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AnalyseLeverkusen muss sich vor dem Spiel gegen den BVB große Sorgen machen

Lesezeit 3 Minuten
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Kai Havertz, Karim Bellarabi und Nadiem Amiri (von links) nach dem Pokalsieg gegen Stuttgart

  1. Der Pokal-Sieg über Stuttgart deckte die Mängel im Spiel der Werkself deutlich auf.
  2. Torhüter Lukas Hradecky kritisiert die Einstellung der Kollegen hart.
  3. Viel Zeit bleibt nicht, um die Defizite vor dem Spiel gegen Dortmund zu beheben.

Leverkusen – Vier Pflichtspiele hat Bayer 04 Leverkusen im Jahr 2020 absolviert, drei in der Fußball-Bundesliga, eines im DFB-Pokal. Drei Siege und eine Niederlage scheinen eine ordentliche Bilanz. Doch jedes mal kam Trainer Peter Bosz zu demselben Befund: „Ich kann nicht zufrieden sein.“ Seine Vorstellung von Fußball ist anders. Das war auch nach dem 2:1-Sieg über den Zweitligisten VfB Stuttgart so.

Die Frage ist allerdings, woran das liegt. Obwohl Bayer 04 in der Liga Platz fünf belegt und ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen ist, sind die Defizite besorgniserregend, denn es sind immer dieselben. Und die Versuche, sie zu beheben, haben zu keiner Besserung geführt. Bayer 04 hat ein Außenverteidigerproblem, ein Abwehr-Schnelligkeitsproblem, ein Effektivitätsproblem, ein Abhängigkeitsproblem von Spielern wie Charles Aranguiz. Und am Mittwoch hat sich wieder einmal gezeigt, dass Bayer 04 manchmal auch ein Mentalitätsproblem hat. Eine Mannschaft mit ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit als die junge Auswahl des Zweitligisten VfB Stuttgart hätte den seelenlosen Leverkusener Einstieg in dieses angeblich so wichtige Pokalspiel hart bestraft. Es war pures Glück, dass die Werkself mit einem 0:0 zur Pause davon kam.

40 Millionen Euro in der Winterpause ausgegeben

Es spricht für die Aufrichtigkeit des Trainers Peter Bosz, dass er sich nicht hinter dem Hauptsache-Weitergekommen versteckt hat. Allerdings folgt daraus, nach wiederholt ehrlicher Bestandsaufnahme der Fehler, der Auftrag, eine Besserung herbeizuführen. Die sportliche Führung hat im Winter rund 40 Millionen Euro ausgegeben, um den Kader auf den heiklen Positionen im defensiven Mittelfeld (Palacios) und Innenverteidigung (Tapsoba) zu verstärken. Das muss irgendwann auch auf dem Feld sichtbar werden.

Der Zustand des Defensivmoduls im Bayer-Spiel ist bedenklich. Jeder der Gegner, auch die potenziell krass unterlegenen Teams, kam zu gefährlichsten Torchancen. Trainer Peter Bosz erkannte, dass gegen Stuttgart in der ersten Halbzeit die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen nicht gestimmt haben - im modernen Fußball ein Anfängerfehler. Gegen ein Spitzenteam hätte diese Einladung zum Spiel in großen Räumen eine Gegentorflut zur Folge.

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Abwehrchef Sven Bender wurde angeschlagen zur Halbzeit ausgewechselt, hinter seiner Fitness steht vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr, BayArena) ein großes Fragezeichen. Kerem Demirbay („Wir dürfen jetzt keine großen Töne spucken“) fügte seiner schlechten Leistung gegen Hoffenheim eine weitere schlechte hinzu, ist aber vom Dortmund-Spiel wegen der Gelb-Roten Karte in Sinsheim befreit. Da Julian Baumgartlinger mit Kniebeschwerden ausfiel und Charles Aranguiz noch nicht fit ist, stellt sich die Frage, wer neben Exequiel Palacios im defensiven Mittelfeld spielen soll. Gegen Stuttgart zeigte der Neu-Leverkusener zeitweise jedoch eine gewisse Ratlosigkeit angesichts des Durcheinanders in der Spielzentrale seines neuen Arbeitgebers.

"Es war halbherzig und uninspiriert"

Die betretenen Mienen, mit denen sich die Bayer-Profis für den am Ende sogar etwas glücklichen Einzug ins Viertelfinale feiern ließen, verrieten durchaus ein gewisses Schuldbewusstsein. Jung-Star Kai Havertz, gegen Stuttgart erstmals Kapitän, gab zu, dass Leverkusen die letzten Spiele nicht den besten Fußball gezeigt habe. Also waren am Ende alle derselben Meinung. Keiner drückte sie jedoch so deutlich aus wie der Torhüter. „Wir können nicht zufrieden sein“, schimpfte Torhüter Lukas Hradecky in der ARD, „wir müssen über die ganze Leistung sprechen. Es war halbherzig und uninspiriert. Und dass wir in der Nachspielzeit noch zwei Großchancen zulassen, war dumm.“

Viel Zeit für Gespräche bleibt nicht, denn schon am Samstag kommt Dortmund zum Bundesligaspiel in die Bay-Arena (Spielbeginn 18.30 Uhr). Dass sich die Borussia im Gegensatz zu Bayer im Achtelfinale aus dem DFB-Pokal verabschiedet hat (2:3 in Bremen), wird für die Werkself nicht sehr hilfreich sein. Die Dortmunder, die einen Tag mehr Pause haben, werden ihre furchterregende Offensive (Haaland, Brandt, Sancho) von Beginn an mit großer Entschlossenheit aufs Feld bringen.