KommentarBayer 04 Leverkusen hat ein Havertz-Problem
- Bayer 04 Leverkusen hat die drei bisherigen Highlight-Spiele der Saison allesamt verloren, zuletzt gab es ein 0:3 in Turin.
- In allen drei Spielen tauchte Kai Havertz ab. Der 20-Jährige ist in der ersten kleinen Schaffenskrise seiner Karriere.
- Daraus ergibt sich ein Problem für Leverkusen – denn die Offensive der Mannschaft ist von Havertz‘ Können abhängig.
Turin – Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen, Kopfhörern in den Ohren und gesenktem Blick schlich Kai Havertz nach der 0:3-Niederlage bei Juventus Turin durch die Katakomben des Allianz Stadium und verschwand wortlos im Mannschaftsbus. Fragen wollte das Juwel von Bayer 04 Leverkusen keine beantworten. Dabei waren einige offen nach der abermals unzureichenden Leistung der Werkself in der Champions League. Und Havertz’ drittem Abtauchen im dritten Highlight-Spiel der Saison. Denn nach den Niederlagen gegen Borussia Dortmund, Lokomotive Moskau und Juventus Turin deutet sich an: Bayer 04 Leverkusen hat ein Havertz-Problem.
Nach Jahren der stetigen und teilweise sogar sprunghaften Leistungssteigerungen steckt der Offensivmann in der ersten Schaffenskrise seiner noch jungen Karriere. In der Nationalmannschaft geht es wegen des Zögerns von Bundestrainer Joachim Löw nur schleppend voran und bei den erwähnten bisherigen Topspielen konnte Havertz Bayer 04 Leverkusen nicht weiterhelfen.
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Das alles ist allerdings normal in der Entwicklung eines erst 20 Jahre alten Fußballers. Dass Havertz den Unterschied ausmachen kann, bewies er in der vergangenen Saison, als er die Werkself mit seinen Toren vor einer desaströsen Hinrunde bewahrte und in der Rückserie gemeinsam mit Julian Brandt die Champions-League-Qualifikation sicherte.
Doch sein kongenialer Partner versucht sein Glück nun in Dortmund, ein neuer ist noch nicht gefunden. So wird Leverkusens Abhängigkeit von Havertz’ Genialität zum Problem. Denn nimmt sich das Genie des gebürtigen Aacheners eine Auszeit, findet Bayer 04 aktuell gegen Topteams wie Borussia Dortmund und Juventus Turin offensiv keine Mittel.
Kein Vertrauen in Paulinho und Diaby
Die Lösung dieses Problems liegt im Aufgabenbereich der sportlichen Leitung und des Trainers. Theoretisch gibt es einige Kandidaten, die Havertz im Angriffsspiel etwas Verantwortung abnehmen könnten. Praktisch ist nur Kevin Volland in konstant starker Verfassung. Die Neuzugänge Kerem Demirbay und Nadiem Amiri, die das von Brandt hinterlassene Vakuum im Zentrum füllen sollten, kamen bislang über Ansätze nicht hinaus. Die Jungstars Paulinho und Moussa Diaby genießen von Werkself-Trainer Peter Bosz nicht das Vertrauen – gerade für den jungen Franzosen, der bei Paris Saint-Germain zu deutlich mehr Einsatzzeit kam, scheint es momentan keinen Platz zu geben.
Doch Coach Bosz muss seine Mannschaft mithilfe dieses Personals von der Havertz-Abhängigkeit lösen. Denn ab Sommer 2020 wird Bayer 04 Leverkusen wohl ohnehin einen kalten Entzug erleben.