Bayer LeverkusenTeenager Iker Bravo will zurück nach Spanien
Leverkusen – Gerardo Seoane hat vier Tage vor dem Leverkusener Saisonauftakt im Pokal bei der SV Elversberg (Samstag, 15.30 Uhr) ein rundum positives Fazit der Vorbereitung gezogen. „Wir haben sehr gut gearbeitet und keine Verletzten dazu bekommen“, sagte der Schweizer nach dem letzten öffentlichen Training der Woche am Dienstag und lobte insbesondere den Geist der Mannschaft. Den Erwartungsdruck der Öffentlichkeit, die im Werksklub einen Herausforderer der anderen Spitzenklubs sieht, nimmt er an.
„Positiv bei uns ist: Wir sind im wesentlichen Teil zusammen geblieben. Wir haben eine gewisse Breite und Qualität im Kader und mit Adam Hlozek noch einen spannenden Spieler hinzubekommen. Wir können aus dem letzten Jahr Erkenntnisse und Selbstvertrauen mitnehmen", sagt Seoane, "ich habe das Gefühl, dass wir uns in vielen Bereichen verbessern konnten. Das garantiert im Fußball noch keine Siege und Punkte, aber wir versuchen, durch besseres Arbeiten Erfolge wahrscheinlicher zu machen.“
Dass nicht alle Spieler auf demselben Leistungsniveau sind, findet Seoane erklärbar. Profis wie Karim Bellarabi, Jeremie Frimpong, Timothy Fosu-Mensah und Patrik Schick sind aus dem Aufbautraining nach Verletzungen und Operationen ins Team zurückgekehrt. „Es ist normal, dass sie nicht im Drei-Tages-Rhythmus spielen können“, sagt der Trainer, „aber entscheidend ist, dass es keine gesundheitlichen Rückschläge gegeben hat.“
Über ausstehende Transfers und sich abzeichnende Trennungen spricht der Fußball-Lehrer („der Kader ist gut gefüllt“) selten, im Fall von Iker Bravo macht er allerdings eine Ausnahme. Der Spanier war vergangenes Jahr im Alter von 16 Jahren mit großen Hoffnungen vom FC Barcelona nach Leverkusen gekommen. Seine Abschlussqualitäten berechtigten trotz der Jugend zu großen Hoffnungen. Im ersten Testspiel dieses Sommers gegen den MSV Duisburg hat der jetzt 17-Jährige mit drei Treffern überzeugt. Dennoch wird der Mittelstürmer wohl erst einmal in seine Heimat zurückkehren. Der Versuch der Integration durch eine Gastfamilie und die Betreuung des mit Spaniern durchsetzten Werksklubs scheint gescheitert.
„Wir sind zufrieden damit, wie sich Iker auf dem Platz entwickelt hat, sowohl physisch, wie auch fußballerisch“, sagt Seoane, der als multilingualer Sohn eines Spaniers neben der schweizerischen auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt. Er kann die Unterschiede und Herausforderungen in einem fremden Land beurteilen. „Das Leben in Spanien ist ein wenig anders als hier. Die deutsche Sprache ist für einen Spanier ein schwieriges Thema, das ist einfach so“, erklärt er. Man wisse um den Willen des Spielers, der in seiner Heimat sehr begehrt ist.
Atlético Madrid tut derzeit alles, um in den Besitz dieses Talentes zu kommen. Aber Bayer 04 wird Bravo nicht ohne eine Option auf Rückkehr zu späterer Zeit weggeben. Aus Trainersicht würde Seoane ein Abschied schwer fallen: „Ich bin zufrieden mit ihm. Ich wäre froh, wenn er bleiben würde. Aber das zu klären, ist nicht meine Aufgabe.“
Im auf allen Positionen doppelt bis dreifach mit gestandenen Profis besetzten Bayer-Kader wäre Bravo hinter Patrik Schick, Sardar Azmoun und Joel Pohjanpalo im Ranking der Mittelstürmer weit hinten. Auf anderen Positionen herrscht in der Besetzung eine ähnliche Dichte. Das macht Seoane zuversichtlich für den Saisonstart gegen Elversberg im Pokal und gegen Borussia Dortmund eine Woche später im Signal-Iduna-Park. „Ich habe ein gutes Gefühl.“