Keine Gefahr für das Berliner Tor. Sechs Minuten Nachspielzeit veranschlagte der Schiedsrichter, doch hätten die FC-Profis wohl auf ihren Urlaub verzichten und bis ins neue Jahr durchspielen können, ohne je ein Tor zu erzielen.
So stand zum Ende des Jahres eine nicht nur für das Tabellenbild folgenreiche Niederlage. Steffen Baumgart dürfte der logische erste Kandidat sein, wenn es in der Analyse darum geht, personelle Konsequenzen aus der Malaise zu ziehen.
An der Mannschaft werden die FC-Verantwortlichen nicht mehr viel verändern können. Abgesehen von der problematischen Kassenlage und der zuletzt mehrfach unter Beweis gestellten Schwäche beim Auffinden echter Verstärkungen droht den Kölnern zum Fest das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs in Lausanne – auch da rechnet niemand mehr mit guten Nachrichten.
Berlin: Rönnow - Juranovic, Knoche, Leite, Roussillon (62. Trimmel) - Haberer (68. Bonucci), Khedira - Volland, Schäfer (85. B. Aaronson), Hollerbach (62. Kral) - K. Behrens (46. Fofana); Köln: Schwäbe - Carstensen, Hübers, Heintz, Finkgräfe (80. Schmitz) - Martel (74. Kainz), Huseinbasic - Thielmann (60. Ljubicic), Uth (74. Waldschmidt), Maina - Selke (74. F. Dietz); Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach); Zuschauer: 22 012 (ausverkauft); Tore: 1:0 Hollerbach (55.), 2:0 Fofana (78.).