Abschied auf RatenWie lang Veh noch beim 1. FC Köln bleibt, ist offen
- Armin Veh verlängert seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag beim 1. FC Köln nicht.
- Die Arbeit als Sportchef hat ihm gefallen, doch nun gehe ihm die Zeit aus, so Veh.
- Wie lange der 58-Jährige noch beim FC bleiben darf, ist trotz des laufenden Vertrags offen.
Köln – Armin Veh war anzumerken, dass er sich zuletzt intensiv damit auseinandergesetzt hat, eine Lebensphase abzuschließen. Offenbar ist er darüber zu einer sehr grundsätzlichen Erkenntnis gelangt, die der Mensch üblicherweise verdrängt: „Ich habe nicht mehr so viel Zeit“, sagte der Geschäftsführer des 1. FC Köln am Freitagvormittag. Er sei nun 58, bald 59 Jahre alt. Da drohe die Sechzig, und da „muss ich mich fragen, wie mein Leben dann aussehen soll“, sagte er.
Das war offenbar der Kern seiner Überlegungen, ob er weitermachen wolle in verantwortlicher Position bei einem Großverein wie dem 1. FC Köln. Es sei eine persönliche Entscheidung gewesen, die man ihm als Egoismus auslegen könne. Allerdings „wüsste ich nicht, an wen ich hätte denken sollen“, sagte Veh. Schließlich habe er seinen Entschluss nicht von Personen und Dingen abhängig gemacht, „die mir nicht passen“, beschrieb Veh und wirkte dabei aufgeräumt, gelassen. Teilweise gar heiter-melancholisch.
Die Arbeit hat Veh gefallen
Die Arbeit als Sportchef hat ihm gut gefallen, womöglich sogar besser als die des Trainers. Veh war stets nah an der Mannschaft, beobachtete das Training, war viel an der frischen Luft und ständig in Gesprächen. Er wusste, wie es Spielern und Trainern ging, hatte sich eine Hausmacht aufgebaut und blieb nie lang allein. Er hätte den Job gern länger ausgeübt als nur für zwei Jahre. Doch nun geht ihm die Zeit aus. „Ich hätte besser ein paar Jahre früher angefangen, dann hätte ich es insgesamt länger machen können“, sagte Veh. Für ein Fazit seiner Karriere sei es noch zu früh, „ich bin ja noch dabei, ich bin ja noch nicht gestorben“, sagte er, um dann festzustellen: „Es war eine tolle Zeit. Ich werde aber kein Buch schreiben, dafür bin ich zu unwichtig.“
Achim Beierlorzer, den Veh in diesem Sommer aus Regensburg holte, wollte am Freitag ebenfalls noch nicht auf die gemeinsame Zeit zurückblicken: „Ich mache hier keinen Nachruf. Wir sind noch völlig zusammen, das ist nicht der richtige Zeitpunkt“, sagte der Trainer, der nach den jüngsten Niederlagen in Mainz und Saarbrücken erheblich unter Druck geraten ist. Womöglich wird Veh länger in Köln bleiben als Beierlorzer, eine kuriose Situation. Allerdings wird das nur noch bedingt von Armin Veh abhängen. Eine Trainer-Entlassung hätte Veh auch bislang nicht ohne Zustimmung des Gemeinsamen Ausschusses veranlassen können. Allerdings wirkte Veh stets, als würde er die Zustimmung in einer Angelegenheit größerer Tragweite voraussetzen – und rasch zur Vertrauensfrage machen.
Die Nachfolgersuche überlässt Veh anderen
Dieses Druckmittel hat er nun nicht mehr: „Meine Position ist nicht mehr die, die sie vorher war“, sagt er. Er werde sich nicht aktiv in die Suche nach einem Nachfolger einbringen, überhaupt scheint er nicht zwingend damit zu rechnen, bis zum Saisonende am Geißbockheim zu wirken. „Für den Klassenerhalt werde ich alles tun. Aber es gibt noch einen über mir, der das entscheidet“, sagte er. Es wäre naheliegend, Veh bis zum Ende seiner Amtszeit einfach in den Urlaub zu schicken. Schließlich hat der Vorstand mit Jörg Jakobs (49) und Erich Rutemöller (74) zwei kundige Berater an seiner Seite; für das Tagesgeschäft steht außerdem Frank Aehlig bereit, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, dessen Vertrag in diesem Sommer bis ins Jahr 2022 verlängert wurde.
Den Gedanken, seinen Vertrag beim FC nicht zu verlängern, hatte Veh schon länger mit sich herumgetragen. In der Länderspielpause nach dem 1:1 bei Schalke 04 am 5. Oktober verabschiedete sich Veh in einen Kurz-Urlaub; erst reiste er in seine Heimat Augsburg, später für ein paar Tage nach Dubai. In diesen Tagen fiel die Entscheidung. Seinen Geschäftsführer-Kollegen Alexander Wehrle und den Vorstand um Präsident Werner Wolf setzte Veh in der Woche vor dem Heimspiel gegen Paderborn (20. Oktober) in Kenntnis. Gemeinsam entschied man aber, noch nichts zu verkünden. Das tat man jetzt, da die Spekulationen zunahmen.
Entscheidung im Urlaub
Im Urlaub hatte sich Veh mit seinem Freund Lothar Matthäus verabredet, dessen Meinung er schätzt. Doch wer den Augsburger kennt, der weiß, dass er solche Entscheidungen mit sich allein ausmacht. Oft hatte der frühere Stuttgarter Meistertrainer die „Spielchen“, das „Misstrauen“ und die „Unruhe“ beim 1.FC Köln beklagt, zuletzt allerdings weniger scharf. Schließlich hatte sich beim FC ja auch vieles in seinem Sinne verändert: Der Cheftrainer ist seiner, der Kader trägt seine Handschrift, er holte einen neuen Teammanager, den Torwarttrainer hatte er schon früher ausgetauscht.
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Der Lizenzspielerchef Frank Aehlig ist ein alter Weggefährte von ihm, Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle kennt er ebenfalls schon seit Jahren. Die Machtprobe mit Werner Spinner hatte er zudem im März für sich entschieden, auch das war ein Alleingang des Schwaben. Und zuletzt war ihm auch der neue Vorstand entgegengekommen, der die Gremien verkleinerte. Doch das war für Vehs Entschluss offenbar alles nicht mehr entscheidend.