England enttäuscht beim 0:0 gegen Slowenien erneut, wird aber Gruppensieger. Damit trifft Deutschland im Achtelfinale auf Dänemark.
Buhrufe für England in KölnDeutschland spielt gegen Dänemark, weil Ex-FC-Torjäger Gelbe Karte sah
Auch ein tristes 0:0 kann begeistern. Zumindest den Außenseiter aus Slowenien im dritten Gruppenspiel am Dienstagabend in Köln gegen den hohen Favoriten England. Als der Schlusspfiff ertönte, sprangen die slowenischen Spieler vor Freude in die Höhe, stürmten auf die Südtribüne zu, auf der für gewöhnlich die Fans des 1. FC Köln stehen. Die Anhänger in Blau und Weiß feierten ausgelassen. Denn am Ende war es eine Nullnummer, mit der beide Mannschaften leben konnten, die aber nur eine wirklich zufrieden stellte: Die Slowenen haben nach einer Abwehrschlacht, in der sie allerdings vieles recht einfach wegverteidigen konnten, als einer der vier besten Gruppendritten den Einzug ins EM-Achtelfinale geschafft.
England wurde zwar Gruppensieger, doch der vermeintliche Turnier-Favorit erntete „Boo-Rufe“ seiner vielen Fans. Denn England hatte wieder einmal enttäuscht, ganze zwei Tore gelangen den „Three Lions“ in diesem Turnier bisher, die keinen Biss zeigten. Spielerisch enttäuschte das Starensemble erneut, es wirkt nach einer strapaziösen Saison müde, fast platt und seltsam uninspiriert. Die Kritik an Trainer Gareth Southgate dürfte unvermindert weiter gehen. „Es ging uns vor allem um den Gruppensieg“, sagte Englands Kapitän Kane, der für Bayern München in der Bundesliga noch nach Belieben getroffen hatte. „Wir hatten aber wieder Probleme mit den Abschlüssen. Wir hatten ein paar Halbchancen, haben jedoch gut verteidigt. Die Spiele sind hart.“
Da im Parallelspiel am Abend auch Dänemark nicht über ein 0:0 gegen Schlusslicht Serbien hinauskam, heißt das für die deutsche Mannschaft, dass sie am Samstagabend (21 Uhr) im Achtelfinale in Dortmund auf die Dänen trifft, die dank der Fairplay-Wertung (weniger Gelbe Karten) Gruppenzweiter vor den punkt- und torgleichen Slowenen wurden. Kurios dabei: Eine Gelbe Karte sah ein ehemaliger Stürmer des 1. FC Köln: Milivoje Novakovic. Der mittlerweile 45-jährige Ex-FC-Torjäger ist Sloweniens Co-Trainer.
Englands Trainer Gareth Southgate hatte vor dem Anpfiff in diesem Turnier erstmals einen Wechsel in der Startformation vorgenommen: Im Vergleich zum 1:1 gegen Dänemark kam Conor Gallagher im defensiven Mittelfeld für Trent Alexander-Arnold zum Einsatz. Sloweniens Coach Matjaz Kek hingegen vertraute zum dritten Mal hintereinander derselben Anfangself.
Southgate war in den vergangenen Tagen mit reichlich Kritik aus seiner Heimat konfrontiert worden. Zu behäbig, zu ideen- und leidenschaftslos hatte sich sein Starensemble bisher präsentiert, der EM-Favoritenrolle war man mit diesen Auftritten überhaupt nicht gerecht geworden. Der Vorwurf an den Coach: Er ließe sein Team viel zu mutlos und vorsichtig agieren und stülpe ihm eine Taktik über, die tolle Spieler schlecht aussehen lasse. Auch seine Personalauswahl wurde kritisiert, Senkrechtstarter Cole Palmer, Chelseas Tor- und somit Lebensversicherung, schmorte wieder auf der Bank.
Aber immerhin waren die „Three Lions“ trotz der dürftigen Leistungen mit vier Punkten bereits vor dem Anpfiff für das Achtelfinale qualifiziert. Die Kritik hatte Southgate auch zumindest öffentlich kalt gelassen, überhaupt müsse er „nicht auf externe Leute hören, denn ich bin mein eigener größter Kritiker und ich denke, das gilt auch für die meisten Spieler.“ So wie Superstar Harry Kane, der Bayern-Stürmer mantraartig betonte, dass man noch lange „keine Panik“ schieben müsse.
England startet erneut ideenlos und träge ins Spiel
Slowenien begann durchaus mutig, England tat sich in den Anfangsminuten ähnlich schwer wie in den Spielen zuvor. Ballgeschiebe im Zentrum, Trägheit im Spielaufbau, Abspiele ins Nichts: Kane musste sich im eigenen Mittelfeld die Bälle holen, was ihm nicht gepasst haben dürfte. Auch stimmungstechnisch hielt der Außenseiter aus Slowenien gegen die englische Übermacht dagegen.
Aus dem Nichts gelang England nach einer sehenswerten Kombination über Rice und Foden durch Saka dann doch das vermeintliche 1:0, doch der Jubel kam zu früh, Foden hatte beim Zuspiel zuvor im Abseits gestanden. Die Szene zeigte aber: Wenn die Briten das Spiel endlich mal schneller machten, dann wurde es gleich gefährlich. Mitte der Halbzeit kam England auch etwas besser ins Spiel, doch zwingend war es auch nicht. Die Slowenen zogen sich zurück, lauerten auf Konter, hatten aber auch einmal eine Ballbesitzphase, in der sie sich gefühlt rund 50-mal das Leder zuspielen konnten, ohne gestört zu werden.
England wird dominanter, kommt aber kaum zu Chancen
Die beste Chance hatte noch Kane, der in der 41. Minute im Strafraum eine Fußspitze zu spät an den Ball kam. Als Schiedsrichter Turpin zur Pause pfiff, waren bereits da deutlich „Boo-Rufe“ der englischen Fans zu vernehmen. Zufriedenheit hört sich jedenfalls anders an.
Southgate reagierte zur Pause, brachte den erst 19-jährigen Kobbie Maino positionsgetreu für den enttäuschenden Gallagher, der seine Chance nicht genutzt hatte. Und es wurde insgesamt etwas besser, zumindest machte England nun mehr Druck und wurde dominanter. Leipzig-Stürmer Sesko musste für die Slowenen gleich zweimal im eigenen Strafraum klären (58.). Sie kamen kaum noch aus der Defensive, nach vorne gelang ihnen nichts, doch echte Chancen konnten sich die Engländer auch nicht rausspielen. Ihre Fans wachten aber zumindest auf, sorgten jetzt für Stimmung. Auf dem Rasen tat sich dann wieder nicht viel, auch England riskierte nicht mehr viel. Die letzte Chance vergab der eingewechselte Palmer.