Das taktische Mittel des auf dem Boden Liegens ist so alt wie der Europapokal. Selten wurde es schamloser angewandt als an diesem Frühlingsabend in Leverkusen.
Kommentar zum Ausscheiden von BayerAuf dem Boden zu liegen, ist während eines Fußballspiels nicht verboten
Auf dem Boden zu liegen, ist während eines Fußballspieles grundsätzlich nicht verboten. Wie es auch nicht verboten wäre, auf einem Bein zu stehen oder in der Nase zu bohren. Diesen einfachen Umstand machten sich die Spieler der AS Rom unter sachkundiger Anleitung ihres Trainers, Anführers und Feldherren José Mourinho zunutze, um ihren mageren 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel zynisch zu verteidigen und gegen Bayer 04 Leverkusen mit einem 0:0 ins Finale der Europa League einzuziehen.
Die schöne Euphorie der Werkself, der glühende Wille, nach Jahrzehnten der internationalen Unsichtbarkeit im Europapokal Geschichte zu schreiben, verpuffte angesichts der Tatsache, dass im Fußball die Uhr weiterläuft, während Spieler am Boden liegen, um Verletzungen vorzutäuschen. Dieses taktische Mittel ist so alt wie der Europapokal. Selten wurde es schamloser angewandt als an diesem wunderschönen Frühlingsabend in Leverkusen, der sich für die Bayer-Spieler und ihren euphorischen Anhang in einen Alptraum verwandelte.
AS Rom: Tabellensiebter in Italien, mehr nicht
Die Ruchlosigkeit der Römer war allerdings nur ein Grund dafür, dass die Leverkusener Sehnsucht nach einer Wiederholung des sensationellen Triumphs von 1988 unbelohnt blieb. In beiden Spielen fiel es dem Tabellensiebten der italienischen Liga – mehr ist die AS Rom ja nicht – viel zu leicht, mit ihrer Kreuzung aus Destruktivität und schlechter Pantomime Torchancen zu verhindern. Und die wenigen großen, die es gab, wurden von Bayer 04 wie in den Anfangsminuten des Hinspiels scheinbar achtlos weggeworfen.
Wer einen großen internationalen Titel gewinnen will, muss solche Widerstände überwinden können und auch mit Verletzungen zurechtkommen, wie sie Bayer 04 durch den langfristigen Ausfall des Top-Torjägers Patrik Schick und den Fußbruch des Vorkämpfers Robert Andrich ereilt hatte. All diese Hindernisse gehören im Fußball dazu. Aber am Ende haben die Leute des Werksklubs wohl den Preis dafür bezahlt, dass sie sich mit einer katastrophal missglückten Vorrunde ein viel zu tiefes Loch gegraben hatten.
Die Aufholjagd des Frühjahres mit einer Serie von 14 Spielen ohne Niederlage hat offenbar zu viel Substanz gekostet. Jetzt kann alleine die erneute Qualifikation für den internationalen Wettbewerb dieses Jahr retten. Aber die steht für den Tabellensiebten der Bundesliga vor den beiden letzten Spielen sehr infrage. Am Ende könnten sie trotz ihres Talentes und der zwischenzeitlich entdeckten Begeisterung für gemeinsame Ziele mit nichts in der Hand in die Sommerpause gehen.