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Basketball-EuroleagueVor Duell mit Bayern: Alba kämpft sich aus der Krise

Lesezeit 3 Minuten
Israel González und Alba Berlin machen gerade schwere Zeiten durch.

Israel González und Alba Berlin machen gerade schwere Zeiten durch.

Alba Berlin erlebt eine komplizierte Saison. Unrunder Kader, viele Verletzungen - doch immerhin Einsatz und Wille stimmen. Reicht das gegen den Erzrivalen?

So hat man Israel González in Berlin wohl noch nie gesehen. Beim völlig überraschenden Euroleague-Sieg gegen das Starensemble von Armani Mailand hüpfte der krisengeplagte Alba-Coach wie ein Irrwisch an der Seitenlinie herum. So trieb er sein Rumpfteam zum zweiten Erfolg in der Königsklasse des europäischen Basketballs.

„Ich bin stolz: stolz auf meine Spieler und die Energie, das Engagement und den Willen, den sie heute gezeigt haben“, sagte der Spanier, der aktuell eine schwere Zeit in der Hauptstadt durchmacht. Denn Alba steckt in einer tiefen Krise.

Alba in der Krise

In der Bundesliga haben die Berliner nur drei von sieben Spielen gewonnen, in der Euroleague stecken sie fast schon traditionell im Tabellenkeller fest. Und jetzt kommt an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/Magentasport) auch noch das deutsche Duell beim bislang so starken FC Bayern Basketball.

Doch gegen wen es für Alba aktuell geht, ist fast schon zweitrangig. Zu groß sind die eigenen Probleme. Vor allem personell haben die Berliner riesige Sorgen, gegen Mailand musste González gleich auf acht verletzte Spieler verzichten. Martin Hermannsson, Will McDowell-White, Louis Olinde, Matt Thomas, Justin Bean, Yanni Wetzell, Malte Delow und Khalifa Koumadje - sie alle standen Alba nicht zur Verfügung.

Nachwuchsspieler springen ein

Dass in Dorian Grosber auf einmal ein 18 Jahre alter Luxemburger, der normal für Lok Bernau in der drittklassigen Pro B spielt, in der Starting Five stand, sagt alles über die Personalsituation der Berliner. „Wir haben uns gesagt, es setzt niemand einen Pfennig auf uns. Alles, was wir machen können, ist vollen Einsatz zu zeigen“, sagte Nationalspieler Jonas Mattisseck.

Und das taten die Berliner und erlebten so einem emotionalen Abend in der Uber Arena am Ostbahnhof. Ein Abend, der die Wende zum Guten einläuten könnte? Das bleibt abzuwarten, denn die Probleme liegen tiefer.

Kader nicht ausgewogen

Der Kader wirkt auch ohne die vielen Ausfälle nicht ausgewogen zusammengestellt, die Abgänge von Sterling Brown und Weltmeister Johannes Thiemann wurden nicht adäquat kompensiert. „Wir konnten leider nicht alle unsere Überlegungen umsetzen“, sagte Sportdirektor Himar Ojeda bereits vor Saisonbeginn.

So hatte Alba zum Beispiel starkes Interesse an Center Tibor Pleiß, der gerade erst vom neuen Bundestrainer Álex Mumbrú nach acht Jahren Pause wieder ins Nationalteam berufen wurde. Doch Pleiß wechselte lieber zu Pallacanestro Trapani nach Italien.

Finanziell kann Alba international einfach nicht mehr mithalten. Zum einen, weil der Club viel Wert auf und damit viel Geld in die Jugendarbeit und den Frauen-Basketball steckt. Zum anderen, weil das Hallen-Problem seit Jahren nicht gelöst ist. Die Miete für die zur Anschutz Entertainment Group gehörende Uber Arena belastet den im Vergleich zu den meisten anderen internationalen Top-Vereinen eh schon überschaubaren Etat in erheblicher Weise.

Hilft geistlicher Beistand?

Und so waren sie in der Hauptstadt auf eine komplizierte Saison eingestellt, die durch die vielen Verletzungen zusätzlich erschwert wird. „Wir hatten bisher noch nicht einmal unser stärkstes Team zusammen. Nicht einmal ein Training mit allen“, klagte der nun ebenfalls angeschlagene Kapitän Martin Hermannsson. „Auf uns lastet ein Fluch. Vielleicht sollten wir alle mal zusammen in die Kirche gehen.“

Gegen Mailand reichte es auch ohne geistlichen Beistand zum Sieg. Dem zweiten in Serie, denn zuvor war in der Bundesliga bereits ratiopharm Ulm niedergerungen worden. „Wir müssen zusammenrücken, den Wind aufnehmen und alles auf dem Feld lassen“, sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. Ob zwei Tage nach dem Coup gegen Mailand aber die Kraft für die starken Bayern reicht, ist zweifelhaft. (dpa)