Fortuna KölnTrainingsgelände platzt aus allen Nähten – Kaum Besserung in Sicht
Köln – Er ist immer noch da, der Geist des „Schäng“ – Jean Löring, einstiger Patron und allmächtiger Boss des SC Fortuna Köln. Nach ihm ist seit einem Jahr die „Bezirkssportanlage Süd“ in Zollstock benannt. Seit über 40 Jahren ist hier die Heimat des Südstadt-Klubs mit seinen rund 500 aktiven Fußballern und Fußballerinnen. Löring wird der Satz zugeschrieben: „Kein Kind soll nach Hause geschickt werden.“
Das klare Bekenntnis zum Breitensport wird den Südstädtern mehr und mehr zur Last, weil man bei Fortuna darüber hinaus noch im Profisport mitmischen will. Der Verein fühlt sich damit allein gelassen, beklagt fehlende Unterstützung durch Verwaltung und Politik.
Ein Kunstrasen, ein Aschenplatz, ein Naturrasen
Gereon Schultze ist in diesen Tagen nicht zu beneiden. Alljährlich vor Beginn einer Saison gibt es – wie er sagt – „ein Hauen und Stechen um Plätze und Trainingszeiten“. Das ist das wohl knappste Gut auf der engen Anlage mit gerade mal einem Kunstrasenplatz, einem alten Aschenplatz und den Naturrasen-Flächen, die nur den Profis vorbehalten sind. Wenn der auf 30 Mannschaften verteilte Plan erst einmal steht, macht das Wetter immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Öfter als ihm lieb ist, stehen beim Geschäftsführer des Vereins motzende Trainer oder Eltern im Türrahmen. Häufiger Vorwurf: Im Verein gebe es eine Zweiklassengesellschaft.
29 Mannschaften bei der Fortuna
Der Jean-Löring-Sportpark besteht aus einem Außengelände mit dem Rasen-Trainingsplatz der Fortuna-Profis, einem Kunstrasen und einem Tennenplatz sowie einem Aufwärmspielfeld mit Naturrasen. Fortuna Köln hat jeweils zwei Senioren-Teams bei den Herren und den Frauen. Zehn Mannschaften gibt es von der U 14 bis zur U 23. Hinzu kommen 15 weitere Jugendteams inklusive zweier Mädchen-Teams. Umkleiden, Duschen und Funktionsräume sind im Gebäude der Sporthalle untergebracht. Diese nutzen auch die Handballer mit vier Herren-Mannschaften und einem Frauen-Team. (Rös)
Um das Dilemma zu verdeutlichen, schildert er eine Begebenheit: Die C3-Jugend hatte in der Woche ein Spiel auf dem Aschenplatz auszutragen. Der aber war unbespielbar, weil dort mal wieder das Regenwasser aufgrund der kaputten Drainage stand. Ausweichmöglichkeiten? Keine. Der Kunstrasenplatz war an diesem Abend ebenfalls belegt für das Training der A1-Jugend. Die aber wollte nicht zurückstecken, weil am nächsten Tag ein wichtiges Bundesligaspiel anstand. „Wir mussten das Spiel der C3 schließlich absagen. Vom Verband gab es noch eine Strafe obendrauf“, erzählt Schultze und schiebt nach, dass das kein Einzelfall sei.
Neben den Jugendteams hat auch die Abteilung Frauen- und Mädchenfußball immer schlechtere Karten im Kampf um die Plätze im Jean-Löring-Sportpark. Achim Stuhr, Leiter der Frauenfußball-Abteilung, stöhnt: „Uns haben schon wieder zwei Leistungsträgerinnen verlassen, weil sie keinen Bock mehr auf die Asche haben.“ Die erste Mannschaft, die vergangene Saison immerhin bis in Runde zwei des DFB-Pokals vorgedrungen war, ist mittlerweile viertklassig. Benita Schmitt, Vorstandsmitglied und Leiterin der Mädchenabteilung, wirkt ebenfalls frustriert: „Seit 15 Jahren geht es nur noch bergab.“ Die Abteilung besteht nur noch aus vier Teams. Andere Vereine in der Nachbarschaft seien mittlerweile attraktiver.
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In der Vorstandsetage ist das Dilemma hinlänglich bekannt. Präsident Hanns-Jörg Westendorf will dennoch festhalten am Konzept von Breiten- und Nachwuchssport. „Wir könnten es uns einfach machen und nur noch ein knappes Dutzend Jugendmannschaften melden“, sagt Westendorf. Dem Verein sei aber soziales Engagement in Form von Breitensport sehr wichtig. „Doch dafür bekommen wir keinerlei Unterstützung durch die Stadt. Weder von der Verwaltung, noch durch die Politik“, sagt Westendorf. Der notwendige Ausbau der Sportanlage werde immer wieder auf die lange Bank geschoben. Immer werde auf die Entwicklung der „Parkstadt Süd“ verwiesen und da seien mehrere Ämter und Dezernate beteiligt, die offenbar schlecht miteinander kommunizierten. In seiner Schublade hat er die Entwurfsskizze eines Architekturbüros für ein neues Südstadion samt neuer Sporthalle und neuen Fußballplätzen. Die will er der Stadtverwaltung präsentieren. „Wir würden sogar eine Machbarkeitsstudie bezahlen“, ergänzt der im Vorstand fürs Finanzielle zuständige Jürgen Drolshagen.
Marode Halle, alter Kunstrasenplatz
Die Ausgabe dürfte sich der Verein sparen können. Auf Anfrage erklärte das Presseamt der Stadt, dass das Planungsrecht weder bauliche Veränderungen geschweige denn einen Neubau des Südstadions zulasse. Aktuell werde ein Wettbewerb vorbereitet für das Projekt „Neukonzipierung Jean-Löring-Sportpark“. Ziel sei „eine qualitativ hochwertige Neuordnung mit einer Sechsfach-Sporthalle, Kunstrasenplätzen sowie Kleinspiel- und Bewegungsflächen“. Einen Zeitrahmen gibt es nicht.
Der marode Zustand der Sporthalle samt der Umkleiden ist lange bekannt. 2015 gab es sogar einen „Dringlichkeitsbeschluss“, die Halle für sechs Millionen Euro sanieren zu lassen. Passiert ist nichts. Im selben Jahr präsentierte der damalige Drittligist schon einmal einen Vorschlag zur Neukonzeption des Sportparks – ohne Erfolg.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es immerhin. Der zehn Jahre alte, völlig überstrapazierte Belag des Kunstrasenplatzes soll bald ausgetauscht werden. Dafür sind die Herbstferien angepeilt, wenn es denn so kommt.