Profis im LeistungstestDrei Stunden lang über die Grenzen hinaus gehen
Leverkusen – Am Montag hatten Dr. Malte Krüger (39) und sein Team den härtesten Tag des Jahres. 23 Fußball-Spieler – 16 Profis, sieben Nachwuchskicker – erschienen im so genannten Sports Lab von Bayer 04 Leverkusen zu den leistungsdiagnostischen Tests. Hinter diesem Begriff verbirgt sich mehr, als sich der Interessierte vorstellen mag. Die Berufssportler stellen für ihren Arbeitgeber immense Werte dar und werden mit derselben Akribie durchleuchtet und gecheckt, wie das Formel-1-Rennställe mit ihren Autos tun, die sie allerdings zuvor selbst gebaut haben. So weit ist man im Profi-Fußball mit den Spielern noch nicht.
Die Profis werden bei allen Klubs zunächst medizinisch getestet. Hier kommt der Zahnarzt, der Augenarzt, der Internist, der Orthopäde und auch der Neurologe ins Spiel. Besonders die Messung der Gehirnströme erfährt im Fußball eine neue Bedeutung, seitdem der Bereich der unerkannten oder verschleppten Gehirnerschütterungen und deren Folgen eine neue Beachtung erfährt. Hier werden neurologisch Ausgangswerte festgehalten, die man im Zweifelsfall als Vergleich hinzuziehen kann.
„Das ist die Basisdiagnostik, die ist wichtig, dass die Spieler überhaupt gesundgeschrieben sind“, erklärt Malte Krüger, der viele Jahre an der Sporthochschule in Köln arbeitete, ehe er 2019 in leitender Funktion zu Bayer 04 wechselte. Der bei den Spielern eher unbeliebte Teil beginnt aber erst danach, im klassischen Bereich der Leistungsdiagnostik. Hier werden sie körperlich an ihre Grenzen gebracht, wobei das Laufband und der Fahrrad-Ergometer eine Hauptrolle spielen. Die Intensität wird immer weiter erhöht, bis der Proband nicht mehr kann. Beim Laufband ist das bei sehr fitten Spielern in der Regel nach sechs Kilometern und bei 5,2 Meter pro Sekunde der Fall.
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Die anstrengende, mindestens drei Stunden währende Prozedur, wäre wenig wert, wenn sie an Sportlern vorgenommen würden, die einen Sechs-Wochen-Urlaub in der Hängematte verbracht hätten. Die Fußballer von Bayer 04 durften drei Wochen ausruhen und wurden dann schon wieder in ein dreiwöchiges, privates Trainingsprogramm geschickt, das man im digitalen Zeitalter überall überwachen kann. „Deshalb macht der Test am ersten Tag Sinn, weil jetzt ja auch die dynamische Phase des Trainings beginnt und wir wissen, wie belastbar die Spieler sind“, sagt Malte Krüger, dessen Abteilung in ständigem Austausch mit dem Trainer-Team steht.
Hier treffen beide Seiten auf unbekannte Gesichter, denn Gerardo Seoane ist erst seit 1. Juli Cheftrainer bei Bayer 04. Der Schweizer hat den schon anwesenden Teil seines neuen Kaders am Montag schon begrüßt und wird am Dienstag zur ersten Übungseinheit bitten. Davon, wie die Mannschaft zu Saisonbeginn in fünf Wochen aussehen wird, existiert derzeit nur eine Ahnung. Elf Profis fehlen derzeit noch wegen Teilnahme an Kontinentalmeisterschaften, weitere, vor allem im Abwehrbereich, müssen verpflichtet werden, andere sollen gehen.
Für Malte Krüger und sein Team, das am Montag um zehn Spezialisten erweitert wurde, bedeutet das in jedem Fall eine Menge Arbeit. Denn jeder Spieler, der im Laufe der Saison neu kommt, wird bei der obligatorischen sportmedizinischen Untersuchung auf vollständige Gesundheit geprüft und dann dem Leistungstest unterzogen. Auch wenn er ihn bei seinem vorherigen Arbeitgeber schon absolviert hatte. „Alle Spieler sollen so fit wie möglich sein und so verletzungsresistent wie möglich sein, daran arbeiten wir“, sagt Malte Krüger. ,