Das Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in der Sommermärchen-Affäre geht in die nächste Runde. Wolfgang Niersbach tritt erstmals als Zeuge auf, während das Gericht Kritik am DFB übt.
Prozess in FrankfurtSommermärchen-Prozess: Gericht kritisiert DFB
Im Sommermärchen-Prozess vor dem Frankfurter Landgericht hat sich die Vorsitzende Richterin über das Vorgehen des Deutschen Fußball-Bundes beklagt. Richterin Eva-Marie Distler erwähnte ein Schreiben von DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald von Ende November 2024 an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Dort bittet der Verband um Gespräche mit den obersten Finanzbehörden.
„Man könnte dies bezeichnen als versuchte Einflussnahme auf das hiesige Verfahren“, sagte Distler. Der DFB habe seinen Vorstoß damit begründet, dass wegen laufender Gerichtsverfahren eine verlässliche Finanzplanung seit Jahren nicht möglich sei und man könne seiner gemeinnützigen Funktion nur teilweise nachkommen.
Angestrebtes Gespräch „ungewöhnlich“
Ein Gespräch mit Oberstaatsanwaltschaft, Oberfinanzdirektion und dem hessischen Finanzministerium war demnach vom DFB angestrebt. Dies sei „in einem deutschen Rechtsstaat sehr ungewöhnlich“, so die Vorsitzende Richterin.
In dem Anfang März 2024 eröffneten Prozess mussten sich ursprünglich die drei ehemaligen DFB-Spitzenfunktionäre Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten. Die drei Beschuldigten haben den Vorwurf stets strikt zurückgewiesen. Zwanziger hatte stets bekräftigt, er werde dem Prozess bis zum Ende beiwohnen.
Niersbach erstmals als Zeuge dabei
Das Verfahren gegen Niersbach wurde gegen eine Geldauflage von 25.000 Euro eingestellt, das gegen den ehemaligen DFB-Generalsekretär Schmidt bereits im Juni aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Niersbach trat erstmals als Zeuge auf. Der heute 74-Jährige war von 2012 bis 2015 DFB-Präsident.
In seinen ersten Aussagen betonte der langjährige Spitzenfunktionär, nicht in Finanzdinge involviert gewesen zu sein. Auch über den Verbleib der ominösen 6,7 Millionen Euro konnte er nichts sagen, obwohl er mit dem verstorbenen Franz Beckenbauer befreundet war.
Hintergrund des Verfahrens ist eine im April 2005 erfolgte Zahlung des DFB in Höhe von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband FIFA, die in der Steuererklärung für das Jahr 2006 nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unzulässigerweise als Betriebsausgabe angegeben wurde. Dadurch seien Steuern in Höhe von rund 13,7 Millionen Euro hinterzogen worden.
Die FIFA hatte die 6,7 Millionen Euro nur einen Tag nach dem Eingang an Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet. Der französische Unternehmer hatte im Jahr 2002 ein Darlehen in Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken auf ein Konto von Beckenbauer überwiesen. Diese Summe war später auf einem Firmenkonto des damaligen FIFA-Vizepräsidenten, Mohamed bin Hammam, in Katar gelandet. Warum, ist immer noch unklar. (dpa)