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„Bilder sind schrecklich, schwer auszuhalten“Schlotterbeck-Diagnose weniger schlimm als befürchtet

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Nico Schlotterbeck droht Borussia Dortmund für längere Zeit auszufallen.

Nico Schlotterbeck droht Borussia Dortmund für längere Zeit auszufallen.

Der BVB kann bei seinem verletzten Nationalspieler etwas aufatmen. Die Personallage in der Verteidigung bleibt dramatisch.

Auf schlimmste Befürchtungen und eine „schlaflose Nacht“ folgte die große Erleichterung: Nico Schlotterbeck wird Borussia Dortmund weitaus kürzer als befürchtet fehlen. Ein Einsatz noch in diesem Jahr erscheine zwar „aktuell noch fraglich“, aber eben nicht gänzlich ausgeschlossen, teilte der BVB am Donnerstag mit.

Noch am Abend zuvor hatten die für Trainer Nuri Sahin „schrecklichen“ Bilder des sich am Boden vor Schmerzen krümmenden Innenverteidigers große Sorgen bereitet. Umso erlösender war dann die vergleichsweise milde Diagnose. Schlotterbeck habe eine nicht näher definierte „Bandverletzung“ im Sprunggelenk erlitten - und eben keine Fraktur oder schwerwiegendere strukturelle Verletzung.

Als Nico Schlotterbeck hinter der leeren Südtribüne in den Krankenwagen geschoben wurde und dabei auf seinem Handy tippte, hatte Nuri Sahin der Schock noch tief, tief in den Knochen gestanden: „Das sah natürlich nicht gut aus. Es wäre der Super-Gau, wenn er jetzt noch ausfällt.“

Rechter Fuß knickte um 90 Grad nach innen Schlotterbeck minutenlang behandelt

Wie der deutsche Nationalspieler in der letzten Aktion des Champions-League-Spektakels gegen den FC Barcelona (2:3) zum Kopfball hochstieg, wie bei der Landung sein rechter Fuß 90 Grad nach innen knickte, wie Schlotterbeck minutenlang behandelt wurde und dann vom Platz getragen wurde, die Hände vors Gesicht geschlagen - das alles ließ Übles befürchten. Später hatte er den Fuß dick verbunden und trug zur Stabilisierung einen Turnschuh.

Die Verletztenliste der Dortmunder bleibt in einer Seuchensaison auch mit einer geringen Ausfallzeit Schlotterbecks lang. Dem BVB gehen in der Innenverteidigung fast jegliche Optionen aus: Niklas Süle wird monatelang fehlen, Waldemar Anton verpasst mindestens noch das Ligaspiel gegen die TSG Hoffenheim am Sonntag. Das sind die Gestandenen. Doch auch Youngster Filippo Mane ist verletzt. Es bleiben: Sechser Emre Can, der schon gegen Barcelona in der Kette aushalf, und Nachwuchsmann Yannik Lührs. Rechts musste überdies Julian Ryerson wegen Kreislaufproblemen früh raus.

BVB-Kader im Verletzungspech, Winter-Transfers wahrscheinlich

Der dünne Kader blutet aus, wahrscheinlich muss der BVB im Winter nachkaufen. Gegen Hoffenheim und in Wolfsburg zwei Tage vor Heiligabend aber muss es so gehen. „Sie werden den Transfermarkt für uns nicht früher öffnen“, sagte Sahin in bitterer Ironie.

Der Trainer war ohnehin sehr emotional, „es kocht in mir“, sagte er. Seine Mannschaft hatte stark gespielt, sich angesichts zweier Rückstände aufgebäumt und zurückgeschlagen - sie verlor dennoch. „Wenn wir zu Gewinnern werden wollen, müssen wir hier siegen. Dann will ich nicht hören, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben“, sagte Sahin. „Man muss solche Spiele ziehen. Das macht mich traurig.“

Barcelona, von Ex-Bundestrainer Hansi Flick hoch ins Pressing gejagt, bestrafte Fehler gnadenlos. Vor dem 1:2 ließ Torhüter Gregor Kobel den Ball nach vorne prallen. Vor dem 2:3, ebenfalls von Ferran Torres, spielte Pascal Groß einen fatalen Pass rückwärts, Jamie Gittens schlief. „Gegen die Reals, Bayerns, Barcas dieser Welt kann man solche Fehler nicht machen“, analysierte Sahin, „das ist die Entwicklung, die wir nehmen müssen.“

Die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale ist in Gefahr geraten. Der BVB ist mit zwölf Punkten aus sechs Spielen Tabellenneunter, beim FC Bologna und gegen Schachtar Donezk muss er sich also um mindestens einen Platz verbessern. Die Teilnahme an der Play-off-Runde, die sich der Verein so gerne ersparen würde, ist hingegen sicher.

Vorab hatte Sahin eine Brandrede über die stetig steigende Belastung gehalten, was auch die Fans in einem Banner aufgriffen. Dass nun auch Schlotterbeck verletzt ist, sagte Sahin, „das passt gerade - aber es ist die Geschichte“. Und keine schöne. (oke/sid)