Wegen ihrer Seltenheit sind Auswärtserfolge beim FC Bayern München stets bemerkenswert. Der letzte Sieg des 1. FC Köln im Münchener Olympiastadion war ein trügerischer Triumph.
1. FC KölnAls ein Sieg bei den Bayern für trügerische Sicherheit sorgte
Die Saison 1997/98 sollte ganz im Zeichen des 50. Geburtstag des 1. FC Köln stehen. So wurde erstmals ein Sondertrikot anlässlich dieses Jubiläums aufgelegt. Die Feierlaune wurde früh getrübt. Dem Aus im Halbfinale des Intertoto-Cup folgte das Erstrunden-Aus im DFB-Pokal beim Regionalligisten SSV Ulm.
Nach dem siebten Spieltag stand der 1. FC Köln erstmals in dieser Spielzeit auf einem Abstiegsplatz. Der Kontakt zur Abstiegszone blieb ein roter Faden in den folgenden Monaten.
FC-Stürmer Polster fehlt gesperrt
Am 24. Spieltag stand die schwere Aufgabe im Münchener Olympiastadion beim FC Bayern an. Der Rekordmeister rangierte nur auf Tabellenplatz Zwei. Aufsteiger Kaiserslautern führte überraschend das Klassement an. Als Erschwernis musste der 1. FC Köln auf den gesperrten Toni Polster verzichten.
Vor 45.000 Zuschauern wehrte sich der 1. FC Köln mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Etwas glücklich für den FC ging es torlos in die Halbzeit. Kurz nach Wiederbeginn nahm die Überraschung ihren Lauf. Markus Münch erzielte nach einem der wenigen Kölner Konter die Führung für die Gäste.
Khodadad Azizi triff gegen den FC Bayern
Als dann, ebenfalls nach einem Konter, Khodadad Azizi auf 2:0 für den 1. FC Köln erhöhte, waren es auf einmal die Bayern, denen nichts mehr einfiel. Die Kölner warfen sich in jeden Münchener Angriffsversuch und brachten das Ergebnis über die Zeit.
An diesem 28. Februar 1998 waren nahezu zeitgleich die Kölner Haie in der DEL-Meisterrunde beim Erzrivalen Düsseldorfer EG zu Gast. Das erste Duell hatten die Haie mit 5:2 für sich entschieden. Um eine Vorentscheidung zu vermeiden, mussten die Düsseldorfer zwingend in der Serie ausgleichen.
Haie- und DEG-Fans feiern gemeinsam FC-Führung
Kurz vor Spielende führte die DEG mit 2:1, als sich der Stadionsprecher zu Wort meldete. In Anspielung auf den Höhner-Hit rief er den mitgereisten Haie-Fans sinngemäß zu: „Die Kölner Karawane muss nicht traurig sein, denn der 1. FC Köln führt in München!“ Überraschenderweise freute sich ein Großteil der anwesenden Eishockey-Fans über diesen unerwarteten Zwischenstand aus der Fußball-Bundesliga. Vielleicht waren dem Stadionsprecher die vielen tragbaren Radios bei den Kölnern im Stadion an der Brehmstraße aufgefallen. Trotz der knappen Niederlage konnten sich die Haie in der Serie schlussendlich mit 3:1 durchsetzen.
Beim Anhang des 1. FC Köln dagegen herrschte nach dem Sieg in München Erleichterung und Euphorie. Der erste Erfolg beim FC Bayern nach fast 16 Jahren. Tatsächlich schien das oft zitierte Abstiegsgespenst in Müngersdorf nicht heimisch zu werden.
Trügerische Sicherheit für den 1. FC Köln
Auf den Coup in München folgten ein Heimsieg gegen Hertha BSC und ein torloses Unentschieden gegen Rostock. Im Spiel gegen die Hanseaten wurde dem 1. FC Köln sogar unberechtigterweise ein Tor wegen Abseits aberkannt. Nach einem weiteren Heimsieg gegen den VfL Bochum und einem Punktgewinn beim Europapokal-Anwärter VfB Stuttgart schien der FC so gut wie gerettet.
Eine trügerische Sicherheit machte sich am Geißbockheim breit. Doch fünf Niederlagen in Serie später, darunter das Nachholspiel beim FC Schalke 04 mit dem Skandal um das Handspiel von Oliver Held, rutschte der 1. FC Köln jeden Spieltag einen Tabellenplatz weiter Richtung Abstieg.
Verpasste Chancen gegen Karlsruhe und 1860 München
Nach dem 1:2 bei Tabellenschlusslicht Arminia Bielefeld am 33. Spieltag verblieb nur noch eine theoretische Chance auf den Klassenerhalt, die dann am letzten Spieltag nach einem 2:2 gegen Bayer Leverkusen endgültig vertan war. Der erste Abstieg der Vereinsgeschichte war besiegelt.
So verkam der letzte Erfolg im Münchener Olympiastadion, vor dem Umzug des FC Bayern in die Allianz-Arena, zur Makulatur. Punkte gegen die direkten Konkurrenten wie den Karlsruher SC oder den TSV 1860 München wären weitaus wichtiger gewesen. Sollte der Mannschaft von Timo Schultz beides gelingen, würde ein Erfolg beim FC Bayern vor allem im Nachhinein noch süßer schmecken.