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Kommentar

Nationalelf
Der Zorn auf den Schiedsrichter als gutes Zeichen

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Lesezeit 3 Minuten
Bilder, die wir sehen wollen: Julian Nagelsmann und seine Nationalspieler stellen Schiedsrichter Massa zur Rede.

Bilder, die wir sehen wollen: Julian Nagelsmann und seine Nationalspieler stellen Schiedsrichter Massa zur Rede.

Die ersten Länderspiele der neuen Saison liefern vor allem den Befund, dass die deutsche Elf wieder in der Lage ist, die Menschen zu emotionalisieren. Und Fußballspielen kann sie auch.

Um es gleich zu Beginn gesagt zu haben: Es ist selbstverständlich nicht in Ordnung, nach einem Fußballspiel auf den Schiedsrichter zuzustürmen und ihn lautstark zur Rede zu stellen.

Weil das nun geklärt wäre, können wir uns in Ruhe dem faszinierenden Spiel zwischen Deutschland und den Niederlanden vom Dienstagabend widmen. Nach frühem Rückstand war die DFB-Elf noch vor der Pause in Führung gegangen. Hatte unter den Attacken der Gastgeber geächzt und noch den Ausgleich kassiert. War aber in der Schlussphase noch einmal aufgekommen und hatte einen finalen Anlass zum Zorn über den Schiedsrichter erhalten, als der die Partie mitten in einen deutschen Angriff abgepfiffen hatte.

Was die Proteste zu einem erfreulichen Detail dieses Fußballabends machte, war die grundsätzliche Erkenntnis, dass sich die deutsche Mannschaft nach einem 2:2 in der Nations League gegen die Niederlande zünftig aufregt. Die DFB-Elf ist wieder in der Lage, sich und die Menschen zu emotionalisieren. Damit kommt sie ihrem grundsätzlichen Auftrag nah: Die deutsche Auswahl bereitet Freude, man fiebert mit ihr, regt sich auf. Und erfolgreich ist sie obendrein: Nach den ersten beiden Spieltagen der neuen Länderspiel-Saison steht sie bei vier Punkten und 7:2 Toren.

Es gab ein paar Schlaglichter dieses Abends. Deniz Undav bereitete bei seinem Startelf-Debüt nicht nur ein Tor vor und erzielte ein zweites selbst. Er scheint auch in Thomas Müllers Fußstapfen zu treten als Lausbub in vorderster Linie, interpretiert seine Rolle jedoch etwas banditenhafter mit seinem steten Grinsen.

Die Genies Wirtz und Musiala wurden am Dienstag zwar enger beschattet als noch gegen die Ungarn. Dennoch gestalten sie ständig Momente, für die es sich lohnt, den Fernseher einzuschalten. Wer in diesen Tagen Spiele der deutschen Elf nicht anschaut, verpasst etwas.

Musiala war es allerdings auch, der vor dem 2:2 am eigenen Strafraum versuchte, die schwierige Lage gegen Oranjes Offensive mit einem Beinschuss zu lösen, was fatal schiefging. Hinterher war Musiala, der in der ersten Halbzeit noch mit einem sagenhaften Sprint dafür gesorgt hatte, dass Xavi Simons nicht zum 2:0 traf, durchaus angefressen. Viel Arbeit stehe der Mannschaft bevor. Man müsse dringend besser werden.

Deniz Undav feierte in Amsterdam ein herausragendes Startelf-Debüt.

Deniz Undav feierte in Amsterdam ein herausragendes Startelf-Debüt.

Wenn Offensivstars verteidigen und nach einem 2:2 in Amsterdam mit sich und dem Resultat hadern, adelt das vor allem die Arbeit des Trainers. Julian Nagelsmann hat mit dem Job beim DFB seine vorläufige Berufung gefunden. Seit seinen Tränen nach dem EM-Aus weiß man um die Bedeutung, die das Amt für den 37-Jährigen hat.

Diese Haltung hat er auf seine Elf übertragen, die Nagelsmanns Feuer anspornt, immer besser werden zu wollen. Es wäre zu begrüßen, hätte Nagelsmanns Ansprache bei Schiedsrichter Davide Massa ähnliche Folgen.