Der Brasilianer kam zu seinem lang erwarteten Comeback. Der 21-Jährige überzeugte dabei nicht nur auf dem Platz – sondern auch mit seinen Deutschkenntnissen.
Bayer-04-RückkehrerPechvogel Arthur kann wieder strahlen
Mit leuchtenden Augen und einem breiten Grinsen im sonst schmalen Gesicht stand Arthur im Bauch des Frankfurter Stadions. Der Brasilianer wirkte eher wie ein aufgeregter Schuljunge, der Freunden und Verwandten gleich von seiner ersten bestandenen, großen Prüfung berichten darf. Und weniger wie ein sieben Millionen Euro teurer Fußballprofi in Diensten des Deutschen Meisters und möglichen Triple-Siegers.
Arthur wartete, in Begleitung einer Mitarbeiterin der Leverkusener Medienabteilung, geduldig, bis sein Kapitän Lukas Hradecky den anwesenden Reportern seine ausführlichen und stets unterhaltsamen Ansichten des Spiels vermittelt hatte. Nun war der 21-Jährige also an der Reihe und stellte sich der Fragerunde. Was für einige Fußballer eher eine lästige Pflicht ist, absolvierte Arthur mit einem Dauer-Lächeln, sehr sympathisch – und auf Deutsch. Was dem Rechtsfuß aus Belo Horizonte hoch anzurechnen ist, immerhin steht er nicht einmal seit einem Jahr bei Bayer 04 unter Vertrag.
Arthur feiert nach monatelanger Pause Startelf-Debüt für Bayer 04 Leverkusen
„Es ist ein gutes Gefühl. Ich bin sehr froh, wieder auf dem Platz zu sein. Ich arbeite daran, noch mehr Chancen zu bekommen. Ich bin glücklich, dass ich einen Platz in der Mannschaft hatte, meine Teamkollegen haben mich unterstützt“, sagte Arthur nach dem 5:1-Sieg bei Eintracht Frankfurt. Der 32. Spieltag markierte das Ende der Leidenszeit des Leverkusener Pechvogels, er nach fast achtmonatiger Zwangspause aufgrund einer komplizierten Muskelsehnenverletzung endlich sein Startelf-Debüt für Bayer 04 gefeiert hatte.
Dabei begann der brasilianische Nationalspieler ein wenig nervös, wie auch Trainer Xabi Alonso hinterher attestierte. Seine ersten beiden Aktionen mündeten gleich in Ballverlusten. Doch Arthur biss sich rein ins Spiel und streifte die Unsicherheit ab. Sein Highlight war die zwölfte Minute, der auf der linken Außenbahn eingesetzte Rechtsverteidiger zwei Frankfurter stehen ließ, in den Strafraum eindrang und ins Zentrum flankte. Über Umwege sprang der Ball zu Granit Xhaka, der mit seinem 1:0 den Grundstein für das 48. Saisonspiel ohne Niederlage legte.
Naldo vermittelte Arthur-Transfer zu Bayer 04 Leverkusen
„Er hat es super gemacht und auf der rechten und linken Seite gut gespielt“, lobte Xabi Alonso, eine solche Leistung nach einer langen Pause sei „nicht einfach“. Doch Arthur sei ein intelligenter Spieler, der hart gearbeitet habe, um sich wieder für die Startelf zu qualifizieren. „Der Trainer hat am Samstag mit mir gesprochen und mir gesagt, dass ich gegen Frankfurt eine Chance bekomme“, berichtete Arthur vom Austausch mit seinem „außergewöhnlichen Coach“. Xabi Alonso habe ihm geraten, „ruhig, langsam und einfach zu spielen. Dann wird alles gut.“ Gesagt, getan. Nach 61 Minuten war sein bisher wichtigster Arbeitstag in Leverkusen beendet. „Jetzt bin ich müde“, sagte Arthur mit einem Lächeln.
Sein Sommertransfer vom brasilianischen Klub América FC war unter anderem vom langjährigen Schalke-Profi Naldo vermittelt worden. Der Rekord-Bundesliga-Brasilianer (358 Einsätze) berät Arthur nicht nur – er ist auch eine Art Mentor, der ihm den Stellenwert der Sprache verdeutlich hatte. So verständigt sich der Jungprofi bereits nach wenigen Monaten sehr ordentlich. Andere Südamerikaner der jüngeren Klubvergangenheit konnten oder wollten teils nach mehreren Jahren in Leverkusen nicht Deutsch sprechen. Arthur verbreitet mit seiner offenen und höflichen Art ein anderes Bild. „Ich freue mich total für ihn“, sagte Werkself-Kapitän Hradecky. „Der Junge ist super, er hat einen fantastischen Charakter. Hoffentlich bleibt er gesund.“
Ein Erbe für Alejandro Grimaldo oder Jeremie Frimpong?
Xabi Alonso wagte am Sonntag einen Blick voraus. „Wir wissen“, stellte der Coach fest, „für die Zukunft und für die nächste Saison haben wir einen Topspieler.“ Arthur, der sich auf beiden Außenbahnen heimisch fühlt, hat einen Vertrag bis 2028 und könnte – wenn es die Gesundheit zulässt – zu einem Erben von Alejandro Grimaldo oder Jeremie Frimpong aufgebaut werden, wenn einer der beiden europaweit begehrten Flügelspieler den Werksklub irgendwann einmal verlässt.