Erfolgreiche Familie in Tennis und GolfWie die Kordas die Sportwelt aufmischen
Köln – Es mag Menschen mit größeren Problemen geben als jene von Petr Korda, was nicht heißt, dass der passionierte Golfspieler keine hätte. Ende Juni zum Beispiel musste der 53-Jährige aus der Ferne zusehen, wie seine Tochter in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia einen der wichtigsten Titel im Frauen-Golf gewann. Als Nelly Korda auf dem 18. Grün den Titel bei der PGA Championship (und 675000 Dollar Preisgeld) feierte, war ihr Vater verhindert. Beruflich sozusagen, aber das ist bei Familie Korda immer auch privat.
Während sich Nelly Korda, ihre Schwester Jessica und Mutter Regina also in den USA in den Armen lagen, stand Petr Korda mit Sohn Sebastian in London auf dem Tennisplatz. Der damals 20-Jährige bereitete sich auf sein erstes Wimbledon-Turnier vor – mit Unterstützung des Vaters, der an der Church Road dreimal im Achtelfinale gestanden hatte. Nummer zwei der Welt war Petr Korda, sammelte zehn Millionen Dollar Preisgeld und gewann 1998 in Melbourne sein einziges Grand-Slam-Turnier.
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Der Hühne aus Prag war 1987, zwei Jahre nach Boris Beckers erstem Wimbledon-Sieg, Tennisprofi geworden. Sechsmal spielte der Linkshänder in seiner Laufbahn gegen Becker, sechsmal verlor er. Dem seinerzeit tennisinteressierten deutschen Publikum ist er auch durch einen epischen Finalsieg beim Grand Slam Cup in München gegen Michael Stich im Dezember 1993 (11:9 im fünften Satz) in Erinnerung geblieben.
Das sportliche Talent der drei Korda-Kinder aus Bradenton/Florida allein auf die guten Gene des Vaters zurückzuführen, wäre zu einfach. Mutter Regina Rajchrtová war selbst eine Weltklassespielerin im Tennis, 1988 vertrat sie die Tschechoslowakei bei den Olympischen Spielen in Seoul, nach zwei Turniersiegen und Weltranglistenplatz 26 beendete sie 1993 ihre Laufbahn, die Familie war mittlerweile in die USA gezogen. Wenige Monate später kam Tochter Jessica zur Welt, die nach dem Karriereende des Vaters von dessen neuem Hobby profitierte. Auf den Golfplätzen im warmen Florida lernte sie früh das Spiel, das Petr Korda als aktiver Tennisspieler noch als „Rentnersport“ verspottet hatte.
2008 nahm Jessica als 15-Jährige an den US Women’s Open teil und belegte beim ersten Majorturnier ihrer Laufbahn Platz 19 – eine Sensation, die Vater Petr als Caddie aus nächster Nähe erlebte. Seit 2011 startet Jessica Korda auf der amerikanischen Profitour der Golferinnen, sechs Siege hat sie seitdem erreicht und gehört seit Jahren zur Weltspitze. Erst vor zwei Wochen beendete sie nach einer überragenden 64er-Schlussrunde das olympische Golfturnier von Tokio auf Platz 15, ehe sie auf dem Kasumigaseki-Kurs der derzeit besten Golferin der Welt und Goldmedaillengewinnerin in die Arme fiel: ihrer kleinen Schwester Nelly.
Die 23-Jährige dominiert in diesem Sommer, seit dem ersten Majortitel in Atlanta führt sie souverän die Weltrangliste an, bei den Olympischen Spielen übernahm sie in Runde zwei die Führung und brachte sie souverän ins Ziel. Und am Sonntag hat Nelly Korda bei den Women’s Open im schottischen Carnoustie die Chance, mit dem nächsten Major-Sieg Golfgeschichte zu schreiben. Wie ihre Schwester ist Nelly 1,80 Meter groß, auch das ist ein Vermächtnis der Eltern. Der Größte der Familie ist der Jüngste, 1,93 Meter misst Sebastian Korda. In Sachen Erfolg steht das Tennis-Talent noch im Schatten der Verwandtschaft, hat aber einen rasanten Aufstieg hinter sich, der noch lange nicht zu Ende scheint.
„Vor einem Jahr war er außerhalb der Top 200, jetzt gehört er zu den Top 50“, sagte Schwester Nelly nach ihrem Triumph in Atlanta. „Ihn ihn Wimbledon spielen zu sehen, ist so surreal.“ Erst im Achtelfinale kam für den Youngster das Aus an der Church Road, knapp einen Monat zuvor hatte er in Parma seinen ersten Titel auf der ATP-Tour gewonnen. „Ihr Erfolg motiviert mich“, sagte der 21-Jährige am Rande des Wimbledon-Turniers, die Schwestern seien „eine große Hilfe“.
Der „Korda-Slam“
Die verrückte sportliche Erfolgsgeschichte des Korda-Clans ist noch lange nicht zu Ende geschrieben, eine schon 2019 vollendete Großtat aber wird der Familie so schnell niemand nachmachen. Nellys Sieg im Süden Australiens 2019 machte den „Korda-Slam“ perfekt. Bis auf Mutter Regina haben damit alle Kordas die Australian Open gewonnen: Schwester Jessica 2012, Bruder Sebastian 2018 die Juniorenkonkurrenz im Tennis – 20 Jahre nach dem Melbourne-Triumph des Vaters, dessen Scheren-Tritt in die Luft mit der Trophäe in der Hand die Kinder nachahmten.
Schon damals verneigte sich die Tennis- und Golfwelt erstmals vor der historischen Leistung der Familie. Die britische Tennislegende Andy Murray brachte es erst vor wenigen Monaten auf den Punkt: „Was die Korda-Familie macht, ist unglaublich“, schrieb der zweifache Wimbledon-Sieger bei Twitter.