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FC-Trainerwechsel deutet sich anTimo Schultz schon nicht mehr in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Timo Schultz nach dem Spiel des 1. FC Köln beim VfL Wolfsburg im Januar

Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Timo Schultz nach dem Spiel des 1. FC Köln beim VfL Wolfsburg im Januar

Der Trainer des Absteigers weilt schon nicht mehr in Köln. Geschäftsführer Christian Keller bleibt im Amt, kann aber nicht mehr allein entscheiden.

Am Freitag war Timo Schultz schon zurück in Hamburg, die Gespräche über die Zukunft des Trainers sind offenbar abgeschlossen. Vieles deutet darauf hin, dass der zum 30. Juni auslaufende Vertrag des Ostfriesen nicht verlängert wird – gegen Christian Kellers Wunsch. Doch gab es in Vorstand und Geschäftsführung eine klare Mehrheit gegen den Vorschlag des Kölner Sportchefs, am Trainer festzuhalten. Offenbar war Keller am Ende allein mit seiner Ansicht, es könne eine Zukunft beim 1. FC Köln geben für Schultz, der gern am Geißbockheim weitergearbeitet und sich als Zweitliga-erfahrener Trainer den Neuaufbau zugetraut hätte.

Man kann trotz dieses Konflikts nicht behaupten, der 1. FC Köln präsentiere sich in den Tagen nach dem Abstieg als kopfloses Gebilde, das kurzfristig von der Emotion getragene Entscheidungen trifft.

Ich bin ein Eifler Bauer, ich bleibe bei meinem Wort. An der Personalie Christian Keller gibt es nichts zu rütteln
FC-Präsident Werner Wolf

Tatsächlich war seit Samstagabend kaum mehr etwas zu hören aus dem Geißbockheim. Abgesehen von Werner Wolf, der am Pfingstmontag sein Bekenntnis zu Geschäftsführer Christian Keller erneuerte. „Ich bin ein Eifler Bauer, ich bleibe bei meinem Wort. An der Personalie Christian Keller gibt es nichts zu rütteln“, erklärte der Präsident. Die Worte waren am Rande des Spiels der FC-Frauen gegen Eintracht Frankfurt zwar so gesagt und auch nicht anders gemeint. Allerdings waren sie nicht zur Veröffentlichung freigegeben. So trug das Zitat vom Eifler Bauern bei Fans und Mitgliedern zum Eindruck bei, dass da eine Vereinsspitze am Werk ist, die sich darin gefällt, an ihren Ansichten festzuhalten.

Doch tatsächlich hadern auch die Verantwortlichen mit der Lage. Der 1. FC Köln tut sich schwer, die „Aufräumarbeiten“, von denen Wolf zu Pfingsten sprach, rasch umzusetzen. Dafür spricht, dass Schultz auch am Freitag noch im Amt war.

Keller glaubte auch nach dem Schock von Heidenheim weiter an Schultz

Der Trainer, der in 18 Partien mit dem 1. FC Köln allenfalls andeutete, welche Pläne er mit der Mannschaft hatte, ist mit der Enttäuschung des 1:4 in Heidenheim aus der Saison gegangen. Mission verfehlt also – doch losgelöst vom Schock des letzten Spieltags ist Schultz nach wie vor der Mann, den Keller im Januar verpflichtete. Da schien es nur folgerichtig, dass der Geschäftsführer Sport am 46-Jährigen festhalten wollte.

Ein Vorgang, der ins Bild passt. Für Keller gilt aus Sicht des Vorstands dasselbe wie aus Kellers Sicht für Schultz: Keller hatte wie der Trainer einen klar definierten Auftrag. Er sollte mittels eines Sparplans zur Sanierung des Klubs beitragen, ohne allerdings darüber abzusteigen. In Verbindung mit der vollständigen Fehleinschätzung der Potocnik-Affäre wären das ausreichend Gründe gewesen, sich von Keller zu trennen. Doch ist der Vorstand weiter überzeugt vom ehemaligen Regensburger und sieht trotz Abstiegs und Transfersperre die mittel- bis langfristige Perspektive. Man wolle den Teufelskreis populistischer Personalentscheidungen durchbrechen, ließ Wolf zuletzt wissen.

Werner Wolf steht weiter zu seinem Geschäftsführer Christian Keller, der seit April 2022 amtiert.

Werner Wolf steht weiter zu seinem Geschäftsführer Christian Keller, der seit April 2022 amtiert.

Mit einer deutlichen Einschränkung: Keller wird nun erkennen müssen, beim 1. FC Köln nicht der alleinige Entscheider in allen relevanten Fragen zu sein. Nach den in Solomission geführten Verhandlungen mit Olimpija Ljubljana und zahlreichen personellen Fehlentscheidungen sind die Bosse offenbar nicht mehr bereit, Keller auch noch allein und gegen ihre Überzeugung über die Zukunft auf dem Trainerposten entscheiden zu lassen. Es wäre eine Richtungsentscheidung. Der Vorstand behält Keller, weil man auf der Suche nach einem Nachfolger ohnehin niemanden fände, der ins Wunschprofil des Präsidiums so gut passte wie Keller. Gleichzeitig aber würde man dem Sportchef signalisieren, dass er angesichts seiner Bilanz nicht mehr davon ausgehen darf, seine Pläne umzusetzen, ohne auf Widerstände zu stoßen.

Keller allerdings damit zu betrauen, den Kader für die kommende Saison zu planen und auch den Trainer für die Zweite Liga auszuwählen, spricht dafür, dass der 45-Jährige eine starke Position behält. Zumal der Vorstand ohnehin abhängig ist von Keller. Denn einen neuen Sportchef zu installieren, während weniger als vier Wochen bis zum Trainingsauftakt bleiben, wäre schon aus Zeitgründen problematisch.

Der Mitgliederrat, als Aufsichts- und Kontrollgremium des Vorstands zuletzt angesichts des Niedergangs ebenfalls massiv in der Kritik, brach am Freitag sein Schweigen. In einem Schreiben an die Mitglieder teilte das Gremium mit, keine Außerordentliche Mitgliederversammlung anzustreben, auf der der Vorstand gestürzt werden könnte. Eine ungeordnete Abwahl ohne Alternativen könne dem Verein schaden.

Wer in der Mitteilung nach einer substanziellen Aussage suchte, dürfte diese wohl vor allem im nicht-gesagten Teil finden. Denn aufbauende Worte oder gar eine Dankes- oder Durchhalteadresse an Geschäftsführung oder Vorstand fand sich in dem langen Schreiben ebenfalls nicht. Man ist unzufrieden miteinander. Immerhin darin herrscht Einigkeit beim 1. FC Köln.