Nur Eddy Merckx und zwei weitere Belgier gelangen Siege bei den fünf wichtigsten Rad-Klassikern. Höchste Zeit für Tadej Pogacar, das zu ändern. Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix fehlen ihm noch.
Mailand-SanremoPogacar und die Jagd nach den Monumenten - „Adrenalin pur“

Tadej Pogacar hofft auf seinen ersten Sieg bei Mailand-Sanremo.
Copyright: Fabio Ferrari/LaPresse via ZUMA Press/dpa
Die Schrammen von seinem heftigen Abflug beim Schotterrennen Strade Bianche sind noch sichtbar, doch der Ehrgeiz hat Tadej Pogacar längst wieder gepackt. Wenn der Straßenrad-Weltmeister am Samstag bei der 116. Auflage von Mailand-Sanremo in seine Klassiker-Saison startet, hat er noch eine große Rechnung offen. „Wir hoffen, dass wir das Rennen zum Leuchten bringen. Es ist das Rennen, bei dem ich mich unbedingt verbessern und gewinnen will“, kündigte Pogacar an.
Viermal hat es der Alleskönner bei La Classicissima schon versucht, zum Sieg hat es nie gereicht. „Mailand-San Remo wird mich noch ins Grab bringen … Ich bin so nah dran, aber es ist so weit weg, es ist unglaublich“, haderte Pogacar in der Vergangenheit.
Doch der Radstar aus Slowenien liebt Herausforderungen. Hatte er im vergangenen Jahr das historische Triple aus Tour de France, Giro d'Italia und WM in Angriff genommen - und natürlich auch gemeistert - soll es dieses Jahr die Jagd nach den fünf Monumenten sein. Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt hat Pogacar in der Vergangenheit bereits mindestens einmal gewonnen. Mailand-Sanremo und die Kopfsteinpflaster-Tortur Paris-Roubaix fehlen ihm noch.
Drei Belgier gewannen alle fünf Monumente
Nur den früheren belgischen Größen Eddy Merckx, Rik van Looy und Roger De Vlaeminck sind Siege bei allen fünf großen Klassikern gelungen. Doch das ist schon rund 50 Jahre her. „Mir gefällt die Vorstellung, ein Klassiker-Fahrer zu sein, der große Rundfahrten gewinnt, auch wenn ich mit einem Sieg bei der Tour gestartet bin“, sagte Pogacar der „L'Equipe“. „Ich liebe die Klassiker, sie sind Adrenalin pur. Ein eintägiger Schock, der nichts mit den Leiden über drei Wochen zu tun hat.“
Will Pogacar die fünf Monumente womöglich innerhalb eines Jahres gewinnen? Unmöglich scheint bei ihm nichts. Über einen Start bei Paris-Roubaix will er nach dem Auftakt in Italien entscheiden, auch wenn die Teamleitung ihm das Unterfangen in der Hölle des Nordens ausreden will. „Ein schwerer Sturz könnte die Tour de France und vielleicht sogar die ganze Saison gefährden. Ich hoffe, dass er es dieses Jahr nicht macht. Er hat in seiner Karriere noch Zeit“, sagte Teamchef Mauro Gianetti, wohl wissend, dass sein Schützling bereits im berüchtigten Wald von Arenberg trainiert hat.
Sturz bei Strade Bianche als Warnung
Wie schnell es passieren kann, wurde Pogacar vor gut zwei Wochen bei der Strade Bianche schmerzhaft vor Augen geführt. Nach einer Unachtsamkeit landete er im Straßengraben, kam aber mit Prellungen und Schürfwunden davon und gewann sogar das Rennen.
Die Form für Mailand-Sanremo stimmt jedenfalls. Pogacar hat eher das Problem, dass das Rennen trotz einer Länge von fast 300 Kilometern in der Vergangenheit nicht schwer genug war. Trotz seiner Attacken an den Anstiegen Cipressa und Poggio konnten seine ärgsten Rivalen wie Mathieu van der Poel (2023) und Jasper Philipsen (2024) folgen und auf der Via Roma triumphieren.

2024 hatte Pogacar (l.) gegen Jasper Philipsen (r.) im Sprint das Nachsehen.
Copyright: Gian Mattia D'alberto/LaPresse via ZUMA Press/dpa
Deshalb wird Pogacars UAE-Team in der entscheidenden Phase sicher ein Höllentempo anschlagen, damit Pogacar schließlich mit einer Attacke seine Konkurrenten abschütteln kann. Damit dies gelingt, hat er eine starke Klassikermannschaft an seiner Seite, der auch der Kölner Nils Politt mit seinem großen Motor angehört.
„Es ist verrückt, wie stark er ist. Aber ich habe keine Angst vor ihm. Es gibt mir viel Motivation, ihn zu schlagen“, meinte Cross-Weltmeister van der Poel. Einige Male ist es dem Niederländer bereits gelungen, wie bei seinem WM-Triumph 2023 in Glasgow. (dpa)