Bayer 04 LeverkusenWar das Schützenfest gegen Union die langersehnte Wende?
Leverkusen – So beeindruckend die zweiten 45 Minuten von Bayer 04 Leverkusens 5:0-Triumph gegen den gestürzten Tabellenführer Union Berlin auch waren – auf die wichtigste Frage gibt es nach wie vor keine Antwort: War dies die Wende für die tief gefallene Werkself?
Immerhin steht Bayer 04 dank des Sieges vor dem Derby beim 1.FC Köln am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) nicht mehr auf einem Abstiegsplatz und die Laune wurde nach zuletzt sechs sieglosen Spielen kräftig aufpoliert. „Das war das Bayer Leverkusen, was man sehen will“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes mit Blick auf die zweite Halbzeit, als die Werkself binnen 30 Minuten fünf Tore erzielte. Union Berlin hatte in den zwölf Partien zuvor insgesamt nur neun Gegentreffer kassiert.
Allerdings hatte Leverkusen auch bei seinen vorherigen drei Saisonsiegen (3:0 in Mainz; 2:0 gegen Atlético; 4:0 gegen Schalke) über weite Strecken überzeugt – um in den folgenden Spielen noch tiefer in die Krise zu rutschen. Auch deshalb gab es trotz einer ausgiebigen Feier mit den vorerst versöhnten und wohl in Teilen überraschten Fans keine allzu euphorischen Reaktionen bei Bayer 04. „Es war ein wichtiger Sieg für den Moment. Am Mittwoch geht es neu los“, sagte Rolfes.
Robert Andrich trifft gegen Ex-Klub Union Berlin
Vor dem Torrausch gegen Berlin hatte sich Leverkusen in fünf aufeinanderfolgenden Halbzeiten (in Leipzig, gegen Brügge und die ersten 45 Minuten gegen Union) quasi keine Torchance erspielt – trotz der namhaften und teuren Offensivkräfte. Robert Andrichs Standardtor zum 1:0 sowie Lennart Grills schlimmer Patzer vor Moussa Diabys 2:0 ließen den Knoten, zumindest für den Sonntagnachmittag, platzen. Anschließend durften sogar die dauer-kriselnden Profis Mitchel Bakker und Adam Hlozek Scorerpunkte und Selbstvertrauen sammeln. Der 5:0-Endstand sei in der Pause „so nicht zu erwarten gewesen“, sagte Rolfes. „Aber was ist im Fußball schon zu erwarten?“
Von Trainer Xabi Alonso erwartet Bayer 04, dass er die in den vergangenen Wochen und Monaten tief verborgenen fußballerischen Qualitäten wieder an die Oberfläche holt. Dafür bedarf es aber grundlegender Arbeit mit dem offensichtlich nicht harmonierenden Kader. Xabi Alonso setzte in den vergangenen Spielen den Fokus auf die defensive Stabilität und das Vermeiden einfachster Fehler – und hatte Erfolg, unabhängig von den daraus resultierenden Lähmungserscheinungen im Angriffsspiel. Gegen Brügge und gegen Union wirkte Leverkusen deutlich kompakter und konzentrierter als in den Wochen zuvor. Es sind zumindest vorsichtige Hinweise auf eine langfristige Besserung.
Patrik Schick wohl fit für das Derby beim 1. FC Köln
„Ich hoffe, dass wir sehr viel Positives aus dem Spiel mitnehmen“, sagte Mittelfeldspieler Andrich nach dem Schützenfest gegen seinen Ex-Klub. „Nicht nur, dass wir fünf Tore geschossen haben, sondern, dass wir nach schlechter erster Hälfte klar geblieben sind. Es ist wichtig, dass wir jetzt nicht wieder denken, dass es mit Tralala-Fußball auch läuft. Wir müssen konzentriert bleiben und einfach spielen. Wenn wir einfach spielen, dann sind wir brutal gut.“
Neben Bakker und Hlozek konnte auch Nadiem Amiri unter Beweis stellen, dass er der Werkself weiterhelfen kann. Karim Bellarabi stand nach auskurierter Meniskusverletzung zwar erstmals wieder im Kader, kam aber nicht zum Einsatz. Charles Aránguiz und Patrik Schick könnten ihre Blessuren bis zum Derby am Mittwoch in Müngersdorf auskuriert haben.
Xabi Alonso wird also ein breiter und mit frischem Selbstvertrauen ausgestatteter Kader zur Verfügung stehen. Der dann die Antwort auf die brennende Frage nach der vollzogenen Wende geben muss.