DFB-Pokal-KommentarRB Leipzig sollte nicht auf Liebe hoffen, sie war nie das Ziel
Köln – Es ist verführerisch, im DFB-Pokal-Triumph von RB Leipzig über Freiburg den Sieg des Bösen im Fußball über das Gute zu sehen. Der Kunstklub aus Sachsen hat den familiären Verein aus dem Schwarzwald durch einen dramatischen Sieg im Elfmeterschießen in die Knie gezwungen. Die große Mehrheit der Fans trauert mit Christian Streich und seinen Jungs, die im unbarmherzigen Bereich des Profigeschäfts wie die Bewahrer traditioneller Werte von Demut, Zusammenhalt und Dankbarkeit erscheinen.
Es ist so verführerisch, weil es wahr ist. Zu dieser Wahrheit gehört aber auch, dass Red Bull mit seinem deutschen Ableger einen bis in die Details ausgeklügelten Plan perfekt durchgezogen hat. Was vor 13 Jahren mit der Übernahme der Oberliga-Lizenz des SSV Markranstädt begann und 2012 mit dem Einstieg von Ralf Rangnick als Mastermind eine neue Qualität bekam, ist der lebende Beweis dafür, dass Erfolg im Profi-Fußball mit dem Einsatz von viel Geld, Kompetenz und Schmerzfreiheit klinisch hergestellt werden kann. Der DFB-Pokal im zuvor leeren Trophäenschrank ist sichtbare Anerkennung, professionelles Lob der Beobachter äußere Würdigung für die geleistete Arbeit.
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Auf mehr sollten die Leipziger erst einmal nicht hoffen, denn sie waren bei der Vereinsgründung am 19. Mai 2009 nicht angetreten, um von den Massen geliebt zu werden. Der österreichische Milliardär Dietrich Mateschitz hat nie verschleiert, dass es ihm darum ging, mit dem deutschen Ableger seines globalen Fußball-Imperiums die Marke Red Bull zu pflegen und einen neuen Markt zu erobern. Das ist ihm gelungen.
Um die Herzen der Menschen kümmern sich andere. Die Macher des Fußball-Märchens aus dem Breisgau zum Beispiel. Sie haben eine Nacht getrauert, aber am Sonntag kehrten sie zurück in ihre heile Welt, deren Zauber für Menschen, die da nur kurz zu Besuch sind, fast schon ein wenig kitschig erscheint. Freiburg hat im Übermaß, was sich die meisten Deutschen vergeblich ersehnen: Gutes Wetter, tolles Essen, regionale Identität, romantische Kulissen und vor allem ein Geheimrezept dafür, wie man als Verein Fußball-Talente in Profis verwandelt und damit viel Geld verdient, das sinnvoll investiert und vermehrt wird.
All das ist mehr wert als ein Pokal. Und es kann mit allen Milliarden der Welt nicht gekauft oder nachgemacht werden.