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KommentarDer reiche Tennis-Zirkus entlarvt sich in der Russen-Frage

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Tenniskommi

Daniil Medwedew

Köln – Die Reaktion des Welttennis auf den Bann gegen russische und belarussische Spielerinnen und Spieler überrascht nicht. Novak Djokovic nennt den Akt „verrückt“, die Männer-Organisation will sich „Gegenmaßnahmen“ überlegen. Wo kommen wir denn hin, wenn Einzelne für den Einmarsch der Russen in die Ukraine bestraft werden? Die können doch nichts dafür – oder?

Die körperlich benachteiligten russischen Athleten, denen die Teilnahme an den Paralympics in Peking verweigert wurde, konnten auch nichts dafür, dass Putin die Ukraine überfallen hat und jeden Tag Menschen durch Kriegshandlungen sterben. Genauso wenig die Mehrzahl der russischen Leichtathleten, Wintersportler, Ruderer, Badmintonspieler und Athleten vieler Verbände bis hin zur Formel 1, die auf unbestimmte Zeit mit einem internationalen Startverbot belegt wurden. Sie alle können nichts dafür.

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Der Vorschlag, eine Sperre von der persönlichen Haltung einzelner Sportler abhängig zu machen, ist erstens kaum praktikabel, denn wer will die Ehrlichkeit der Aussagen überprüfen? Und zweitens würde er den Betroffenen wenig nützen, denn es gab keinen einzigen prominenten Fall, in dem von einem Tennis-Profi zur Distanzierung mehr als ein „Ich bin generell gegen Krieg“ gesagt wurde. In keinem Fall wurden die Aggressoren Putin und Lukaschenko kritisiert und auch nicht die Systeme, die hinter ihnen stehen.

Die empörte Reaktion des Tennis-Zirkus auf den britischen Akt beweist vor allem, wie wenig er sich dem Rest der Sportwelt zugehörig fühlt. Wie wenig solidarisch er ist. Wie selbstverständlich er nach eigenen Gesetzen lebt, wie konsequent er seine umsatzbringenden Superstars beschützt, von denen weiblich wie männlich derzeit viele aus Russland und Belarus kommen. Tennis-Stars werden Verfehlungen aller Art gnädig verziehen, wie zuletzt der Fall Alexander Zverev bewies. Sie dürfen mit dem Thema Doping auf eine Weise umgehen, die in anderen Sportarten nicht geduldet würde. Sie werden überhäuft mit Antrittsgeldern und Sonderrechten. Aber jetzt widerfährt ihnen, was fast allen anderen Sportlern auf der Welt widerfährt, wenn sie Russen sind.

Das ist mit Sicherheit im einen oder anderen Fall sehr ungerecht. Aber nichts im Vergleich zur Ungerechtigkeit, die Putins Krieg über Millionen unschuldiger Menschen gebracht hat, die das Ende des Konfliktes nicht wie der Weltranglisten-Zweite Daniil Medwedew und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen finanziell abgesichert in einer Steueroase abwarten können.