Der FC Liverpool hatte Angst vor der Zeit nach Jürgen Klopp. Nachfolger Arne Slot zerstreut derzeit die Zweifel.
FC Liverpool als VorbildWie es mit einem Nachfolger von Xabi Alonso bei Bayer 04 laufen soll
Xabi Alonso hat keinerlei Hang zur Selbstdarstellung. Mit Emotionen geht er in der Öffentlichkeit eher sparsam um. Doch wenn er über die bevorstehende Partie seiner Leverkusener beim FC Liverpool am Dienstagabend (21 Uhr, Amazon Prime) spricht, leuchten die Augen des Trainers und er sagt: „Das Spiel bedeutet mir viel. Es ist natürlich ein großes Spiel. Champions League in Anfield zu spielen – es gibt kaum etwas Besseres. Das ist großartig.“
Die Reds sind einer von fünf Klubs, zu denen Alonso eine tiefe Verbundenheit spürt. Von 2004 bis 2009 lief Alonso für Liverpool auf, gewann mit dem Verein 2005 im legendären Finale gegen den AC Mailand nach 0:3-Halbzeitrückstand die Champions League. „Diese Nacht in Istanbul war brutal wichtig für meine Karriere“, hatte er zuletzt gesagt. Jetzt kehrt er erstmals als Trainer an die Anfield Road zurück – ebenfalls in der Champions League.
Slot überzeugt als Klopp-Nachfolger
Neben aller sportlichen Aktualität ist dieses Spiel auch als eine Art Bewerbung für die Zukunft zu verstehen. Es ist kein Geheimnis, dass Alonso in seiner Lebensplanung künftige Anstellungen als Trainer bei seinen Lieblingsklubs präferieren würde. Neben Bayer 04 und seinem Jugendverein Real Sociedad San Sebastian, wo seine Trainerkarriere begann, sind das seine Ex-Vereine Real Madrid, der FC Bayern München und eben Liverpool. Alle drei Weltklubs haben sich schon in der vergangenen Saison mehr oder weniger intensiv mit dem Namen Xabi Alonso als Trainerkandidat beschäftigt. Doch der 42-Jährige entschied sich schließlich für einen Verbleib in Leverkusen, wo er bis 2026 noch unter Vertrag steht. Klar ist aber: Wenn einer dieser drei Klubs in Zukunft wieder auf Trainersuche sein sollte, wird auch Xabi Alonso gehandelt werden. Und der Spanier wird sich den Gesprächen sicherlich nicht verweigern.
Derzeit sind sie in Liverpool aber keineswegs auf der Suche nach einem Coach, denn mit dem neuen läuft es hervorragend – was man durchaus als überraschend werten kann. Nach neun erfolgreichen Jahren mit Jürgen Klopp holten die Reds im Sommer Arne Slot, einen eher unbekannten Niederländer, der zuvor ausschließlich in der Eredivisie – zuletzt bei Feyenoord Rotterdam – tätig gewesen war. Die Sorgen, dass der 46-Jährige die großen Fußstapfen nicht füllen könne, zerstreute er in den ersten Monaten schnell. Liverpool führt die Premier League an, hat drei Siege in drei Champions-League-Spielen eingefahren und wettbewerbsübergreifend erst einmal verloren.
„Es war auf jeden Fall eine Herausforderung für Liverpool“, sagt Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes, „es ist ja nie einfach nach so einer dominanten Figur, wie es Jürgen Klopp auch in Liverpool war. Direkt an die erfolgreichen Zeiten anzuknüpfen, ist eine große Leistung von den Personen im Klub, die das mit dem neuen Cheftrainer zusammen gemanagt haben. Das zeichnet den Klub aus. Es ist ein Zeichen für Stabilität und Kontinuität im Verein – und dafür, dass sie in den vergangenen Jahren sehr viel richtig gemacht haben.“ Wenn Rolfes das sagt, ist ihm bewusst, dass diese Transformation in absehbarer Zukunft auch auf Bayer 04 zukommen wird. Ob im kommenden Sommer, oder eben 2026. Alonso wäre beim Vertragsende zwar keine neun Jahre in Leverkusen gewesen wie Klopp in Liverpool, sondern dreieinhalb. Er wird aber allein durch das Double und die erste Meisterschaft der Klubgeschichte ebenso große Fußstapfen hinterlassen.
Simon Rolfes mit Hochachtung vor Liverpool
Dient Liverpool also als Blaupause für Bayer 04? „Erfolgreiche Beispiele sind immer ein Vorbild oder eine Orientierung, da kann man sich Sachen abschauen, auch wenn die Situationen immer ein bisschen anders sind“, sagt Rolfes. „Man darf im Fußball nie den Fehler machen, Sachen zu kopieren. Aber zu analysieren, was sie gut gemacht haben, hilft. Es ist immer Teil meines Jobs, zu gucken, was kann man sich auch ein bisschen von anderen abschauen kann.“
Am Dienstagabend wird die mittelfristige Zukunft von Liverpool und Leverkusen nicht entschieden werden, aber beide Klubs können einen wichtigen Schritt Richtung Achtelfinale der reformierten Champions League machen. „Wir haben mit sieben Punkten schon jetzt eine gute Ausgangsposition, nach Liverpool ist die Hälfte der Ligaphase abgeschlossen“, sagt Rolfes. „Wenn wir gewinnen, wäre es ein Riesenschritt. Mit zehn Punkten hätten wir eine Top-Ausbeute. Es wird mit Sicherheit ein intensives Spiel. Für uns geht es darum, unseren Leistungsstandard zu setzen, und damit die Wahrscheinlichkeit auf Punkte und Erfolge zu erhöhen. Damit haben wir am Freitag gegen Stuttgart angefangen, und da wollen wir morgen weitermachen.“
Leverkusen: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie – Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo – Hofmann, Wirtz – Boniface.Liverpool: Kelleher - Alexander-Arnold, Konaté, van Dijk, Tsimikas - Gravenberch, Mac Allister - Salah, Szoboszlai, Gakpo - Darwin