Die ehemalige Olympiasiegerin aus Simbabwe tritt mit ihrer Wahl die Nachfolge des Deutschen Thomas Bach an.
Ex-Schwimmerin aus SimbabweKirsty Coventry wird erste Frau an IOC-Spitze

Kirsty Coventry ist die neue IOC-Präsidentin. Sie ist die erste Frau in diesem Amt.
Copyright: AFP
Die frühere Schwimmerin Kirsty Coventry wird neue Präsidentin des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Die zweimalige Olympiasiegerin aus Simbabwe wurde am Donnerstag bei der IOC-Vollversammlung im griechischen Costa Navarino zur Nachfolgerin des Deutschen Thomas Bach gewählt, der sein Amt am 23. Juni nach zwölf Jahren aufgibt. Coventry ist die erste Frau an der Spitze des IOC.
„Das ist ein außergewöhnlicher Moment“, sagte die 41-Jährige nach ihrer Wahl. „Als neun Jahre altes Mädchen hätte ich nie gedacht, hier zu stehen.“ Coventry, die zunächst bis 2033 gewählt ist, galt als Favoritin des 71-jährigen Bach.
Bach (71) konnte nach zwölf Jahren und zwei Amtszeiten nach den Regeln der olympischen Charta nicht mehr wiedergewählt werden. Coventry setzte sich gegen sechs Mitbewerber durch, allesamt Männer. Als Mitfavoriten galten zuvor der britische Leichtathletik-Weltverbandschef Sebastian Coe (68) und der Spanier Juan Antonio Samaranch jr. (65), Sohn eines früheren IOC-Präsidenten. Coventry stand überraschenderweise schon nach dem ersten Wahlgang als neue Präsidentin fest.
Neue IOC-Präsidentin: Doppel-Olympiasiegerin und zweifache Mutter
Beim Votum hinter verschlossenen Türen erhielt Coventry am Ende die notwendige absolute Mehrheit der Stimmen. Die Sportministerin von Simbabwe war vorab als Bachs Wunschkandidatin gehandelt worden. Es wird damit gerechnet, dass sie die sportpolitischen Linien des Unterfranken weitgehend fortsetzen wird. „Wir sind verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Stilen“, sagte Coventry vor ihrer Wahl.
Die zweifache Mutter verspricht mehr Offenheit und will die IOC-Mitglieder stärker einbinden als dies in den vergangenen Jahren unter Bach der Fall war. „Frauen sind bereit zu führen. Ich sehe dies als Chance, Schranken niederzureißen“, hatte Coventry zu ihrer Bewerbung gesagt.
Als Schwimmerin gewann sie bei Olympia zwei Goldmedaillen, nahm zwischen Sydney 2000 und Rio 2016 an fünf Sommerspielen teil. 2013 rückte sie zunächst als Athletenvertreterin ins IOC, 2018 auch ins Exekutivkomitee, wo unter Bach die maßgeblichen Entscheidungen getroffen wurden
Kirsty Coventry: Als Ministerin in Simbabwe nicht unumstritten
In ihrem Ministeramt in Simbabwe war Coventry nicht unumstritten. Von Vorwürfen, sie habe eine vom einstigen Diktator Robert Mugabe beschlagnahmte Farm als Geschenk angenommen, sprach sie ein Gericht frei.
Den IOC-Chefsessel übernimmt Coventry erst am 24. Juni. Bis dahin führt Bach weiter die Geschäfte. Ihm habe die kurze Eingewöhnungszeit bei seinem Amtsantritt 2013 nicht gefallen, ließ Bach wissen. Die lange Übergangszeit sei „nichts, was wir erfunden haben“. So etwas gebe es auch in Regierungen und großen Unternehmen.
Vom Deutschen Olympischen Sportbund kamen sogleich erste Glückwünsche. „Sie weiß, was es für eine erfolgreiche Zukunft des Olympischen Sports braucht. Als aktives Mitglied der Olympischen Bewegung wird sich der DOSB weiterhin tatkräftig für die Verbreitung der Olympischen Werte in Deutschland und die weltweite Sportentwicklung einsetzen. Wir freuen uns daher auf die Zusammenarbeit“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert.
Große Herausforderungen: Trump als unberechenbarer Olympia-Gastgeber
Auf Coventry warten größere Herausforderungen als ihn selbst zu Beginn seiner Amtszeit, hatte Bach zuletzt orakelt. Die höchst angespannte weltpolitische Lage und das gewachsene Misstrauen gegenüber großen Institutionen dürften auch am IOC nicht spurlos vorübergehen.
Der Umgang mit Wladimir Putins Russland bleibt ein heikles Dauerthema. Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus beschert dem IOC einen unberechenbaren Olympia-Gastgeber für die Sommerspiele 2028 in Los Angeles. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sportwelt, die Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz und die Suche nach neuen Geldquellen dürften den Ringe-Zirkel ebenfalls schwer beschäftigen. (afp/dpa)