Dem Finale des „4 Nations Face-Off“ in Boston geht eine erste Provokation voraus: Kommt US-Präsident Donald Trump?
„Wir würden es lieben“US-Manager wünscht sich Trump-Auftritt bei Hass-Duell gegen Kanada
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Brady Tkachuk (oben) aus den Vereinigten Staaten kämpft gegen Sam Bennett (9) aus Kanada, bevor das Prestige-Duell richtig beginnen konnte.
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Schlägereien und Buhrufe während der US-Hymne: „Das war eines der wildesten Eishockey-Spiele, das ich je in meinem Leben gesehen habe“, sagte Sportjournalist und Podcaster David Staples vom Edmonton Journal zum prestigeträchtigen Duell zwischen Kanada und den USA am vergangenen Samstag im Zuge des laufenden 4 Nationen-Cups, an dem noch Finnland und Schweden teilgenommen haben. Im Finale kommt es nun abermals zum Showdown.
Und bei all dem Hass wählte nun Bill Guerin die ultimative Provokation. „Wir würden es lieben, wenn Präsident Donald Trump da wäre“, sagte der General Manager des Teams USA im Interview mit Fox News. Mit seinem Wunsch befeuerte der frühere NHL-Star die massiven politischen Spannungen zwischen den USA und Kanada weiter, die das Aufeinandertreffen der beiden Nachbarn im Welteishockey dieser Tage überlagern.
Ob Donald Trump wirklich kommt, ist offen. Doch auch ohne den US-Präsidenten auf der Tribüne wird das Finale des „4 Nations Face-Off“ in der Nacht zu Freitag (2.00 Uhr MEZ/Sky) in Boston eine hochbrisante Angelegenheit, so viel ist sicher. Schon bei der ersten Auflage in der Gruppenphase in Montreal entlud sich der Hass.
USA vs. Kanada: Pfiffe während der Hymne, Fights auf dem Eis
Angesichts Trumps rigider Pläne, Zölle auf kanadische Waren zu erheben, und seiner Wunschvorstellung einer Annexion Kanadas als 51. US-Bundesstaat, brachten zahlreiche Kanadier ihren Ärger wie schon zuletzt in NHL- und NBA-Spielen mit lauten Pfiffen und Buhrufen während der US-Hymne zum Ausdruck. Die hitzige Atmosphäre führte auf dem Eis zu drei Fights in den ersten neun Sekunden.
„Ich glaube, es war ein bisschen politisch angehaucht“, sagte Guerin: „Das ist einfach die Zeit, in der wir leben. Wenn man sich davon überwältigen lässt, hat man ein Problem. Aber die Spieler haben es als Inspiration genutzt.“
Am Ende entschieden die US-Stars das Prestigeduell mit 3:1 für sich, es war ihr erster Sieg in Bestbesetzung über das Eishockey-Mutterland seit 15 Jahren. Das bestimmende Thema waren allerdings die Pfiffe. „Ich mochte es nicht, das ist alles“, sagte Matthew Tkachuk dazu.
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US-Profi Matthew Tkachuk (l.) liefert sich einen Fight mit Kanadas Brandon Hagel
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Der Stürmer, nach eigener Aussage selbst stolzer US-Amerikaner, war erst kürzlich mit dem Stanley-Cup-Champion Florida Panthers bei Trump im Weißen Haus zu Besuch. Wie Tkachuk geht es vielen im US-Team. „Wir haben einen Raum voll stolzer amerikanischer Spieler, Trainer und Mitarbeiter“, sagte Guerin: „Wir versuchen nur, unser Land so gut wie möglich zu repräsentieren.“
Drew Doughty ist bereit und würde gegen Tkachuk kämpfen
Das will auch Drew Doughty. Angesprochen, ob er während des Finals gegen den berüchtigten, nie um einen Fight verlegenen Tkachuk kämpfen würde, sagte der Verteidiger der Kanadier: „Ich werde alles für mein Land tun. Wenn die Zeit reif ist und es dazu kommt, dann denke ich schon."
Auch Altstar Sidney Crosby sinnt auf Revanche. „Ich versuche, aus dem letzten Spiel zu lernen, und weiß, was auf uns zukommt“, sagte Crosby. Ob der 37-Jährige, 2010 und 2014 Olympiasieger, damit auch mögliche Pfiffe gegen die kanadische Hymne meinte, blieb unklar. Dass es diese geben wird, gilt aber als sicher. Die Frage ist nur, wie laut sie sein werden.
Der US-Bundesstaat Massachusetts mit der Hauptstadt Boston tendiert seit langem zur Demokratischen Partei, bei der Wahl 2024 erhielt Trump hier nur 36 Prozent der Stimmen. Seinen gewünschten Besuch wird sich der Präsident unter anderem deshalb wohl genau überlegen. (oke/sid)