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„Vieles nicht gefallen“Schwächen des Kölner Kaders sorgen für neue Transfer-Priorität

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln vs. SV Elversberg, 19. Spieltag, 25.01.2025, 13.00 Uhr, Jubel nach dem Tor zum 1:0 durch Dejan Ljubicic (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Dejan Ljubicic traf am Samstag zum 1:0-Sieg für den 1. FC Köln.

Beim hart erkämpften 1:0 gegen Elversberg offenbaren sich erneut die Schwächen des Kölner Kaders.

Horst Steffen war nicht beunruhigt. Zwar hatte der Trainer der SV Elversberg nicht nur das Zweitligaspiel beim 1. FC Köln 0:1 (0:0) verloren, sondern auch seinen wichtigsten Mann: Fisnik Asllani hatte ein Abseitstor geschossen und zuvor bereits seine fünfte Gelbe Karte gesehen, somit fehlt er im nächsten Spiel gegen den Karlsruher SC.

Doch als ein mitgereister Reporter Horst Steffen auf die nun bevorstehende Offensivnot ansprach und dabei die Kölner als Beispiel für einen besonders im Angriff überragend besetzten Kader heranzog, gab sich der Elversberger Trainer gelassen. „Wir machen im Rahmen unserer Möglichkeiten gute Sachen. Da gibt es keine Vergleiche, das macht auch keinen Sinn. Wir arbeiten gut mit den Mitteln, die wir haben. Und versuchen auch weiter, das zu tun.“

Kein Neid also auf den Bundesliga-Absteiger, und gerade nach den Eindrücken des Samstags gab es auch wenig Anlass dazu. Zwar hatte Gerhard Struber seine Mannschaft nach dem trüben 0:1 im Hamburger Nebel vor einer Woche ordentlich umgestellt, um die Offensive in Schwung zu bringen. Doch nichts war entscheidend besser geworden. Im Gegenteil hatte Müngersdorf geraunt und gemurrt und gedroht, die Geduld zu verlieren.

Tim Lemperles problematischer Einsatz gegen die SV Elversberg

In der 76. Minute hatte der Kölner Trainer angesichts der grassierenden Kölner Angriffsnot dann Tim Lemperle für Florian Kainz eingewechselt. Lemperle hatte seit seiner Oberschenkelverletzung Anfang Dezember in Regensburg keine Pflichtspielminute absolviert und zuletzt viel Training verpasst. Für die Partie am Samstag hatte er sich zwar fit gemeldet, doch einen Einsatz von Beginn an hatte man offenbar nicht riskieren wollen, trotz der augenscheinlichen Kölner Schwierigkeiten im Ballbesitz.

Lemperle führte sich mit einigen starken Bällen ein. Der 22-Jährige, der die Kölner im Sommer verlassen wird, gab der Offensive gleich mehrere Impulse und leistete einen Beitrag dazu, dass fünf Minuten nach seiner Einwechslung der Siegtreffer durch Dejan Ljubicic fiel. Dennoch jubelte Lemperle nach dem Schlusspfiff auffällig gebremst. Auf dem Weg in die Kabinen griff er sich an den Oberschenkel, noch am Abend wurde er eingehend untersucht. Eine schwerere Muskelverletzung war zwar nicht zu sehen. Dennoch hatte der Angreifer etwas gespürt, das ihn weiter zweifeln lässt. Ob er die Vorbereitung auf das Spiel in Braunschweig vollständig absolvieren; ob er am Samstag wird spielen können, steht infrage.

