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MissständeTurn-Skandal: DTB beauftragt Kanzlei mit Aufarbeitung

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Das Stuttgarter Kunstturnforum steht im Zentrum eines Missbrauchsskandals.

Das Stuttgarter Kunstturnforum steht im Zentrum eines Missbrauchsskandals.

Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe setzt der Deutsche Turner-Bund auf externe Hilfe. Eine Frankfurter Kanzlei und ein Expertenrat sollen für Aufklärung sorgen.

Um den Turn-Skandal von Stuttgart tiefergehend untersuchen zu lassen, setzt der Deutsche Turner-Bund (DTB) auf externe Hilfe. Eine Kanzlei aus Frankfurt am Main soll sofort mit der Untersuchung der Vorwürfe beginnen und diese „schnellstmöglich“ abschließen, teilte der DTB mit. Dies habe der Vorstand am Freitag beschlossen. Zudem werde ein unabhängiger und interdisziplinär besetzter Expertenrat gebildet, der allerdings erst noch besetzt werden müsse.

Der als beratendes Gremium eingesetzte Expertenrat soll demnach im Anschluss an die anwaltliche Untersuchung die Trainingsmethoden und den Umgang mit den Turnerinnen aufarbeiten. Auch strukturelle Themen sollen angegangen werden. Ziel sei laut DTB, „aus den vielfältigen Beschreibungen möglicher Missstände“ Verbesserungen für die Zukunft abzuleiten. Man wolle zudem eine Betroffenenvertretung einbinden.

Koch lässt Amt ruhen

Zuvor war bekanntgeworden, dass Ex-Bundestrainerin Ulla Koch ihr Amt als DTB-Vizepräsidentin vorübergehend ruhen lässt. Der Schritt geschehe „im Sinne eines optimalen Aufarbeitungsprozesses“ und gelte für die Dauer der Aufarbeitung, hieß es vom Verband. Koch (69), die seit gut drei Jahren Vizepräsidentin ist, habe sich selbst dazu entschlossen.

Mehrere ehemalige Auswahl-Turnerinnen hatten zuletzt schwere Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben. Kritisiert wurden „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ sowie katastrophale Umstände. Neben dem DTB ist auch der Schwäbische Turnerbund (STB) dabei, die Geschehnisse aufzuarbeiten.

Freigestellte Trainer kehren nicht zurück

Erste personelle Folgen waren, dass das in Stuttgart bis zum vergangenen Sonntag vorläufig freigestellte Trainer-Duo nicht in den Trainingsbetrieb im Kunstturnforum zurückkehren werde. Ein entsprechender Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ und der „Stuttgarter Zeitung“ deckt sich mit dpa-Informationen.

Die Vorwürfe, die rund um den Jahreswechsel unter anderem von den früheren Spitzenturnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm publik gemacht worden waren, hatten mitunter für heftige Kritik in der Öffentlichkeit an den Zuständen am Stuttgarter Stützpunkt gesorgt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Kultusministerium Baden-Württemberg hatten eine genaue Aufarbeitung gefordert. (dpa)