Nach Bender-RücktrittWieso Charles Aránguiz Leverkusens neuer Kapitän wurde
- Am Sonntag spielt Bayer 04 Leverkusen in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Eintracht Norderstedt.
- Dabei wird erstmals Charles Aránguiz die Werkself als etatmäßiger Kapitän aufs Feld führen.
- Trainer Peter Bosz vertraut auf die Führungsstärke des Chilenen – obwohl man nach wie vor auf ein Interview in deutscher Sprache mit Aránguiz wartet.
Leverkusen – Viel gesehen hat man bisher noch nicht von der Werkself, in der Corona-Zeit findet alles hinter verschlossenen Türen und hinter dicken Mauern statt. Man weiß eigentlich nur, was die Leute von Bayer 04 freiwillig erzählen. Vor dem ersten Pflichtspiel der Saison am Sonntag im DFB-Pokal gegen Eintracht Norderstedt (Sonntag, 15.30 Uhr, Bay-Arena) scheint also klar: Kai Havertz ist nicht mehr dabei, verkauft für eine Transfersumme von insgesamt 100 Millionen Euro zum FC Chelsea. Kevin Volland (für knapp 15 Millionen nach Monaco) ebenfalls nicht. Dafür ist Patrik Schick nach Leverkusen gekommen, der seinen neuen Arbeitgeber und dessen Fans schon öffentlich in einer Pressekonferenz begrüßt hat.
Lars Benders Nachfolger
Und: Lars Bender ist nicht mehr Kapitän. Er wolle sich nach den Jahren wiederholter Verletzung auf sich selbst konzentrieren, wurde der Ex-Nationalspieler zitiert. Neuer Kapitän ist der Chilene Charles Aránguiz, der in seine sechste Saison mit Bayer 04 Leverkusen geht.
Auf den ersten Blick ist das überraschend. Der Südamerikaner ist zwar seit Jahren der wichtigste Spieler in der Zentrale des Bayer-Teams. Aber als Lautsprecher und emotionaler Leader ist er in der Zeit bisher nicht aufgefallen. Der 31-Jährige ist ein stiller Vertreter, auf ein Interview in deutscher Sprache wartet man bis heute, was aber nicht schlimm ist, denn viele Auslandsprofis verstehen alles und können sich gut verständlich machen, geben aber Interviews doch lieber in einer Sprache, die sie ganz beherrschen.
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Es ist offensichtlich, dass diese Kapitäns-Festlegung nicht durch eine Wahl herbeigeführt wurde. „Das war meine Entscheidung“, sagte Trainer Peter Bosz vor dem Spiel gegen Norderstedt, „so etwas zu bestimmen, gehört für mich klar in den Aufgabenbereich eines Trainers. Der Trainer ist schließlich derjenige, der mit dem Kapitän zurechtkommen muss.“
Im Fall von Lars Bender, der seit 2015 Kapitän war, darf diese Kommunikation als gut angenommen werden. Allerdings war der Bayer durch seine verschiedenen Blessuren so oft nicht Teil des Teams, dass er zu der Erkenntnis gelangte: „Ich bin der Überzeugung, dass ein Kapitän auf den Platz gehört und regelmäßig spielen muss. Das war bei mir in der letzten Saison nicht immer gegeben. Ich will mich künftig auf meine Aufgaben als normaler Spieler konzentrieren – und auf meine Gesundheit.“
Von Aránguiz erwartet der Trainer vor allem Loyalität, vollen Einsatz und Führungsqualität durch Leistung. Im Januar war nicht klar, dass der Dauerläufer im Mittelfeld noch einmal eine solch tragende Rolle in Leverkusen spielen würde. Sein Vertrag lief aus, alle Versuche in der Vorsaison, den Kontrakt zu verlängern, waren gescheitert. England galt als bevorzugtes Ziel des Chilenen, der 2015 von Udinese Calcio nach Leverkusen gekommen war. Interessenten gab es genug. Auch der FC Bayern München wurde als möglicher Interessent gehandelt. Dann verlängerte Charles Aránguiz überraschend bis 2023.
Eine Zukunft ohne Kai Havertz
„Das ist die Fortsetzung einer besonderen Beziehung“, hat Aránguiz damals gesagt. „Dieser Klub, wirklich alle Mitarbeiter haben mich immer unterstützt und mir das Gefühl gegeben, dass ich hier willkommen bin – gerade zu Beginn, als ich wegen meines Achillessehnenrisses lange nicht spielen konnte.“
Aránguiz ist einer der Pfeiler, um die herum Peter Bosz das Team ohne Kai Havertz neu ausrichten will. „Generell wird sich unsere offensive Haltung nicht ändern“, sagt der Niederländer, „aber natürlich werden wir ohne Kai nicht genauso spielen wie mit Kai. Ich muss mit den Fähigkeiten der Spielern arbeiten, die da sind.“ Und mit solchen, die noch kommen werden.
Dass er weitere Transfers erwartet, daran hat Peter Bosz keinen Zweifel gelassen. Vielleicht ist dann auch ein Spieler dabei, der sich als Doppel-Sechs gemeinsam mit Aránguiz eignet. Bayer 04 hat zwar einige Profis, die auf dieser Position spielen können, aber internationales Format hat im defensiven Mittelfeld bisher nur der Chilene im Trikot von Bayer 04 unter Beweis gestellt.