Das Bild des todtraurig auf dem Rasen hockenden Harry Kane sollte nicht minutenlang um die ganze Fußballwelt gehen. Englands Torhüter Jordan Pickford scheuchte einen aufdringlichen Kameramann deshalb weg von seinem Kapitän – denn der war über seinen verhängnisvollen Elfmeter-Fehlschuss noch längst nicht hinweg. „Harry Pain“ nannte ihn das Boulevard-Blatt The Sun.

Kane verlor das Duell in der 84. Minute gegen seinen Vereinskollegen Hugo Lloris von Tottenham Hotspur und donnerte den Ball vom Punkt über die Querlatte. Statt die Verlängerung zu erzwingen, mussten die Engländer mit anschauen, wie Frankreich seinen etwas schmeichelhaften 2:1 (1:0)-Sieg im WM-Viertelfinale singend und tanzend feierte.

Gareth Southgate und Harry Kane: Pechvogel tröstet Pechvogel

Nach der Schlussphase rückte Kane schließlich vollends in den Fokus. Der Pechvogel wurde ausgerechnet von Trainer Gareth Southgate getröstet. Ausgerechnet, weil Southgate ziemlich genau wissen dürfte, was in seinem Kapitän vorging. Der englische Nationalcoach verschoss einst als Spieler ebenfalls einen wichtigen Elfmeter – im EM-Halbfinale 1996 gegen Deutschland. Das DFB-Team zog schließlich ins Finale ein und schnappte sich bei Englands Heim-Europameisterschaft den Titel.

England und die Elfmeter – in der Fußballwelt gilt das als ewige Geschichte. So dauerte es auch am Samstag nicht lange, bis Kanes Fehlschuss in sozialen Netzwerken verarbeitet wurde. Die Niederlage sei „wieder einmal herzzerreißend“ schrieb Englands Sturm-Legende Gary Lineker bei Twitter. Die Zeit der englischen Mannschaft werde aber noch kommen. „Diese gute, junge Mannschaft hat alles gegeben und wird noch besser werden“, so Lineker.

Elfmeter-Drama: „Kane schießt ihn nach Saudi-Arabien“

An Hohn wurde in den sozialen Netzwerken jedoch ebenfalls nicht gespart. „Kane schießt ihn nach Saudi-Arabien“, spottete ein Nutzer über den Fehlschuss des Briten, der den Ball deutlich über das Tor gesetzt hatte. Ein anderer schrieb sinngemäß: „Verdammt, Kane! Du hast gerade mein Fenster zerschossen.“

Für den größten Wirbel sorgte jedoch die Reaktion von Frankreich-Superstar Kylian Mbappé auf den verschossenen Elfmeter von Kane, die von Kameras festgehalten wurde und nach dem Spiel tausendfach in sozialen Netzwerken geteilt wurde. Der französische Stürmer reagierte mit unverhohlener Freude auf den Fehlschuss des Engländers.

Kanes Vereinskollege und Kontrahent beim Elfmeter, Frankreich-Keeper Hugo Lloris, zeigte sich nach Schlusspfiff diplomatischer. „Das tut schon auch weh, wenn man das sieht“, sagte Lloris, der zusammen mit Kane für die Tottenham Hotspurs spielt. „Das ist ein Typ, den mag ich auch, er ist ein großer Spieler und ein großartiger Mensch“, fand der Franzose tröstende Worte für Kane. „Aber das gehört zum Fußball dazu – es gibt Helden und unglückliche Helden.“ (das/sid)