Fortunas Prokoph über den FC„Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich enttäuscht war“
- Der SC Fortuna Köln startet am Samstag mit einem Heimspiel gegen die U21 des 1. FC Köln in die Regionalliga-Saison.
- Neuzugang Roman Prokoph spricht im Interview über seine Zeit beim FC, das Aus von Kevin McKenna und die Ziele mit der Fortuna.
Köln – Herr Prokoph, nach dem regulären Training haben Sie gerade noch freiwillige Abschlussübungen gemacht, bei fast 40 Grad. Bekommen Sie nie genug?
Das ist von der Intensität her nicht hart. Es ist für mich wichtig, damit ich ein gutes Gefühl und das richtige Timing habe.
Welchen Eindruck haben Sie vom neu formierten SC Fortuna Köln?
Einen guten. Ich kenne die hohe Fluktuation ja von der U 21 – man fängt mehr oder weniger bei Null an. Wir haben das in den sechs Wochen gut gemacht. Ich sage aber, dass die Entwicklung nicht abgeschlossen ist. Da kommt noch etwas.
Muss die Mannschaft noch verstärkt werden?
Wenn uns ein Spieler hilft, würde ich mich freuen. Aber auch wenn niemand kommt, haben wir einen schlagfertigen Kader.
Zur Person
Roman Prokoph wurde am 6. August 1985 in Berlin geboren. 2004 startete er seine sportliche Laufbahn bei Union Berlin. In seiner anschließenden Fußball-Karriere spielte er unter anderem für den FC St. Pauli, Ludwigsfeld, Bochum, Kapfenberg, Unterhaching, Lotte, Osnabrück und Hannover, bevor er 2016 einen Zwei-Jahres-Vertrag beim 1. FC Köln unterschrieb. Prokoph absolvierte in seiner Karriere 15-Erstliga-, zehn Zweitliga- und 53-Drittligaspiele. In der Regionalliga erzielte er für den FC II in 96 Spielen 39 Tore und lieferte 11 Vorlagen. In dieser Spielzeit läuft Prokoph für den SC Fortuna Köln auf. (mbu)
Zum Start am Samstag (14 Uhr, Südstadion) geht es gegen die U 21 des 1. FC Köln, Ihre alte Mannschaft. Was haben Sie gedacht, als der Auftaktgegner feststand?
Da habe ich mir gedacht: Typisch. War ja klar, dass es so kommen muss. Es ist etwas Besonderes für mich. Ich freue mich unfassbar auf das Spiel.
Sie waren drei Jahre beim FC. Warum wollte der Klub nicht mit Ihnen verlängern?
Es gab ein Gespräch, richtig begründet wurde es aber nicht. Das Problem war, dass meine Hinrunde nicht gut war und der Verein sich schon im Winter mit Lucas Musculus eine Alternative gefunden hat. Dass ich in der Rückrunde noch einmal so zurückkomme, hatten sie wahrscheinlich nicht erwartet. Ich mache kein Hehl daraus, dass ich enttäuscht war, als es mir mitgeteilt wurde. Aber es ist so, wie es ist. Unterm Strich bin ich aber gut mit dem Verein auseinandergegangen. Ich habe über drei Jahre viel Wertschätzung bekommen. Und ich hoffe, dass ich nicht nur wegen meiner Tore in Erinnerung bleibe, sondern auch, weil ich den ein oder anderen jungen Spieler auf den richtigen Weg gebracht habe.
Beim FC herrscht nach dem Abgang von Co-Trainer Kevin McKenna etwas Unruhe. Ein Vorteil für die Fortuna?
Ich denke schon. Ich kenne die Problematik: Man versucht, in Ruhe zu arbeiten, weiß aber nicht, wer noch von oben runterkommt. Und wenn jetzt so ein wichtiger Mann wie Kevin McKenna freiwillig geht und den Vertrag auflöst, bringt das auf jeden Fall Unruhe in eine Mannschaft, definitiv.
Sie kennen McKenna gut, können Sie seine Entscheidung – er sah zu wenig Perspektive – verstehen?
Ich weiß, dass McKenna am Ende der letzten Saison, als er drei Spiele Cheftrainer war, gehofft hat, das langfristig zu machen. Ich glaube, dass er ein Stück weit enttäuscht war, als ihm die Aufgabe nicht zugetraut wurde. Was explizit vorgefallen ist, ist spekulativ. Als ich von der Trennung gehört habe, war ich aber nicht überrascht, außer vielleicht vom Zeitpunkt. Das hätte man zu Beginn der Vorbereitung oder in der Sommerpause machen können. Aber er wird seine Gründe haben.
Wie ist der Kontakt zur Fortuna entstanden?
Im Urlaub hat mich mein Berater angerufen. Ich wäre aber so oder so in Köln geblieben. Dann hätte ich ein Praktikum beim FC gemacht und nebenbei meine Lizenzen. Ich sehe mich nach dem aktiven Fußball in Richtung Athletiktrainer. Aber als das Angebot der Fortuna kam, musste ich nicht überlegen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Reserve-Mannschaft und einem normalen Senioren-Team?
Bei jungen Mannschaften muss man ein Maß finden zwischen positiver Kritik und dem Fakt, dass die Message ankommen muss. Junge Spieler neigen dazu, zuzumachen. Auf dem Platz sollte ich im besten Fall eine Respektsperson sein. Aber neben dem Platz sollten wir gleich sein. Aber die Jungs konnten das oft nur schwer unterscheiden. Bei der Fortuna habe ich schnell gemerkt, dass der Ton rauer werden kann, man aber damit sehr gut klarkommt.
Das war in der Reserve nicht so?
Nein, da musste man überlegen, wie man Kritik vermittelt. Ich finde es sehr gut, dass es bei Fortuna mit Lars Bender und Kevin Rauhut noch andere ältere Spieler gibt. Man hat auch mal andere Themen in der Kabine. Es geht nicht immer nur um den Führerschein, die neue Frisur oder irgendein Mädel, das man in der Diskothek kennengelernt hat (lacht).
Wie sehen Sie die Verbindung zwischen U 21 und FC-Profis?
Eine Durchlässigkeit war in meinen Jahren nie gegeben. Nur, als der FC abgestiegen ist, durften sich einige unter Stefan Ruthenbeck beweisen. Aber Spieler wie Hikmet Ciftci (Erzgebirge Aue, d. Red.) oder Anas Ouahim (VfL Osnabrück, d. Red.) haben den Sprung über die FC-Reserve in die 2. Bundesliga geschafft.
Was ist drin für die Fortuna in der neuen Saison?
Ich hoffe, dass das Umfeld etwas Geduld hat. Die fünf oder sechs Wochen Vorbereitung werden nicht reichen, um das Maximum aus der Mannschaft herauszuholen. Ich hoffe, dass wir am Saisonende einen guten einstelligen Tabellenplatz belegen. Das muss auch unser Anspruch sein.
Was trauen Sie der FC-U-21 zu?
Das Ziel wird heißen, in sichere Fahrwässer zu gelangen.