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Australian OpenBarbara Rittner outet sich als Fan von Alexander Zverev

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Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner

Köln/Melbourne. – Barbara Rittner kann das Jahr zum zweiten Mal in Folge nicht in Melbourne beginnen. Die Tennis-Bundestrainerin und Eurosport-Expertin muss die Australian Open an der Seite von Boris Becker wieder von München aus begleiten. „Das ist sehr schade“, sagt die Wahl-Kölnerin im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger", „trotzdem freue ich mich wie jedes Jahr darauf. Es geht wieder los.“

Ein Wermutstropfen ist für Rittner die dürftige Präsenz ihrer Spielerinnen beim ersten Grand Slam des Jahres. Nur drei deutsche Frauen haben es ins Hauptfeld geschafft, und zwei davon sind in der ersten Runde Außenseiterinnen am Rande der Chancenlosigkeit. Andrea Petkovic trifft in der ersten Runde auf die an Nummer vier gesetzte French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova (Tschechien). „Obwohl Andrea wieder in Form gekommen ist, wird das eine ganz schwere Aufgabe, zumal Kreijcikova in den Vorbereitungsturnieren sehr stark war“, sagt Rittner. Tatjana Maria trifft beim Comeback nach der Geburt des zweiten Kindes auf die physisch herausragende Maria Sakkari (Nr. 5) auf Griechenland. Nach den Worten der Bundestrainerin ist eine Überraschung hier „kaum machbar“.

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Eine Wundertüte ist wie immer zuletzt Angelique Kerber, die diesmal an Position 16 gesetzt ist. Die ehemalige Nummer eins der Welt und dreimalige Major-Siegerin trifft auf die starke Aufschlägerin Kaia Kanepi aus Estland, die mit 36 Jahren auf eine bewegte Karriere zurückblickt und einst Nummer 15 der Welt war. Nach überstandener Corona-Infektion liegt Kerbers Leistungsvermögen im Dunkeln. „Das ist eine harte Aufgabe“, sagt Rittner, „aber wenn Angie diese Hürde meistert, sieht die Auslosung danach nicht so schlecht aus. Ihr ist immer zuzutrauen, dass sie sich in so ein Turnier hineinkämpft.“ Favorit ist für Rittner, die 2001 als Spielerin im Achtelfinale der Australian Open stand, die Lokalmatadorin und Weltranglistenerste Ashley Barty. “Aber auch Spielerinnen wie Cory Gauff, Garbine Muguruza, Simona Halep und die junge Amanda Anissimova muss man immer auf der Rechnung haben.“

Unvorhersehbarer sind die Kräfteverhältnisse im Männer-Turnier, das auch nach der Auslosung im Schatten der ungeklärten Situation um Impfverweigerer Novak Djokovic steht. Auch am Donnerstag war noch offen, ob der Serbe in Australien bleiben und am Turnier teilnehmen darf. „Das wirft kein gutes Licht auf das Tennis und den Sport insgesamt“, kritisiert Barbara Rittner, die sich mehr Superstars wie Rafael Nadal („er war immer demütig und nahbar“) als Vorbilder wünscht.

Auf dem Weg dahin könnte sich Alexander Zverev (24) befinden, der als amtierender Olympiasieger, ATP-Champion und Nummer drei der Setzliste die Weltranglistenspitze übernehmen könnte, wenn ihm sein erster Grand-Slam-Sieg der Karriere gelingt. „Ich muss zugeben, dass ich ein Zverev-Fan geworden bin, ihm ist alles zuzutrauen“, erklärt Barbara Rittner, die die ersten Jahre des Hochtalentierten nicht kritiklos begleitet hatte.

Inzwischen ist die mächtigste Frau des deutschen Tennis‘, die ihren Vertrag mit dem DTB vor wenigen Tagen bis Ende 2023 verlängert hat, sowohl vom Spiel als auch vom Auftreten des 24-Jährigen überzeugt. In sein Erstrundenspiel gegen Landsmann Daniel Altmaier (91 der Welt) geht er als haushoher Favorit. Im Viertelfinale könnte es zu einem Aufeinandertreffen mit Rafael Nadal kommen. Im Halbfinale könnte Novak Djokovic warten, wenn er, was sehr in Frage steht, starten darf.

Kölner Oscar Otte hat die zweite Runde fest im Blick

Eine besonders emotionale Verbindung hat die Rheinländerin, die seit Jahren in Köln-Mülheim lebt, zum Kölner Oscar Otte, der erstmals in seiner Profi-Karriere über die Weltrangliste (Platz 101) direkt fürs Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers qualifiziert ist. Der 27-Jährige trifft auf Chun-hsin Tseng aus Taiwan, die aktuelle Nummer 251 der Welt. Der 20-Jährige ist über eine Wildcard (Einladung des Veranstalters) ins Hauptfeld gekommen. „Es hätte schlimmer kommen können“, erklärt Otte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „aber jedes Spiel muss erst gespielt werden. Unterschätzen werde ich ihn bestimmt nicht.“ Der Einzug in die zweite Runde ist mit umgerechnet gut 90 000 Euro dotiert. Für Otte, der sich fest in den Top 100 der Welt etablieren will, wäre das ein perfekter Einstieg ins neue Jahr. „Mein Herz hängt einfach an Oscar Otte, er ist ein unglaublich sympathischer und ehrlicher Sportler, ich bin sehr gespannt, wie weit er kommen kann“, sagt Barbara Rittner über den Kölner, der sich seine aktuelle Position über die Knochentour der zweit- und drittklassigen Turniere des Welttennis erkämpft hat.