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„Du brauchst einen Killer“Bundestrainer Flick sucht nach der echten 9

Lesezeit 3 Minuten
Flick und WErner

Bundestrainer Hansi Flick, vorne: DFB-Stürmer Timo Werner

Hamburg – Timo Werner umdribbelt lässig zwei Stangen, an der dritten aber bleibt er plötzlich hängen. Die Szene vom DFB-Training ist keineswegs symptomatisch für die jüngsten Auftritte der Nummer 9, die unter Hansi Flick in allen drei Länderspielen getroffen hat. Und doch ist auch Werner nicht der klassische Mittelstürmer, den die DFB-Elf schon seit dem Rücktritt von Miroslav Klose 2014 vermisst.

Bundestrainer Flick spricht von einer „gemeinsamen Aufgabe des gesamten deutschen Fußballs und seiner Talentförderung, dass wir uns dieses Themas annehmen“. Als einstiger Bayern-Coach weiß er am besten, dass ein echter Torjäger wie Robert Lewandowski die Titeljagd wesentlich erleichtert. „Du brauchst einen Killer vorne drin“, sagte auch der einstige Goalgetter Mario Gomez dem SID. Und das frühere Hamburger Sturm-Idol Horst Hrubesch betonte: „Man benötigt auch mal die Brechstange.“

85 Prozent der Tore fallen im klassischen Jagdgebiet von Lewandowski und Co.

Doch die hat Flick nicht zur Verfügung. Der Verband hatte deshalb unter der Leitung des ehemaligen U21-Trainers Stefan Kuntz und dessen damaligen Assistenten Antonio Di Salvo ein „Stürmerprojekt“ initiiert. Das Duo fand heraus, dass 85 Prozent der Tore in einer „Goldenen Zone“ zentral zwischen Torlinie und Elfmeterpunkt erzielt werden - dem klassischen Jagdgebiet von Lewandowski und Co.Im Nachwuchsbereich werden seither Abschlüsse in diesem Bereich unter Zeitdruck trainiert - mit dem Blick auf den Ball, nicht aufs Tor, wie es die großen Stürmer tun. Außerdem, sagte Di Salvo, „haben wir erkannt, dass wir Spieler individuell noch mehr fördern müssen“. Im Junioren-Bereich, aber auch im A-Team. Zu diesem Zweck hatte Flicks Vorgänger Joachim Löw zwischenzeitlich Klose als Stürmercoach zurückgeholt.

Einen neuen Sturmtank konnte auch der Rio-Weltmeister nicht backen. Auch, weil das Problem laut Hrubesch schon in den Klubs beginnt. „Viele Vereine haben das Augenmerk eher auf kleine, flinke Spieler gelegt“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe, „für Pressing und schnelles Umschaltspiel benötigt ein Trainer schnelle Profis, deswegen kommen große Stürmer etwas zu kurz.“

Mario Gomez: Torjäger. Das ist für mich entscheidend

Was also ist zu tun? „Wenn man keinen robusten Mittelstürmer hat, muss man sich andere Lösungen überlegen“, sagte Gomez, „und das macht Hansi Flick.“ Der Bundestrainer setzt ganz auf die Flexibilität seines Personals. „Was ist der typische Mittelstürmer? In Deutschland war es immer Horst Hrubesch. War Gerd Müller der typische Mittelstürmer? Er war Torjäger. Das ist für mich entscheidend“, sagte er.

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Flick lobt hier Werners „gute“ Bilanz von immerhin 19 Toren in 45 Länderspielen, aber auch Youngster Karim Adeyemi „weiß in der Box, wie man Tore erzielt“. Zudem habe er in Serge Gnabry, Thomas Müller, Leroy Sane, Marco Reus oder Jamal Musiala „in der Offensive genug Spieler, die Tore erzielen können“. Gomez nennt noch den Wolfsburger Lukas Nmecha als einen Angreifer, der „über kurz oder lang beim DFB landen“ werde. Das gilt sicher auch für Dortmunds Ausnahmetalent Youssoufa Moukoko.

Werner prophezeit daher, dass die DFB-Elf „auf lange Sicht keine Probleme haben wird, Tore zu schießen“. Allerdings, betonte er, „muss uns bewusst sein, dass jede Chance zählt“. Hängen zu bleiben ist auf Dauer keine Option. (sid)