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Der FC Bayern lässt sich im Fall Mazraoui vorführen

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Noussair Mazraoui beim Training des FC Bayern am Montag. Er ist weiterhin Teil des Kaders des deutschen Rekordmeisters.

Noussair Mazraoui beim Training des FC Bayern am Montag. Er ist weiterhin Teil des Kaders des deutschen Rekordmeisters.

Der deutsche Rekordmeister verhebt sich im Fall Mazraoui und versäumt eine Suspendierung des Spielers. Damit begeht der Klub einen großen Fehler.

Es ist gerade viel die Rede von einem Zwist zwischen Uli Hoeneß, dessen aktuelle Jobbezeichnung beim FC Bayern mittlerweile mit Oberglucke umschrieben werden muss, und Thomas Tuchel, dem Trainer. Letzterer kam für Hoeneß bei den Hinweisen auf das knapp bemessene Spielermaterial etwas larmoyant rüber. Aber nun gut: Wortmeldung hier, Wortmeldung da, Zwist ausgeräumt. Offiziell. Das ging schnell.

Denselben Effekt hatte sich der deutsche Rekordmeister, der das großartige Wirken seines jüdischen Ehrenvorsitzenden Kurt Landauer offensiv pflegt, auch von seiner am Freitag publizierten Erklärung im Fall Marzraoui erhofft.

Doch das war ein Trugschluss, weil der Inhalt der Botschaft zwar ausgeklügelt war und zudem lange auf sich warten ließ. Allerdings eben auch Schwächen enthielt, die mit den dort veröffentlichten Ansichten von Noussair Mazraoui zusammenhingen, dem gläubigen Muslim des Teams und dessen gesetzter Rechtsverteidiger.

Es fehlte schlicht eine klare Distanzierung Mazraouis zur Hamas und die Betonung des Existenzrechts Israels, was im Angesicht eines von dem Spieler veröffentlichten Instagram-Beitrags allerdings geboten gewesen wäre. Darin wünschte Mazraoui nach dem jüngsten Terror der Hamas „den Brüdern in Palästina“ den „Sieg“; zudem postete er einen irritierenden Koran-Vers, der so gedeutet werden kann, dass Israel selbst die Schuld am Massaker seines Volkes trägt; vor seiner Bayern-Zeit teilte Mazraoui als Profi von Ajax Amsterdam palästinensische Karikaturen, die für Kritik in Israel sorgten.

Das Votum von Josef Schuster hat eine große politische Kraft

Das sind in Summe Faktoren, die den Weltklub FC Bayern auch ohne das aktuelle Votum von Josef Schuster dazu animieren müssten, mit Mazraoui nicht nur zu sprechen und in ihn als Folge dessen einfach im Kader zu belassen. Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, fordert nun „sichtbar harte Konsequenzen gegenüber dem Spieler“. Dieses Votum hat eine große politische Kraft, es ist zwar kein Befehl, aber durchaus eine in die völlig richtig Richtung weisende Empfehlung.

Zumal auch ein israelischer Torwart zum Team der Bayern gehört. Die jedenfalls haben es versäumt, einen Spieler entschieden zu maßregeln, dessen Einstellung sich nicht mit den Werten des Klubs deckt. Was übrigens auch schon für den jahrelangen Deal galt, den der Klub mit Katar abgeschlossen hatte. Das theoretisch nicht anzufechtende Diktum von Josef Schuster kollidiert jedoch offensichtlich mit der Praxis des FC Bayern.

Und da sind wir wieder beim dünnen Kader, den die Streitwilligen Hoeneß und Tuchel so lautstark diskutierten. Mazraoui wird schlicht gebraucht im Team des FC Bayern, seine fußballerische Klasse ist ein wichtiger Teil der sportlichen Planung des Klubs. Leider ist dieser Fakt allzu durchsichtig.

Der FC Bayern macht sich in diesem Punkt sehr angreifbar. Er verhält sich unglaubwürdig und lässt sich zudem von Mainz 05 vorführen, das in einem ähnlich gelagerten Fall einen Spieler suspendierte. Der FC Bayern sollte diesem Beispiel dringend folgen.