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Argentinische FansDieser Gesang könnte das WM-Finale gefährden

Lesezeit 3 Minuten
Fans der argentinischen Nationalmannschaft haben sich am Souk Waqif in Doha versammelt. Eine riesige Maradona-Flagge mit der Zehn des Superstars weht, davor ist eine Pappfigur des aktuellen Kapitäns der Argentinier zu sehen, Lionel Messi.

Fans der argentinischen Mannschaft versammeln sich am Souk Waqif in Doha.

Die Anhänger von WM-Finalist Argentinien sind zu Tausenden angereist, die Fans singen ohne Pause in den Stadien. Doch manche Texte sind rassistisch oder homophob.

„No al racismo“ (Nein zum Rassismus), sagt Argentiniens Superstar Lionel Messi in einem TV-Spot der Fifa, in dem sich prominente Fußballer gegen Rassismus aussprechen. Allerdings scheint die Botschaft nicht bei allen Fans der argentinischen Nationalmannschaft angekommen zu sein, die heute im WM-Finale von Katar gegen Frankreich antritt.

In den sozialen Medien kursieren Videos, in denen Anhänger der Albiceleste in Katar einen offenbar eigens für das Endspiel komponierten, Gesang voller Rassismus und Homophobie vortragen.

Offener Rassismus gegen Mbappé

So heißt es: „Hört zu, haltet den Ball an, ihr spielt in Frankreich, seid aber alle aus Angola. Wie schön, Ihr werdet rennen, ihr seid ‚Cometravas‘ (abwertender argentinischer Ausdruck für Menschen, die mit Transpersonen Sex haben) wie der Stricher Mbappé.“ („Escuchen, paren la bola, juegan en Francia pero son todos de Angola. Que lindo es, van a correr, son cometravas como el puto de Mbappé.”

Und am Ende: „Seine Mutter ist Nigerianerin, sein Vater Kameruner, aber im Pass: französische Nationalität.“ („Su vieja es nigeriana, su viejo es camerunés, pero en el documento; nacionalidad francés.“)

In Argentinien sind viele entsetzt. Bei Twitter bitten tausende Nutzer, darunter auch der bekannte argentinische Anwalt Carlos Maslatón, die Fans darum, das Lied keinesfalls während des Finales im Stadion anzustimmen: „Meine Herren, es sollte Ihnen nicht einfallen, dieses Lied zu singen (…). Es ist in allen unseren Ständen verboten“, schreibt Maslatón.

Befürchtet wird, dass Argentinien von der Fifa sanktioniert werden und angesichts der Entgleisung einiger Fans international in ein schlechtes Licht gerückt werden könnte.

Diego Maradona spielt im Fallen einen Pass in den brasilianischen Strafraum, drei Gegner können es nicht verhindern und der blonde Mittelstürmer Claudio Caniggia sprintet ein, um das entscheidende 1:0 im Achtelfinale der WM 1990 zu erzielen.

Fußballgeschichte: Diego Maradona spielte den Ball im Fallen in die Gasse, Claudio Caniggia sprintet los und tritt zum 1:0 für Argentinien gegen Brasilien.

Schon bei der WM 2014 hatten die Argentinier ein Lied präsentiert, das sie ihrem Lieblingsgegner und Gastgeber gewidmet hatten. „Brasil, decime que se siente“ („Brasilien, sagt mir, wie es sich anfühlt“), gesungen auf die Melodie des Klassikers „Bad Moon Rising“, erinnerte an Brasiliens Aus im Achtelfinale der WM 1990 in Italien gegen Argentinien. Diego Maradona spielte damals seinen Kumpel Claudio Caniggia frei; der blonde Mittelstürmer beförderte mit seinem Tor Brasiliens Wundermannschaft aus dem Turnier.

„Sie weinen bis heute“, sangen die Argentinier 2014 auf ihrem Weg ins Finale gegen Deutschland, und um die Provokation zu verstärken, enden die Strophen mit der Feststellung, Maradona sei „größer als Pelé“.

2014 verlor Argentinien wie schon 1990 das WM-Finale

Auch damals waren zigtausende Argentinier ihrer Mannschaft ins WM-Land nachgereist. Für die deutsche Mannschaft war das letztlich ein Vorteil. Das deutsche 7:1 im Halbfinale über Brasilien feierten Argentiniens Fans, als hätten sie schon die WM gewonnen. Doch indem die deutsche Elf ihren Triumph mit Zurückhaltung begangen hatte, waren viele Brasilianer im Finale gegen Argentinien auf Seiten der DFB-Auswahl.

Was aber auch am Lied gelegen haben dürfte, das Argentiniens Fans wieder und wieder anstimmten: Sobald „Brasil, decime que se siente“ erklang, sorgten die Brasilianer im Maracanã für ein empörtes Pfeifkonzert. Und wie schon 1990 hatte das Finale für Argentinien den gleichen bitteren Ausgang: Deutschland gewann 1:0.

Zwei Unterbrechungen, dann Abbruch

Sollten die argentinischen Fans erneut ihre Schmähgesänge anstimmen, drohte sogar ein Abbruch der Partie. Im Falle von „diskriminierenden Vorfällen“ solle der Schiedsrichter zunächst das Match unterbrechen, sodass der Stadionsprecher zur Unterlassung aufrufen kann.

In einem zweiten Schritt sollen die Spieler „für einen angemessenen Zeitraum“ in die Kabinen geschickt werden und der Stadionsprecher eine letzte Warnung verkünden. Wiederholen sich dann die Vorfälle erneut, soll der Unparteiische das Spiel vorzeitig beenden.