LeverkusenBayer-Trainer Bosz fordert Siege über Hertha und Mainz zum Jahresende
Leverkusen – Die sichtbarste Strafe kommt vom Publikum. 24 000 Zuschauer, so erklärte Bayer 04 Leverkusen, werden am Mittwoch um 18.30 Uhr zum letzten Heimspiel der Saison gegen Hertha BSC erwartet. Das wären rund 4000 oder rund 15 Prozent weniger als im Saisondurchschnitt. Deutlicher kann der Anhang seiner Werkself nicht zeigen, was von der 0:2-Niederlage in Köln zu halten war.
Peter Bosz hat das auf seine Weise getan. „Man kann nach so einem Spiel ein, zwei Tage sauer und böse sein, aber dann muss man wieder reden“, sagte der Niederländer. Andere Trainer hätten einen Spieler wie Leon Bailey nach der zweiten groben Disziplinlosigkeit innerhalb weniger Wochen möglicherweise mit Nichtachtung oder Sondertraining gestraft. Bosz aber suchte das lange Gespräch, um dem Jamaikaner zur Einsicht zu verhelfen. „Das Irritierende ist, dass Leon gar nicht so ist. Er ist keiner, der andere Spieler schlägt. Das ist er nicht“, sagte Bosz, der wie Bailey eine Antwort auf die Frage finden muss , wer dann dieser andere Charakter ist, der in wichtigen Spielen Tätlichkeiten begeht und seine Mannschaft schwächt. Da Bailey erst am 26. Januar im Heimspiel gegen Düsseldorf wieder dabei sein darf, haben alle noch ein wenig Zeit für Antworten.
"Dann könnte man sagen, dass die Entwicklung nach oben geht"
Peter Bosz will aber nur an die nächste Zeit denken, an Hertha BSC und danach an das Spiel beim FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr). Innerhalb dieser vier Tage wird sich entscheiden, was für eine Vorrunde Bayer 04 gespielt hat. Mit zwei Siegen und dann 31 Punkten wäre sie sehr akzeptabel, alle Ziele innerhalb der Liga blieben erreichbar. „Dann könnte man sagen, dass die Entwicklung nach oben geht“, erklärt der Trainer. Jeder Punkt weniger würde die Unzufriedenheit wachsen lassen.
Die Hertha erwartet Bosz ähnlich wie den 1. FC Köln: Aggressiv, nicht in vorderster Linie attackierend, auf Fehler der Werkself lauernd. Seine eigene Mannschaft erwartet er dagegen ganz anders als in Köln. Bosz: „Wir haben das Spiel analysiert und sehr schnell gesehen, was wir falsch gemacht haben. Es war ganz eindeutig. Deshalb können wir den Spielern Lösungen mitgeben.“ Selbstverständlich verrät er nicht, wie genau sie lauten. Jeder, der die Niederlage von Müngersdorf gesehen hat, darf jedoch mitraten. Es ist nicht sehr gefährlich: Weniger Fehlpässe spielen, aggressiver in die Zweikämpfe gehen, insgesamt etwas höher stehen, mehr Sprints in die Tiefe wagen und konsequenter über die Außenpositionen spielen – damit kann Bayer 04 schon einmal nicht viel falsch machen.
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Was der Kollege Jürgen Klinsmann in seinem vierten Spiel mit Hertha BSC vorhat, ist Bosz weniger klar. „Es ist immer so, dass Trainer, wenn sie neu im Amt sind, viel ändern“, sagt der Niederländer, „mal spielen sie Dreierkette, dann Fünferkette, dann Viererkette.“ Aber diese Feinheiten im Spiel von Hertha BSC werden das Resultat weniger beeinflussen als das Auftreten seiner Spieler. „Sie waren sehr selbstkritisch“, verrät der Trainer, „aber die echte Reaktion kann erst auf dem Platz gegen die Hertha kommen.“
Die Weltmeister Klinsmann und Völler treffen sich
Viel besser als Peter Bosz kennt Rudi Völler (59) Jürgen Klinsmann (55). Gemeinsam sind sie 1990 in Italien Weltmeister geworden. Gleichzeitig haben sie in Italien gespielt. Und hintereinander waren sie zwischen 2000 und 2006 als sehr verschiedene Charaktere Teamchefs der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Ich habe Rudi Völler schon länger nicht gesehen, da freue ich mich riesig drauf“, sagt Klinsmann, der von Völler schon kurz nach seinem Amtsantritt in Berlin auf einen Kaffee eingeladen wurde. Völler ist der Typ Espresso, Klinsmann eher Latte Macchiato mit Soja-Milch. Aber man wird sich verstehen, solange das Spiel noch nicht angepfiffen ist.