Agit Kabayel will als erster deutscher Boxer nach Max Schmeling wieder Schwergewichts-Weltmeister werden. In Riad kann er gegen einen chinesischen Hünen die Weichen in Richtung WM-Kampf stellen.
BoxenAuf den Spuren von Schmeling: Kabayel sehnt WM-Kampf herbei
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WM-Kampf in Sichtweite: Kabayel boxt um seine große Chance
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Die wachsende Popularität von Agit Kabayel macht sich in seiner Heimat Bochum-Wattenscheid an einer Wand bemerkbar. Ein Künstler widmete dem Boxer im Auftrag des Streaminganbieters DAZN ein übergroßes Graffiti in der Nähe der Wohnung, in der der aktuell beste deutsche Schwergewichts-Boxer aufgewachsen ist. Gleich neben der Abbildung der Zeche Holland und von Kabayel selbst prangt die Aufschrift: „Alle für Agit“.
Der 32-Jährige kann an diesem Samstag (18.15 Uhr/DAZN) im saudi-arabischen Riad seinem Traum vom WM-Kampf einen großen Schritt näher kommen. Der vorerst letzte deutsche Schwergewichts-Weltmeister war Max Schmeling vor mehr als 90 Jahren. Der bislang ungeschlagene Kabayel boxt nun gegen den 41 Jahre alten Knockout-Experten Zhilei Zhang aus China um den Interimstitel des Verbands WBC. Dabei geht es darum, wer der nächste Pflichtherausforderer des ukrainischen Weltmeisters Oleksandr Usyk wird.
Kabayel fühlt sich geehrt - von dieser Chance wie auch von dem Kunstwerk in seiner Heimat: „Das macht mich stolz. Damit spornt man die Jugend auch an. Es eine gute Motivation, weil junge Menschen sehen können, was alles möglich ist“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Kabayel: „Mit dem Alter kommt die Reife“
Kabayel wartet schon lange auf seine WM-Chance. „Ich denke, wir sind in einem guten Zeitplan“, sagte der 1,91 Meter große Boxer und ermahnt sich zur Ruhe. „Natürlich hatte ich auch eine Zeit, da war ich sehr unentspannt. Aber mit dem Alter kommt die Reife.“
Während der Corona-Zeit habe er „gefühlt jedes Jahr nur einen Kampf gemacht“. Daher wechselte Kabayel seinen Boxpromoter. Das deutsche Boxen ist im Vergleich zur großen Ära von Henry Maske von der internationalen Bildfläche verschwunden. „Mein Promoter kommt aus England. Der bringt die großen Kämpfe heran, die wir jetzt brauchen“, sagte Kabayel. Mit seinem deutschen Promoter habe ihm dieser Prozess zu lange gedauert.
Kabayels teils überraschend klare Siege gegen den Russen Arslanbek Machmudow im Dezember 2023 und der K.-o.-Erfolg gegen den Kubaner Frank Sanchez im vergangenen Jahr steigerten sein Renommee. Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo posierte mit Kabayel für ein gemeinsames Foto neben dem Ring.
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Der deutsche Boxer Agit Kabayel feiert seinen Sieg über den Kubaner Sanchez.
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Dort wartet nun der für seine K.o.-Siege berüchtigte Chinese Zhang. Kabayel ist etwa 20 Kilogramm leichter als der 130-Kilo-Gigant. Im vergangenen Jahr besiegte Zhang den früheren Weltmeister Deontay Wilder aus den USA.
„Da habe ich einen Brocken vor mir“, sagte Kabayel. Von 27 Siegen entschied Zhang 22 durch Knockout. „Agit Kabayel ist im Kommen - er ist ein gefährlicher Kämpfer. Ich weiß nicht, ob er den großen Chinesen ausknocken kann. Aber er wird ihn unerbittlich bearbeiten“, sagte Kabayels Manager Spencer Brown bei RTL/ntv und dem Portal „sport.de“.
Im internationalen Spitzensport ist Kabayel aber schon jetzt angekommen. Das Fachmagazin „The Ring“ führt den Ruhrpott-Profi in seiner internen Rangliste auf Rang fünf. Der Verband WBC platziert ihn gleich hinter Weltmeister Usyk.
Kabayel kämpft in Deutschland um Anerkennung
In Deutschland kämpft Kabayel, dessen Familie ihre Wurzeln im kurdisch-stämmigen Teil der Türkei hat, aber weiter um Anerkennung. Daher wünscht er sich eine größere mediale Aufmerksamkeit. Er bedauert, dass es im Vergleich zum goldenen Boxzeitalter hierzulande keinen großen Fernsehpartner im Free-TV mehr gibt. Für den Kampf am Wochenende müssen die Abonnenten von DAZN zusätzlich Geld bezahlen. „Der Ottonormalverbraucher guckt kein DAZN, das sind meistens die jüngeren Leute“, sagte Kabayel.
Jung ist ein gutes Stichwort. 1930 gewann Max Schmeling als letzter deutscher Schwergewichtler den WM-Titel. Ob Kabayel jemals die Popularität eines Schmelings erreicht? „Ich habe mich noch nicht so sehr mit ihm beschäftigt“, sagte er. „Aber ich weiß, natürlich, dass Max Schmeling der letzte Schwergewichts-Weltmeister in Deutschland war.“ Der Weg zum internationalen Ruhm ist auch für Kabayel zuletzt deutlich kürzer geworden. (dpa)