Alexander Zverev hat ihn seinem Zweitrunden-Match bei den US Open gegen Daniel Altmaier viel Mühe. Die beiden letzten deutschen Frauen scheiden aus.
Deutsches US-Open-DuellLob von Zverev: „Er schafft es, dass gute Spieler schlecht spielen“
Alexander Zverev blickte hinauf in den strahlenden New Yorker Himmel, pustete ganz tief durch und klatschte dann sichtlich erleichtert mit dem so hartnäckigen Gegner Daniel Altmaier ab. Mit einem unerwarteten Kraftakt im deutschen Duell ist Deutschlands Tennisstar bei den US Open in die dritte Runde eingezogen - für einen großen Coup muss sich Olympiasieger Zverev aber gewaltig steigern.
3:43 Stunden lang mühte sich der 26-Jährige mit dem zwei Jahre jüngeren Weltranglisten-53. aus Kempen ab, der phasenweise groß aufspielte. Dann verwandelte Zverev seinen ersten Matchball zum 7:6 (7:1), 3:6, 6:4, 6:3 durch und zog zum fünften Mal in Runde drei von Flushing Meadows ein.
Lob für Altmaier
„Daniel hat schon Talent, es hinzubekommen, dass gute Spieler gegen ihn schlecht spielen. Das ist auch eine Kunst“, sagte Zverev nach dem Match: „Tennis ist viel Gefühlssache. Man kann es finden im Match, man kann es verlieren, Ich finde, dass ich es im dritten und vierten Satz sehr gut gefunden habe. Da hat es geklickt, und dann war es auch eindeutiger."
Nun trifft der Olympiasieger auf den Bulgaren Grigor Dimitrow, der frühere ATP-Finals-Champion siegte 6:3, 6:4, 6:1 gegen den zweimaligen Wimbledon-Sieger Andy Murray, der 2012 in New York triumphiert hatte. Im Achtelfinale könnte mit dem Weltranglistensechsten Jannik Sinner aus Italien, der am Donnerstag Landsmann Lorenzo Sonego problemlos bezwang, der erste richtig dicke Brocken folgen. Bei den French Open war Sinner in Runde zwei ausgeschieden - gegen „Favoritenfolterer“ Altmaier.
Deutsche Frauen: Schlechtestes Ergebnis seit 14 Jahren
Schlecht wie seit 14 Jahren nicht mehr haben indes die deutschen Frauen in New York abgeschnitten. Als letzte verabschiedeten sich die Hamburgerinnen Eva Lys und Tamara Korpatsch in Runde zwei. Qualifikantin Lys unterlag der Italienerin Lucia Bronzetti 3:6, 2:6, Korpatsch verlor gegen Ljudmila Samsonowa 3:6, 3:6. Eine dritte Runde ohne deutsche Spielerin hatte es bei den US Open zuletzt 2009 gegeben.
Dieses Mal kein Marihuana-Duft auf dem Court
Zverev und Altmaier begannen in der Frühschicht auf Court 17 - Spielbeginn war um 11.30 Uhr Ortszeit - nervös, gaben bis zum 5:5 jeweils dreimal ihren Aufschlag ab. Erst im Tiebreak spielte Zverev, der das bislang einzige direkte Duell in der ersten Runde der Australian Open 2022 ohne Satzverlust gewonnen hatte, konzentriert durch und holte nach 75 Minuten den ersten Durchgang.
Beim ebenfalls auf Court 17 ausgetragenen Auftaktmatch gegen den Australier Aleksandar Vukovic hatte sich die deutsche Nummer eins noch über penetranten Marihuana-Duft beschwert, diesmal blieb es offenbar geruchsneutral. Doch zu einer klaren Linie fand Zverev auch im zweiten Satz nicht. "Ich habe die ersten beiden Sätze mehr oder weniger ohne ersten Aufschlag gespielt und von der Grundlinie mehr Fehler gemacht als normalerweise“, meinte er.
Altmaier breakte zum 3:2 und schließlich auch zum 6:3. Zverev wirkte unzufrieden. „Er hat noch nicht zu seinem Spiel gefunden“, sagte Boris Becker bei sportdeutschland.tv. Der frühere US-Open-Champion Becker (1989) sah auch in der Folge den früheren US-Open-Finalisten Zverev (2020) mit mehr Mühe als erwartet. Im dritten Satz wurde der Olympiasieger aber emotionaler, ließ ein „Come on!“ heraus und zeigte die Faust. Seinen insgesamt 21. (!) Breakball nutzte Zverev zum vierten Break und zum 5:4.
Altmaier hielt auch den vierten Durchgang offen. Zverev ging mit Breakball 25 2:1 in Führung - danach erst agierte er mit der erhofften Leichtigkeit. (sid)