Die Nummer eins des SC Fortuna spricht über den Rauswurf von Trainer Markus von Ahlen und die Aussichten auf den Aufstieg.
Fortuna Kölns Kapitän André Weis„Ein Großteil der Mannschaft war sehr überrascht“
Herr Weis, wie ist die Stimmung in der Mannschaft des SC Fortuna Köln nach dem jüngsten 2:1-Heimsieg gegen Rot-Weiß Oberhausen?
Nach dem Sieg ist auf jeden Fall eine gewisse Erleichterung zu verspüren. Es war ja auch unserer erster Saisonsieg gegen eine der Top-Mannschaften. Die letzten Wochen sind dadurch nicht endgültig vergessen, aber das Erfolgserlebnis war wichtig für die Mannschaft. Wir haben gegen Spielende alles reingeschmissen und alle wichtigen Tugenden auf den Platz gebracht.
Wie sehr hat die Mannschaft die Trennung von Markus von Ahlen überrascht?
Ein Großteil der Jungs war mit Sicherheit sehr überrascht, auch wenn es zu dem Zeitpunkt sportlich nicht ganz so gut lief. Andererseits haben wir im Februar nicht jedes Spiel verloren. Mir persönlich hat es leidgetan, ich finde es traurig, auch weil ich ein sehr gutes Verhältnis zu ihm hatte und noch immer habe. Ich bin davon überzeugt, dass er ein guter Trainer ist. Aber letztlich kennt jeder die Mechanismen des Fußballgeschäfts und weiß, wie es dann manchmal läuft. Bei uns erkennt man die Handschrift von Markus von Ahlen aus den letzten eineinhalb Jahren. Vielleicht hat es nicht jeder von außen so gut wahrnehmen können – aber er hat ein sehr, sehr gutes Fundament geschaffen, auf dem weiter aufgebaut werden kann.
Zur Person: André Weis (34), geboren in Boppard, steht seit Sommer 2021 beim SC Fortuna Köln unter Vertrag. Zuvor war der Keeper u.a. für den FC Viktoria aktiv und absolvierte für den FSV Frankfurt, Jahn Regensburg, den 1. FC Kaiserslautern und den FC Ingolstadt insgesamt 51 Zweitliga-Begegnungen. (ckr)
Hat Matthias Mink in seiner ersten Woche irgendwelche größeren Änderungen vorgenommen?
Die Ansprache ist bei jedem Trainer anders, jeder Coach hat auf dem Platz natürlich andere Ideen von Trainingsinhalten. Aber letztlich haben Matthias und Markus lange zusammengearbeitet und haben ähnliche Vorstellungen. Das hat man auch gegen Oberhausen gesehen. Viele Abläufe waren so, wie wir sie unter Markus von Ahlen geübt haben.
Nach dem Pokal-Aus gegen Düren gab es im Südstadion einen Zoff zwischen Spielern und einem Teil der organisierten Fans. Ist das inzwischen geklärt?
Der Fußball lebt von Emotionen. Jeder weiß, wie wichtig der Pokal für den Verein und für die Fans ist. Das Ausscheiden hat uns deshalb genauso geschmerzt wie die Fans. Dass es dann mal ein bisschen kracht, ist in Ordnung. Es war auch alles noch im Rahmen. Wir leben, Gott sei Dank, in einer Demokratie, in der jeder seine Meinung äußern kann und darf. Dass es mal lauter wird, das gehört zum Fußball dazu. Wenn es irgendwann mal leise bleibt, würde ein Verein wie Fortuna Köln nicht überleben. Der Klub lebt von den Fans. Mit dem Sieg am Samstag haben wir jetzt nicht alles wiedergutgemacht, was am Dienstag davor schiefgelaufen ist. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung.
Haben Sie eine Erklärung für die durchwachsenen Ergebnisse im Februar? Die Gegner kamen fast alle aus der unteren Tabellenhälfte…
Wenn man nur die Liga nimmt, haben wir nur ein Spiel verloren – gegen Wiedenbrück. Zum Vergleich: Wuppertal hat in Wegberg verloren, wo wir 5:1 gewonnen und sie nicht haben atmen lassen. Insgesamt waren unsere Ergebnisse sicher nicht zufriedenstellend. Aber teilweise wurde es dargestellt, als hätten wir fünf Spiele nacheinander verloren. Ich glaube, dass uns nach der Winterpause in vielen Szenen das Spielglück gefehlt hat. In der Hinrunde hätten wir so ein Spiel wie in Lippstadt (2:2, d. Red.) vermutlich gewonnen, als wir hintenraus noch massig Großchancen hatten. Wir hoffen jetzt einfach, dass wir dieses Momentum wieder auf unsere Seite ziehen können. Dann gucken wir, was in der Saison noch geht.
Was glauben Sie, was in der Saison noch geht?
Solange es rechnerisch noch möglich ist, muss man dran glauben. Es ist selbstredend, dass es schwierig wird und wir auf andere Teams angewiesen sind. Wir sind es den Fans und den Sponsoren schuldig, in jedes Spiel mit 100 Prozent zu gehen und es gewinnen zu wollen. Selbst wenn Platz eins irgendwann rechnerisch nicht mehr möglich sein sollte.
Zwölf Spieler haben derzeit einen Vertrag für die kommende Saison. Gehören Sie dazu?
Nein, ich habe keinen Vertrag.
Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es über den Sommer hinaus weitergeht?
Die Fortuna ist mir in den letzten drei Jahren sehr ans Herz gewachsen. Und ich habe in den letzten drei Jahren gezeigt, dass ich der Fortuna helfen kann. Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl. Wie es letztlich weitergeht – das entscheiden andere.
Welche Eigenschaften muss aus Ihrer Sicht der kommende Trainer des SC Fortuna mitbringen?
Was wir auf jeden Fall brauchen, ist ein Trainer, der Emotionen vermitteln kann, dabei aber nicht überdreht. Und du brauchst bei Fortuna Köln einen Trainer, der die Fans versteht und ein offenes Ohr für sie hat, für sie zu sprechen ist. Ich weiß von Zweitligisten, bei denen sich die Trainer gar nicht mit den Fans beschäftigt haben. So etwas würde hier nicht funktionieren. Und egal, wer Trainer wird: Ich glaube, dass er hier ein sehr gutes Fundament vorfinden wird.
Was für ein Spiel erwarten Sie am Samstag (14 Uhr) in Gütersloh?
Genauso ein Spiel wie in Wiedenbrück, Lippstadt oder Wegberg: Gütersloh steckt im Abstiegs- und Existenzkampf. Wir müssen uns voll reinschmeißen, so wie gegen Oberhausen. Dann hoffentlich ein frühes Tor erzielen, konzentriert sein, Fehler abstellen und mit drei Punkten nach Hause fahren.