DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat sein Expertengremium vorgestellt, das die Nationalmannschaft wieder auf Kurs bringen soll.
Kommentar zum DFBNotruf an fünf Alphatiere – Einfallslos und deshalb logisch
Beim Weg raus aus der Krise und hin zu einer schillernden Heim-EM 2024 setzt der DFB vor allem auf große Namen und große Erfahrung. Viel Phantasie musste Bernd Neuendorf jedenfalls nicht aufbringen, um die externe Beratergruppe mit Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn, Rudi Völler, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff zu besetzen.
Sie vertreten die vier finanzstärksten Bundesligisten (FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig) und damit wohl oder übel auch deren Interessen. Das Quintett kommt auf einen WM- sowie drei EM-Titel, sechs Europapokal-Triumphe, 13 Deutsche Meisterschaften, 284 Lebensjahre, 345 Länderspiele sowie eine 10-km-Bestzeit von 29:34 Minuten, aufgestellt 2001 in Troisdorf. Wobei Mintzlaff, einst Crossläufer und Manager von Schlagersängerin Andrea Berg, wohl eher sein Aufstieg beim Brause-Giganten Red Bull (6,3 Milliarden Euro Umsatz 2020) bis hin zum Geschäftsführer für einen Posten im Beratergremium qualifiziert.
Die Nationalmannschaft braucht den Schulterschluss mit dem Publikum
Die Stimmen der von vielen Schlachten gestählten Fußball-Veteranen sowie des Marketing-Profis werden Gewicht haben bei fast allen wegweisenden Entscheidungen der nächsten eineinhalb Jahre. Besonders beim Füllen des von Ex-Direktor Oliver Bierhoff hinterlassen Vakuums. Doch geht es nach drei verkorksten Turnieren in Folge mit schlecht gemanagten politischen Nebenschauplätzen wie den Erdogan-Fotos vor der WM 2018 oder der „One Love“-Binde in Katar auch darum, die Nationalmannschaft vor dem Heimturnier wieder dem heimischen Publikum näher zu bringen. Ob ein Rudel Alphatiere hier der richtige Ansatz ist, kann zumindest bezweifelt werden.
Vor einem ähnlichen Scherbenhaufen stand der Verband auch nach der EM 2000, als die DFB-Elf um Trainer Erich Ribbeck und Kapitän Lothar Matthäus den deutschen Fußball blamiert hatte. In der damals eingesetzten Task Force Nationalmannschaft kümmerten sich unter anderem Rummenigge und Völler um die Zukunft des DFB, der sechs Jahre später die WM ausrichten wollte. Über einige Umwege hatten sie Erfolg.
Karl-Heinz Rummenigge und Rudi Völler waren schon vor über 20 Jahren DFB-Feuerwehrmänner
Dieses Projekt ein knappes Vierteljahrhundert wieder ins Leben zu rufen und ein Männer-Team um die beiden Ex-Ruheständler Rummenigge und Völler zu installieren, passt zu den in der Regel wenig einschneidenden Entscheidungen des Sportverbandes in den vergangenen 20 Jahren. Es ist weder einfallsreich noch mutig – Eigenschaften, die dem DFB womöglich guttun würden.
Auch wenn ein weiterer Erfolg der alten Garde nicht ausgeschlossen ist.