KommentarLeverkusen findet Stabilität, doch Vorsicht ist geboten
Leverkusen – Zehn von zwölf möglichen Punkten hat Bayer 04 im Jahr 2022 gesammelt. Aus einem Zähler Vorsprung auf Angst-Platz fünf, der nicht zur Champions-League-Teilnahme berechtigt, sind binnen vier Spieltagen fünf Punkte geworden. Der Werksklub ist unter den Topteams der Gewinner der letzten Wochen – mit Ausnahme des bereits Anfang Februar recht sicheren Meisters aus München. Doch hinter den Bayern ist das Rennen offen. Und Bayer 04 in der aktuellen Verfassung vielleicht erster Anwärter auf die alte Hassliebe, den Vize-Titel.
Ein großer Fortschritt im Vergleich zur konfusen Vorweihnachtszeit, als reihenweise Führungen hergeschenkt wurden, ist Leverkusens Umgang mit Rückschlägen. Angefangen Mitte Januar beim Sieg in Gladbach (2:1), als Bayer 04 nach einem späten Gegentor die Ruhe bewahrte und nicht in ein defensives Chaos verfiel. Auch beim 5:2 in Dortmund ließ sich Leverkusen vom schnellen Ausgleich durch Frimpongs Eigentor nicht aus dem Konzept bringen – stattdessen gab es die von Wirtz vollendete Traumkombination zur erneuten Führung.
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Das Duo Tah/Hincapie, wegen der Afrika-Cup-Abstellungen aus der Not geboren, sorgt für mehr Stabilität in der Innenverteidigung nach hohen Bällen. Es harmoniert gut mit Andrich und Demirbay im Mittelfeldzentrum, die sich immer wieder fallen lassen, kritische Zweikämpfe gewinnen und Konter einleiten. In Dortmund wurden so das 2:1 durch Wirtz und Diabys 5:1 ermöglicht. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen sind kleiner, das Gegenpressing wirkt koordinierter. Sogar Diaby entschärft mit Sprints in die eigene Hälfte mittlerweile Konter. Lange war der junge Franzose im Rückwärtsgang nicht über ein leichtes Joggen hinausgekommen. Mit zehn Toren in den vergangenen zwei Spielen hat die Effektivität wieder Einzug erhalten bei der gesamten Werkself – und nicht nur bei Stürmer Schick.
Letztes Leverkusener Zu-Null-Spiel am 20. November
Nach wie vor gibt es Baustellen, die aktuell aufgrund der Schwäche der Konkurrenz nur leichter verziehen werden. Leverkusens Anfälligkeit nach Standards ist zu groß für ein Topteam. Das letzte Zu-Null-Spiel des Tabellendritten datiert vom 20. November. Dennoch spricht viel dafür, dass Trainer Seoanes gebetsmühlenartig vorgetragener Lerneffekt tatsächlich stattgefunden hat und das junge Team ihr gewaltiges Potenzial auf Strecke entfalten könnte.
Bestes Argument dagegen ist: Es bleibt Bayer 04. Und in der Vergangenheit war keine Erfolgsserie so brillant, dass ein in der Regel folgender Einbruch das Saisonziel nicht mehr hätte gefährden können. Deshalb sollte Leverkusen den Rausch genießen und nutzen, um das Polster auf Platz fünf noch komfortabler zu gestalten.