Europa LeagueBayer 04 Leverkusen besiegt Glasgow Rangers mit 3:1
Glasgow – Wenn man sich ein für lange Zeit letztes Fußballspiel vor Zuschauern aussuchen könnte – 90 Minuten im Ibrox Stadium gegen die Glasgow Rangers wären eine gute Wahl. Die Wahl hatte Bayer 04 nicht; Leverkusen wurde der Gegner durch ein Los beschert, und die Coronavirus-Pandemie hatte dafür gesorgt, dass deutsche Mannschaften in absehbarer Zeit maximal noch in leeren Stadien antreten dürfen. Doch Werkself nahm am Donnerstagabend im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League das Maximum mit: Einen 3:1 (1:0)-Sieg vor 47497 Zuschauern und eine gute Ausgangsposition zum Erreichen eines theoretisch im April zu absolvierenden Viertelfinals.
Bayer 04 war die vorerst letzte deutsche Mannschaft, die vor Stadion-Publikum Fußball gespielt hat. Und ob das für kommenden Donnerstag (18.55 Uhr) in der für Zuschauer gesperrten Bay-Arena angesetzte Rückspiel überhaupt stattfindet, ist völlig unklar. Ebenso die Fortführung des gesamten Wettbewerbs. Trainer Peter Bosz hatte seine Meinung deutlich gemacht: „Ich weiß nicht, wo das hinführt mit dem Terminplan. Bis Ende Mai ist alles durchgeplant. Aber wir spielen für die Fans. Deshalb ist es verrückt, wenn sie nicht da sind.“ Klarheit soll nach dem Krisengipfel der Uefa am 17. März herrschen.
Peter Bosz improvisiert in Sturm
Klarheit war auch ein Wunsch im Vorfeld der Partie. Denn im Verlaufe des Donnerstags schien die Austragung der Partie noch gefährdet, eine Meldung aus Spanien hatte die Runde gemacht. Demnach würde die Uefa ihre Wettbewerbe sofort aussetzen. Doch wenig später gab Bayer 04 Entwarnung – zu ihnen sei nichts durchgedrungen. Die über 800 aus Leverkusen angereisten Fans würden Fußball sehen können. Ob dies angesichts des sich auch in Schottland ausbreitenden Coronavirus eine weise Entscheidung war, scheint zumindest fraglich.
Auf dem Feld versuchten Leverkusens Trainer Peter Bosz und seine Mannschaft die bedrückende Situation durch die Krankheit auszublenden. Der Niederländer hatte aufgrund der Ausfälle von Kevin Volland und Lucas Alario im Sturmzentrum improvisieren müssen. Moussa Diaby, Karim Bellarabi und Kai Havertz wechselten sich ab auf der Position. Der beim 4:0 gegen Frankfurt überragende Paulinho saß zunächst nur auf der Bank. Die Werkself hatte wieder gewaltige Ballbesitz-Werte, fand aber kaum Wege durch die dichtgestaffelten Ketten der Schotten. Karim Bellarabi und Karim Bellarabi probierten es erfolglos aus der Distanz. Angefeuert vom famosen Publikum kämpften sich die Rangers besser ins Spiel. Jeder Ballgewinn oder jedes erfolgreiche Pressing wurde frenetisch bejubelt. Mitten hinein in diese Euphorie sorgte der Videoschiedsrichter für große Aufregung. Eine Flanke von Charles Aránguiz war am Arm von George Edmundson gelandet. Schiedsrichter Szymon Marciniak betrachtete die Bilder am Spielfeldrand und entschied auf Strafstoß. Kai Havertz trat an und verwandelte sicher (37.).
Die Schotten kamen mit mehr Mut aus der Kabine und kamen in der 55. Minute durch Alfredo Morelos zu ihrer besten Chance, die Lukas Hradecky mit einer starken Reaktion vereitelte. Bayer 04 wirkte zeitweise etwas ratlos, die Fehler häuften sich. Doch wieder fiel das Tor in eine Schwächephase. Aránguiz traf nach einer schlecht abgewehrten Ecke von der Strafraumkante (67.). Die Partie schien entschieden, ehe Edmundson per Kopf nach einer Ecke für das 1:2, Spannung und Stimmung sorgte (75.). In der 88. Minute erzielte der eingewechselte Leon Bailey das 3:1 und die Entscheidung im Hexenkessel der Rangers. Und Leverkusen durfte noch einige Minuten unbeschwert eine Fußball-Atmosphäre aufsaugen, die es so schnell wohl nicht wieder geben wird.