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Infantinos BotschaftDas Böse wird nicht verschwinden

Lesezeit 2 Minuten
FIFA-Präsident Gianni Infantino steht vor einer Pressewand mit dem Logo der WM 2022 in Katar und hebt den Daumen nach oben.

Gianni Infantino nach seiner Pressekonferenz

Die Rede des Fifa-Präsidenten vor WM-Beginn erreicht einen neuen Grad von Zynismus und Schamlosigkeit. Die Empörung des Westens hilft ihm, bei anderen Ländern zu punkten.

Man muss sich Fifa-Präsidenten nicht vorstellen wie Menschen mit einem gewöhnlichen Führungsauftrag. Seit fast einem halben Jahrhundert handelt es sich bei ihnen um autokratische, allmächtige Herrscher, deren Langlebigkeit jeden politischen Diktator vor Neid erblassen lassen muss.

Der Brasilianer Joao Havelange etablierte von 1974 bis 1998 im Weltfußball jenes System von Begünstigung und Bestechung, das danach vom Schweizer Sepp Blatter zu einem Triumph des Größenwahns wurde. Beide wurden nach ihrer Abdankung der Korruption überführt, und niemand hatte sich im Jahr 2015, als Blatter abdanken musste, eine Steigerung des Bösen an der Spitze des populärsten Sportes der Welt vorstellen können.

Wie sehr sich alle getäuscht hatten, wurde spätestens am Samstag deutlich, als der aktuelle Fifa-Chef Gianni Infantino seine erschütternde Grundsatzerklärung über die Weltmeisterschaft in Katar und ihre Kritiker abgab. Der Schweizer Anwalt ließ in seiner gut einstündigen Abrechnung mit den demokratischen Staaten dieser Welt keinen Zweifel daran, dass er gewillt ist, neue Maßstäbe des Machthungers, Zynismus, der Menschenrechtsverhöhnung und Schamlosigkeit zu setzen.

Gianni Infantino und die westliche Doppelmoral

Sie gipfelte in dem Satz, an diesem Tage fühle er sich als Araber, als Afrikaner, als Schwuler und Behinderter. Und dass nicht sofort der Blitz vom Himmel fuhr und diese biblische Anmaßung gerecht bestrafte, war ein weiterer Beweis dafür, dass der Gott des Alten Testamentes eben doch eine naive Vorstellung ist.

Dieser Präsident mit den mephistophelischen Zügen wird am 16. März des kommenden Jahres in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, ohne Gegenkandidat in seinem Amt bestätigt werden. Die Rede von Doha hat seine Machtposition in der Welt des Fußballs sogar noch gestärkt.

Die Doppelmoral des Westens, der mit Staaten wie Katar glänzend auskommt, so lange es nicht um Fußball geht, ist eine traurige Tatsache, die schon Infantinos Lehrmeister Sepp Blatter dazu benutzt hat, um sich die Gefolgschaft vieler Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika zu sichern.

Rede von Gianni Infantino hat ein Maß der Unverschämtheit erreicht

Dass der Sport seine Daseinsberechtigung einst aus einem anderen Wertesystems bezog, kann von Fifa-Präsidenten ignoriert werden. Der Fußball ist ohnehin längst zum globalen Business geworden, der mit seinem Reichtum protzt.

Dennoch hat die Rede dieses Präsidenten ein Maß der Unverschämtheit erreicht, von dem man sich so schnell nicht erholen sollte. Nichts, was bei dieser WM geschieht, wird diesen Auftritt in den Schatten stellen können. Die Botschaft ist angekommen. Das Böse wird nicht verschwinden. Und die WM in Katar ist kein Irrtum, vielmehr wird sie Vorbild für weitere Veranstaltungen dieser Art sein.