Alternativen waren am Samstag spärlich gesät auf der Kölner Bank. Jaka Potocnik hat in dieser Saison 15 Zweitligaminuten absolviert, Steffen Tigges steht nach 128 Minuten in elf Einsätzen bei null Toren und null Vorlagen. Dass Tigges dennoch zuletzt viermal in Folge eingewechselt wurde, spricht für einiges – allerdings nicht für einen Kader, um den Horst Steffen seinen Kölner Kollegen beneiden könnte. Im Gegenteil kam von der Elversberger Bank Mittelstürmer Luca Schnellbacher, der in dieser Saison immerhin auf sechs Tore in 17 Einsätzen kommt. Nach Lemperles Einwechslung saß auf Strubers Bank kein einziges Saisontor mehr. Jan Thielmann, der beim 1:2 gegen Paderborn seinen bislang einzigen Treffer seit dem Abstieg erzielte, war bereits nach einer Stunde für den enttäuschenden Gazibegovic gekommen.

Dass es so lange beim tristen 0:0 geblieben war vor knapp 50.000 Zuschauern, war angesichts der Kölner Startelf nicht erwartbar gewesen. Struber hatte dem Schweizer Zugang Joel Schmied zum Debüt verholfen und sich damit die Möglichkeit geschaffen, U-21-Nationalspieler Eric Martel ins Mittelfeld zu verschieben, dem er zurecht zutraute, die Defensivaufgaben im Zentrum allein verantworten zu können.

Wir haben uns gut reingekämpft, die zweite Halbzeit war auch besser nach vorne. Das eine oder andere haben wir überstehen müssen. Wenn man das ganze Spiel sieht, finde ich, dass wir es verdient haben. Wir sind drangeblieben und haben gekämpft
FC-Verteidiger Dominique Heintz

Dadurch hatte Struber dann zwei Spieler für das kreative Moment im Kölner Spiel: Die Österreicher Florian Kainz und Dejan Ljubicic spielten Seite an Seite im Zentrum. Doch viel zu wenig gelang. Dominique Heintz sprach anschließend von einem „harten Stück Arbeit. Wir haben uns gut reingekämpft, die zweite Halbzeit war auch besser nach vorne. Das eine oder andere haben wir überstehen müssen. Wenn man das ganze Spiel sieht, finde ich, dass wir es verdient haben. Wir sind drangeblieben und haben gekämpft.“

Linton Maina, dessen vermeintliches 1:0 wegen eines Fouls spät zurückgenommen worden war, hatte einen furchtbaren Tag in einen guten verwandelt, als er Ljubicic vor dem Siegtreffer angespielt hatte. Der Außenstürmer war hinterher erleichtert: „Man hätte auch denken können, dass heute nichts klappt.“

1. FC Köln vs. SV Elversberg, 19. Spieltag, 25.01.2025, 13.00 Uhr, Pressekonferenz, Gerhard Struber (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Gerhard Struber am Samstag nach dem Duell mit der SV Elversberg

Zuvor hatte Elversberg neben Asllanis Abseitstreffer (51.) noch einen Pfostenschuss durch Petkov verzeichnet (58.), der FC hätte nach einer Stunde auch zurückliegen können. „Es war ein Spiel, das uns viel abverlangt hat. Der Gegner hat schon einiges drauf. Es war nicht so einfach, Zugriff auf ihre Zehner zu finden“, beschrieb Gerhard Struber.

Dem Gegner zu viel erlaubt, selbst kaum in Schwung gekommen: Auch Thomas Kessler, Kölns Leiter Lizenz, war allenfalls mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich habe vieles gesehen, das mir nicht gefallen hat. Wir müssen das jetzt knallhart analysieren.“

Für die FC-Verantwortlichen dürfte das in den kommenden Tagen vor allem bedeuten, dass sie nach weiterem Personal Ausschau halten werden. Zwar bezeichnete Geschäftsführer Christian Keller die Verpflichtung eines Stürmers im Interview mit dem „Stadt-Anzeiger“ zuletzt als „Ziel“, jedoch „nicht zwingend notwendig“. Angesichts der jüngsten Entwicklungen dürfte eine Offensivverpflichtung jedoch neue Priorität erhalten. Zumal Jonas Urbigs Wechsel zum FC Bayern für zunächst rund acht Millionen Euro unmittelbar bevorsteht und die Kölner Möglichkeiten erhöht.