Eine Studie zeigt den enormen wirtschaftlichen Einfluss von Sport-Großveranstaltungen auf die Stadt. Arena-Chef Stefan Löcher hat weitere Pläne.
Enormer wirtschaftlicher ErfolgWie Köln von der Basketball-EM profitiert hat
Die Basketball-EM im Herbst 2022 war nicht nur für die deutsche Nationalmannschaft ein enormer Erfolg, die als Co-Gastgeber des Turniers bis ins Halbfinale vordrang und nach der Niederlage gegen den späteren Europameister Spanien noch das Spiel um den dritten Platz gegen Polen gewann. Auch für die Stadt Köln hatte die Veranstaltung große Bedeutung. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie von Nielsen Sports.
Millionenverlust drohte, doch dann wurde alles gut
Die Zahlen der Marktforscher bestätigen Stefan Löcher in seinem Engagement für die Sportstadt Köln. Der Chef der Lanxess-Arena geht für jede Großveranstaltung ins Risiko. Spätestens seit der Pandemie kaufen die Sportfans ihre Tickets erst kurzfristig. Wenige Wochen vor dem Eröffnungsspiel waren im Spätsommer 2022 gerade die Hälfte der EM-Tickets verkauft, „eine solche Auslastung hätte für uns einen Millionenverlust bedeutet“, sagt Löcher. Doch alles wurde gut, das Turnier wurde zum gewaltigen Erfolg.
Deshalb kann Löcher heute entspannt über die EM plaudern. „Bauchgefühl“ antwortet er auf die Frage, warum die Arena vor der EM sogar eine sechsstellige Finanzierungslücke schließen half. 236 521 Zuschauer verfolgten letztlich die 15 Vorrundenpartien in der Kölner Arena, ein Rekord. Doch nicht nur aus ökonomischen Gesichtspunkten spiele eine Sport-Großveranstaltung eine große Rolle für eine Stadt wie Köln.
So befanden 90 Prozent der befragten nationalen Gäste, die von außerhalb Kölns angereist waren, dass die Basketball-EM die Attraktivität der Stadt gesteigert habe. Sogar 90 Prozent der internationalen Gäste äußerten diese Ansicht. 64 Prozent der internationalen Gäste bestätigten, dass Köln für sie durch den Besuch der Eurobasket als Urlaubs- oder Wochenend-Ziel interessanter geworden sei; 62 Prozent würden eine Reise nach Köln empfehlen.
Doch auch die Kölner erlebten das Turnier positiv. 92 Prozent der in Köln lebenden Befragten erklärten, sie verspürten Stolz darüber, dass die EM in Köln ausgetragen wurde. 86 Prozent der Kölner Besucher sagten, ihre Lebenszufriedenheit sei durch den Einfluss des Turniers gestiegen.
Es sind scheinbar weiche Faktoren, doch stark steigende Anmeldezahlen bei Kölner Basketballvereinen etwa belegen den Einfluss, den die Profis auch auf den Breitensport haben. „Daher darf es kein Gegeneinander zwischen Spitzen- und Breitensport geben“, sagt Oliver Seeck (SPD), der Vorsitzende des Sportausschusses. Allerdings mahnte Seeck auch dazu, die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Die Hallensituation sei problematisch. Auch Robert Voigtsberger unterstrich die gesellschaftliche Bedeutung des Sports. „Der Sport ist die größte Bürgerbewegung überhaupt und hat auch einen Bildungsauftrag“, sagte Kölns Sportdezernent.
Der wirtschaftliche Erfolg der Basketball-EM war enorm. 51 Millionen Euro direkte wirtschaftliche Auswirkung beschwerte das Turnier den Kölner Unternehmen, den Wert der medialen Kontakte für die Stadt bezifferte Nielsen Sports auf 10,4 Millionen Euro. Das ist eine gute Perspektive für den kommenden Winter. Denn im Januar ist Köln Gastgeber von Vor- und Hauptrunde der Handball-Europameisterschaft.
„Traurig“ sei er deshalb darüber gewesen, dass die Eishockey-WM im Jahr 2027 nicht in Köln Station machen wird, sondern in Düsseldorf und Mannheim. Was wie ein Scherz klingt angesichts der Eishockey-Tradition in Europas größter Veranstaltungshalle, hat für Löcher einen einfachen Grund: Köln konnte wirtschaftlich nicht mithalten mit den anderen Bewerbern. „Köln muss als Stadt aufpassen, dass uns hier nicht der Rang abgelaufen wird“, sagt Löcher. Doch ebenfalls 2027 wird die Handball-WM wieder in Deutschland stattfinden. Und Köln wird große Anstrengungen unternehmen, mit der Lanxess-Arena dabei zu sein.